Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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zahl dieser Kranken schwellen auch die Halsdrüsen und Mandeln an, nicht 
selten auch die Drüsen entfernterer Körpertheile. Daß diese Anschwellungen 
durch Eiteraussaugung entstehen, beweisen die Eiter-Ausscheidungen (Bläschcn- 
ausschlag oder Ekzem, Flechten, Kopfgrind, Abscesse, Furunkel, Fingerglicd- 
entzündung, Mitesser, Ohrenfluß re.), woran die Skrophelkranken so oft leiden. 
Diese Eiterausschcidungen entstehen durch die Stockung des in's Blut gelangten 
Eiters in den Haargefäßen (dem Zellgewebe), welche deshalb eintritt, weil die 
Eiterkügelchen größer sind, als die Blutkügclchcn. (Fortsetzung folgt.) 
Meine Erfahrungen, Beobachtungen und Schlüsse 
über BegetabUdiiit 
nach achtzehnjähriger Praxis 
von 
Arnold Riktt, 
naturwissenschaftl. Arzt in Triest und Veldes. (Schluß) 
Ich erkenne nichts destoweniger das Prinzip der Vegetabildiät, nämlich 
absolut oder au und für sich betrachtet, als ein richtiges, menschenveredelndes, 
der Zukunft gehöriges an; ich verordne dieselbe der Mehrzahl meiner Patienten 
nach wie vor; nur ihre abstrakte, auf Constitution, Gewohnheit, Beschäftigung, 
Klima re. rücksichtslose Anwendung verwerfe ich. Wahrscheinlich würde ich 
mich bei der Vegetabildiät noch weiter wohl befunden haben, wenn es mir die 
Umstände gestattet hätten, mich den ganzen Tag körperlich zu beschäftigen, 
wie z. B. als Oeconom oder Gärtner. Hierbei würde ich mehr Wärme 
erzeugt und reichlicher geschwitzt haben, welches letztere mir auffallend noth 
wendig geworden war, so daß ich nach Dampfbädern mit tüchtiger Schweiß- 
produktion, in mehren Beziehungen, mich je für 1 L 2 Tage besser befand. 
Aehnliche Erfahrungen haben auch noch Andere an sich erlebt; mehre 
gewesene Vegetarianer sind mir bekannt, welche ganz analoge Uebelstände 
wahrgenommen haben; es sind dies charaktervolle Individuen, die keineswegs 
aus sinnlicher Lust, viel früher als ich von der Vegetabildiät abstehen mußten. 
Da körperliche Thätigkeit im Freien für sehr viele Individuen Grund 
bedingung ist, um die Vegetabildiät andauernd beibehalten zu können, so liegt 
es flach auf der Hand, daß ohne vielseitige, tiefgreifende Reformen in unseren 
socialen Verhältnissen, die Vegetabildiät keinen allgemeinen Eingang ffnden 
kann. Nicht zu leugnen ist, daß sie bei Einzelnen, periodenweise angewandt, 
in jeder Beziehung herrliche Resultate bewirkt hat; dies liefert indeß noch 
keinenfalls den Beweis, daß sie unter allen Umständen probat sei. Eine 
Kost, die für den Grobschmied paßt, kann für den Schneider nicht ebenso ge 
eignet sein. 
Aus den gewonnenen Beobachtungen ziehe ich den Schluß, daß bei der 
gegenwärtig unter den meisten Civilen herrschenden Lebensweise, die größte 
Wirkung, welche man der Vegetabildiät direkt zuschreibt, mehr nur im Wechsel 
beruhe, und daß die Rückwirkung des Wechsels natürlich um so gewichtiger 
ausfällt, je mehr der Betreffende vorher carnivorisch gelebt hat. Mit der 
Zeit indeß kann diese günstige Wirkung abnehmen und allmälich sogar in das 
Gegentheil umschlagen, so daß bei fortgesetzt civiler Lebensweise (nämlich 
Mangel an körperlicher Thätigkeit) ein mäßiger Fleischgenuß periodenweise
	        
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