Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Lungenkranke in Davos) erfuhr ich, daß dieselbe ziemlich rationell und teilweise 
dem Naturheilvcrsahren entsprechend angewendet werde. Ganz auf der Höhe 
der Zeit steht dieselbe jedoch noch nicht, denn es werden von den Kranken noch 
Spirituosen und Fleisch genossen^. Die Behandlung ist im allgemeinen fol 
gende : Die Kranken müssen in der Nacht bei offenen Fenstern schlafen und können 
den Luftzutritt mittels der in den Wohnungen der Pensionäre angebrachten 
Ventilationevorrichtungcn nach Angabe des Arztes rcguliren; sie müssen ferner 
morgens im Belt % bis 3 / 4 Stande lang tief atmen, dann folgen 1 Wasch 
ungen des ganzen Körpers oder Duschen mit nachfolgender Abrerbung, hier 
auf Körperbewegungen nach Art der Heilgymnastik. Alle Arzneien sind verpönt, 
wie dies in aller? Natur-Heilanstalten der Fall ist. Viele Kranke finden hier 
Genesung, viele sterben aber auch, trotz dieser Behandlung, welche bei 
solch unrichtiger Diät keinen sichern Erfolg verbürgen kann; denn die neuere 
Wissenschaft lehrt, daß Schwindsüchtige (Brust- und Lungenkranke) nur dann 
Heilung finden, wenn sie alle Reizmittel in der Nahrung, besonders aber 
Fleisch vermeiden, daß überhaupt erstens eine naturgemäße, d. h. der 
menschlichen Natur als F r u ch k c s s c r entsprechende Diät und zweitens eine sp a r s a m e 
magere Diät das sonstige Naturheilverfahrcn wesentlich unterstützen muß? 
Zur Rückreise braucht man nur 8 Stunden bis Chur, wobei cs fast immer 
bergab geht, und man eine der schönsten Gegenden und das wechselndste 
Panorama vor sich hat, so daß ich, abgesehen von der Besichtigung dieses 
interessanten Winterkurorts schon durch die genossenen Naturschönheiteu für die 
nicht unbedeutenden Kosten dieser Extratour entschädigt wurde. 
Anmerkungen der Redaktion. 
1. Wenn in Davos wirklich alle Patienten, sogar im Winter, morgens Abwaschungen 
des ganzen Körpers bekommen, dann ist Davos Görbersdorf weit vor, wo'die Patienten 
nicht einmal im heißen Sommer bei monatelüngem Aufenthalt ein einziges 
erfrischendes Bad oder Waschung bekommen! 
2. Daß Arzneien in all ell Naturheilaustalten verpönt seien, ist unrichtig, 
denn ich habe schon manche Rechnung von Patienten in von Medizinern gelei 
teten Wasserheilanstalten, wie Marienberg, Laubbach, Nassau re., gesehen, auf denen 
Posten für Arzneien standen, und auch in Görbersdorf sind Arzneien gar nichts 
seltenes, wie mir schon mehre Personen versicherten, die dort Kur gemacht haben. 
3. Bon dieser neueren Wissenschaft weiß man in Görbersdorf auch noch 
nichts, darum werde ich nach Austrag der 3. Klage des Dr. Brehmer gegen mich einen 
Artikel darüber in parlamentarischer Form versassen. 
Erfolgreiche Behandlung einer Herzerweiterung 
im Verlauf eines akuten Gelenkrheumatismus 
von Dr. Ungerleider in Nyiregyhäza. 
Im Jahre 1880, Monat Jänner, wurde ich zum Herrn Carl von Szo- 
boszlay, königlicher Gerichtsbeisitzer in JSsyiregyhäza, gerufen, um dessen 
16jährigem Sohn Josef, Gymnasialschüler, womöglich ärztliche Hilfe zu 
leisten. Als ich hinkam, erzählte mir die Mutter: „dass ihr Sohn sich beim 
Schlittschuhlaufen erkältet und dass er G1 ieder -Schmerzen bekom 
men habe, wogegen örtliche Hausmittel gebraucht wurden, — ohne Bes 
serung, vielmehr hatte sich dazu Eieberhitze gesellt; der von ihr 
gerufene Hausarzt hatte Salicyl-Säure verschrieben, welche durch 
mehre Tage genommen wurde. Es erfolgte darauf auch starker Schweifs/ 
aber ohne Besserung, und die Eieberhitze wollte nicht weichen, wogegen 
wiederum Chinin verordnet wurde, aber weder das Eieber, noch die