Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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Ein Brief vom 1. Juni liegt noch vor, der lautet: 
Ich teile Ihnen hierdurch mit, daß ich heute wieder mehre Körbe 
Wäsche auf die Leinen hängen konnte, was mir früher nicht möglich 
war, da ich nicht ohne Schmerz in die Höhe langen konnte. Ich glaube, die 
Gymnastik hat mir dazu verholfen, und bin Ihnen dankbar dafür. Auch kann 
ich schwere Gegenstände wieder tragen und auf dem Flügel 
spielen, ohne die geringste nachteilige Empfindung, was ich so lange ent 
behren mußte! Ich kann dieses Glück nicht hoch genug schätzen und setze die 
vegetarianische Kost sowie Bäder rc. fort. 
Und von der Frau Mutter lief ein Brief vom 7. Juli ein, welcher nebst 
anderem folgenden Passus enthält: 
In bezug der H e i l g y m n a st i k muß ich mir erlauben, noch einige Worte 
beizufügen. Elise hat anfänglich deshalb kein Vertrauen dazu gehabt, weil 
unser Hausarzt, den ich vorher um Rat deshalb frug, ehe ich Sie noch kannte, 
die Wasserbehandlung für zweckmäßig fand, die Heilgymnastik 
jedvch als nachteilig für Elises Zustand erkannte; ich bin Ihnen nun sehr 
dankbar, daß Sie keine Mühe gescheut, um unsere Tochter eines Besseren zu 
belehren und mich dadurch von einer großen Sorge befreit, da sich Elise nun 
noch w i e d e r. i h r e r früheren Thätigkeit widmen kann, und bis 
auf die zeitweilige Röte , die noch bei großer Wärme auftritt, Vollständig 
kurirt ist. 
Also da sitzt der Hase im Pfeffer, deshalb war das sonst verständige 
Fräulein so obstinat bei Anwendung der Gymnastik, weil ihm der Herr 
Medizinalrat einen approbirten Floh ins Ohr gesetzt! Das kommt daher, 
daß diese Herren nach abgelegtem Staatsexamen sich um die neueren Fort 
schritte ihrer Wissenschaft wenig mehr kümmern, und starrköpfig auf ihrem 
eingepaukten Medizinschimmel gemütlich fortreiten, mag daraus werden, was 
da will. 
Ferner wird Jedermann einsehen, daß die vollständige Genesung dieses 
seltenen Falles noch rascher eingetreten wäre, wenn das Fräulein nochmal 
so lange Zeit hier geblieben wäre, statt kaum gebessert nach Hause zu eilen 
und sich wieder den nachteiligen Einflüssen im Geschäft, Küche und Haus, 
wenn auch behutsam auszusetzen, wozu gerade keine dringende Notwendigkeit 
vorlag! Allein man kaun die Leute nicht zwingen und darum mußte ich das 
Fräulein gehen und ihrem Schicksal überlassen. das sich aber doch noch recht 
g u t gemacht hat. 
Heitere Usnsequcn;en der Vaktemltlehre. 
Vom alten Ketzer. 
Motto: 
Ein gesunder Körper schert sich den Teufel um 
die ganze Bakterienbrut, sonst wären schon vor 
Jahrhunderten alle Ärzte ausgestorben! Darum 
Kultur der Widerstandskraft des Körpers das 
Wichtigste an der ganzen Sache! — 
Ja der Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin und öffentliches Sanitäts 
wesen von Eulen bürg „Über Desinsektion"/ XXXV. Bd.,II. Heft, pa§. 366u.ff. 
giebt Korrespondent „einige einfache Vorschläge", um den Arzt, dessen Familie 
und Klienten vor Weiterverbreitung von Infektionskrankheiten zu bewahren. 
„1. Der Arzt soll als Filtrum vor Mund und Nase einen Watterespirator 
tragen, der die Keime der Krankheit zurückhält, odcr wenn rhm das zu unbe
	        
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