Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Veränderung, die sie erfahren können, ist eine Verwandlung des Kohlenstoffes 
in Kohlensäure, ihres Wasserstoffes in Wasser; der Stickstoff und der unver- 
brauntc Kohlenstoff werden in dem Urin und den festen Excrementen abge 
schieden ; um eine coustante Temperatur im Ofen zu haben, müssen wir, je 
nachdem die äußere Temperatur wechselt, eine ungleiche Menge von Brenn 
material einschicbcn. In Beziehung auf den Thierkörper sind die S p e i s e n 
das Brennmaterial; bei gehörigem Saucrstoffzutritt erhalten wir die durch 
ihre Oxydation frei werdende Wärme." — 
das ist aber nicht so wörtlich und bildlich zu nehmen, wie Manche es 
gethan haben, und darum den Sitz unserer Wärmeentwicklung in Magen, Ge 
därme und Lungen verlegten, sondern überall im Körper brennt die Flamme 
des Lebens, wohin nur ein winziges Blutkörperchen mit einem Atome Sauerstoff 
beladen gelaugt! _ (Fortsetzung folgt.) 
Die Rilchenbriilme oder Diphtherie. 
Kurze Beschreibung und Behandlung derselben 
von Kustarr Wolöold. 
(Fortsetzung.) 
Wohl mag der Grund in der b e s o n d e r e n Disposition der Tonsillen und 
der Rachenschleimhaut der hohen Kranken für acute und chronische Entzündungen, sowie in 
der außerordentlichen Empfänglichkeit für dieses specifische Contagium gelegen haben; an 
dererseits wird aber auch die Virulenz des eingeführten Jnfectionsstoffes , . sowie die 
unmittelbare Ueber tragung desselben durch Küsse lrnd die Menge, 
welche dadurch zur Einwirkung kam, sehr in's Gewicht fallen. Was nun die Behand 
lung anbelangt, so umfaßte sie, wie die Jndicationen vorlagen, die örtlichen Affectionen 
und den allgemeinen Proceß. Nach der Methode, welche ich seit mehr als zwölf Jahren 
erprobte, und bei der Vergleichung mit anderen Medicamentationen und Eingriffen gegen 
diese Krankheit noch am wirksamsten fand, wurden die diphtherisch erkrankten Gewebe durch 
E i n a t h m u n g e n in stündlichen bis halbstündlichen Sitzungen, je eine Viertelstunde 
lang und länger mit zerstäubter desinficirender Flüssigkeit überrieselt, 
während zu gleicher Zeit durch die Einwirkungen der zur Zerstäubung benützten heißen 
Dämpfe mit einer Temperatur von etwa 45 — 50 " C. in der Mundhöhle eine rasche 
Eiterproduction, Demarcation und Abstoßung der Membranen zu erzielen versucht wurde. 
Jeder gewaltsamere Eingriff, wodurch eine blutige Ablösung der noch festsitzenden Mem 
branen und dadurch ein rasches Eindringen von septischen Stoffen ermöglicht wird, wurde 
aufs sorgfältigste vermieden, und die Anwendung der Apparate auch so getroffen, daß die 
Kranken dadurch so wenig wie möglich belästigt wurden. So konnten Nachts bei seitlicher 
Lage der Kranken am Rande des Bettes, wie beim Erbgroßherzog, bei der Prinzessin 
Irene 2c. re., die Einathmungen die längste Zeit und am bequemsten während des Schlafes 
ausgeführt werden, indem die Kranken nur das Zuleitungsrohr in den Mund nahmen und 
die Wärterin den Apparat in die richtige Entfernung brachte. Zn Einathmungen 
wurde, je nach dem Staude der Affeetion, eine 2,5 proc. Lösung von chlorsaurem 
Kali, eine 0,1 proc. Lösung von Salicylsäur e und bei I. £ H., als die Zersetzungen 
überhand zu nehmen begannen, eine 0,25 proc. Lösung von übermangansaurem 
Kali verwendet, während nt den ersten Tagen der Krankheit außerdem noch Einspritz 
ungen mit frisch bereitetem verdünntem C h l o r w a s s e r, das etwa 25—30 Proc. officinellen 
Chlorwassers enthielt, gemacht wurden. Wo die faserstoffigen Exsudationen auch auf den 
Kehlkopf überzugreifen begannen, wie beim Erbgroßherzog und bei I. k. H., wurde diese 
Flüssigkeit entweder mit Kalkwasser vertauscht oder abwechselnd dieses mit den früheren 
desinficirenden Flüssigkeiten eingeathmet. Nach wiederholten experimentellen Untersuchungen 
und am Krankenbette - hat sich mir das K a l k w a s s e r doch immer noch am meisten be 
währt zur Lösung f a s e r st o f f i g e r E x s u d a t i o n e n, wie sie bei der Diphtherie 
auf den entzündeten Schleimhäuten sich bilden und als Entzünd nn gs- 
product zu betrachten sind, das unter Umständen auch aus anderer Veranlassung, wie 
durch Einwirkung von Ammoniak, Sublimat, kochendem Wasser rc. rc., bei bestimmten 
Jnfectionskrankheiten, wie Typhus, Scharlach rc. und vorzugsweise bei der Laryngitis 
crouposa (Kehlkopf-Croup) durch atmosphärische Einflüsse rc. entstehen kann.
	        
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