Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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wird, welche Garantie haben denn die Käufer, daß das vvn ihnen gekaufte 
Fleisch von einem als gesund befundenen Schweine entnommen ist? Sicher 
heit der Untersuchung ist nur dann vorhanden, wenn der Fleischschaucr das 
geschlachtete Schwein v o r seiner Zerlegung sieht, und sich die Fleischproben 
selbst nimmt. 
Bei der bestehenden Unsicherheit ist es also der Vorsicht angemessen, nur 
vollkommen gahres Fleisch zu genießen. Die Verabsäumung dieser prophy 
laktischen Maßregel wird häufig durch schwere Krankheiten (Bandwurm, Tri 
chinenkrankheit) bestraft, welche nicht selten tödtlich enden. Auch der Genuß 
des rohen, gehackten Rindfleisches ist nicht so gefahrlos, wie man 
allgemein glaubt, obwohl das Hornvieh nur selten an Finnen, und an Trichinen 
gar nicht leidet. 
Abgesehen davon, daß das rohe Fleisch schwerer zu verdauen ist, 
als das gahre, so findet abseiten gewissenloser Schlachter nicht selten eine 
Mischung des gehackten Rindfleisches mit den Abfällen von Schweine 
fleisch statt. Man erkennt diese Fälschung an der hellrot h e n Farbe, 
während das Rindfleisch dunkelroth aussieht. Infolge dieser Fälschung 
können auch die Liebhaber des gehackten, rohen Rindfleisches Schwcincfinneu 
und Trichinen in sich aufnehmen. Das ist nicht etwa eine vage Hypothese; 
diese warnende Mittheilung ist vielmehr gegründet auf Thatsachen, welche ich 
in meiner Schrift „Aerztliche Beobachtungen, Forschungen und Heilmethoden", 
(Verlag von Helwing in Hannover) eingehend erörtert habe. 
Mag die Fleischschau, sofern sie gewissenhaft gchandhabt und streng 
controlirt wird, zweckentsprechend sein, so kann doch Niemand in Abrede stellen, 
daß es ungleich zweckmäßiger sein würde, die S ch w e i n e z u n ä ch st vor Finnen 
und Trichinen zu schü'tzeü, um die Menschen mehr zu sichern vor diesen gefähr 
lichen Schmarotzerthicrchen. Die Mittel und Wege zur Ausrottung der 
Finnen und Trichinen habe ich nachgewiesen in einer kleinen, 1864 erschienenen 
Schrift: „Aerztlich begründete und ökonomisch bewährte Schweinesütter- 
ungs-Methode re.", sowie in der zuvor citirten Schrift. Obwohl unser 
großer Virchow jene Schrift mit dem bescheidenen Titel in seinem Archiv 
günstig genug kritisirte, so wird die meinerseits angeregte Idee, welche zur 
Ausrottung der Schmarotzerthierchen führen sollte, voraussichtlich am Jndiffercn- 
t i s m u s unserer Zeit ohne Prüfung scheitern, d. h. t o d t g e s ch w i e g e» werden. 
So große Nachtheile einzelnen Menschen aus den Lebensmittel-Fälschungen 
auch erwachsen mögen, so kommen sie doch nicht in Betracht im Vergleich mit 
den ungleich größeren Schäden, welche durch eigenes Verschulden infolge 
von Unwissenheit, Fahrlässigkeit, Genußsucht und Aus 
schweifung auf die Mehrzahl der Kultur-Menscheg ohne Unterlaß einstürmen, 
und Krankheiten, Epidemien, Gebrechen, Blutvcrderbniß und Siechthum zur 
Folge haben. 
Man möge aber bedenken, daß die Sorge für unser körperliches Wohl 
uns nicht nur selbst bewahrt vor dem vorzeitigen Tode, vorangehenden Be 
schwerden, Schmerzen, Martern und Qualen, welche Krankheiten und Siechthum 
stets im Gefolge haben; nein, die lebende Generation hat auch die moralische 
Pflicht, für das Wohl der kommenden Sorge zu tragen, und sie muß stets 
beherzigen, daß die Sünden der Eltern heimgesucht werden an den Kindern 
bis i n 's dritte Glied. 
I. Die Erblichkeit der Blutvcrderbnitz. 
Während alle Welt weiß, daß die Körper formen erblich sind, wie 
die Aehnlichkeit der Kinder mit den Eltern, Großeltern, oder noch ältere» Vor-
	        
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