Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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liess ich ihm Fusspackungen geben mit in frischem Wasser gut aus 
gewundenen Handtüchern von den Knieen bis über die Zehen ; alle drei 
Stunden wurden selbe erneuert und immer die Beine mit 18 gradigem 
Wasser abgerieben, getrocknet und dann wieder eingewickelt, Tag und 
Nacht fortgesetzt; ich liess ihn frische Milch trinken, soviel er nur 
nehmen konnte, dabei auch frisches Wasser in kleinen Portionen, ferner 
afs er gekochte Äpfel und Birnen, sonst gar keine Nahrung. Nach 
3 Tagen bekam seine Haut schon eine lebhaftere Farbe* auch war er 
munterer geworden, die Herzschläge bedeutend nachgelassen; ich sah also 
deutlich, dass hier durch die stark reizenden Mittel das Blut in grosse 
Aufregung geraten und sich eine subakute Entzündung des Herzbeutels 
entwickelt hatte, aber kein organisches Leiden; nun sagte ich den Eltern, 
dass ich Hoffnung habe, ihrem Sohn bei sorgfältiger Pflege und natur 
gemäßer Behandlung wieder zur Gesundheit zu verhelfen. — Ich liess 
dann mit den täglichen 2 Waschungen der Haut allmählich bis auf 16 Grad 
heruntergehen, die Beinpackungen Tag und Nacht fortsetzen; in Folgn 
dessen entstand ein Jucken an den Beinen, der Appetit und Schlaf traten 
nach und nach wieder ein, weshalb ich ihm schon konsistentere Speisen, 
nämlich Reis, Gries, mit Konrpot essen liess; als er dann Kräfte bekam 
und das lästige Herzpochen vermindert fvurde, liess ich ihn aufstehen und 
beim Tage nur Wadenbinden geben, in der Nacht aber die Fuss 
packungen fortsetzen. Der Erfolg war ein glänzender; nach 3 Monaten 
(denn so lange dauerte die Behandlung) wurde er Rekonvaleszent. Im 
Verlauf dieser Zeit kam der Hausarzt aus Neugierde zum Kranken, denn 
er hatte erfahren, dass er unter meiner Behandlung stand, und fand ihn 
auch schon gebessert, was er zwar eingestehen musste, sich aber doch 
derart äusserte, dass wohl eine Besserung eingetreten sei und der Patient 
auch noch viel besser werden könne, aber die Herzerweiterung bleibe 
doch zurück ; er könne wohl auch ganz genesen, aber er müsse wegen 
seines Herzleidens sich sehr in Acht nehmen, denn davon werde er 
nicht befreit. Das erzählte mir die Mutter, worauf ich antwortete, ich 
garantire ihr, dass ihr Sohn wieder ganz gesund werde, denn die 
Herzbewegungen würden schon nach und nach zum normalen Stande 
zurückkehren und gar kein Herzfehler zurückbleiben. Patient genas auch 
in der That von allen seinen Beschwerden. Es war in der Familie ein 
Jubel und ich hatte die Freude, ihn vollkommen genesen zu sehen. Als 
er das erste Mal in der Stadt einen Spaziergang machte, staunten die 
Leute nicht wenig, denn das Gerücht wurde verbreitet, dass der junge 
Szoboszlay an der Herzerweiterung sterben werde. Es kamen viele Be 
suche, um ihn zu sehen, und freuten sich. über seine Genesung. Die 
Mutter äusserte sich, dass sie nicht genug danken könne dem herbei 
gerufenen zweiten Arzt, weil er sich so offen ausgesprochen habe mit dem 
Todesurteil , denn andern Falls, wenn er geschwiegen hätte und die 
Apotheker-Mittel fortgesetzt eingegeben worden, er gewiss schon längst 
gestorben wäre. Als ich den vorigen Sommer nach Schwarzenberg (kleine 
Kaltwasser-Heilanstalt in den Karpathen) ging, nahm ich ihn mit, dass er 
durch die Bergluft , kalte Abreibungen und Halbbäder sich noch recht 
stärken solle; er hat sich auch sehr bald erholt; von der Schule ist er 
zurückgeblieben , konnte sie wegen der langen Dauer seiner Krankheit 
nicht frequentiren, musste daher das Schuljahr repetiren; er ist seitdem 
gewachsen und sieht vollkommen gesund und blühend aus.
	        
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