Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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lediglich um die Ausschwitzung im Rachen und deren Beseitigung 
handelt! Mit Nichten; ich bin vielmehr auf Grund meiner Beobachtungen 
und Erfahrungen zu anderer Ansicht gekommen, nämlich daß man besser 
daran thut, die Diphtherie zu cmipirm, statt zu touchiren, wodurch ihr alles 
Gefährliche genommen wird! Wie ich oben mitgetheilt, nehmen die Pathologen 
an, daß dieselbe eine akute Vergiftungskrankheit ist, bei welcher es schließlich 
— nicht von vornherein — zu einer eigenthümlichen Entzündung der Rachen 
gebilde mit Ausschwitzung plastischer Massen kommt. Gut, merken 
wir uns das! Die Staatsheilkunde hat nun absolut kein Mittel, 
dieser lokalen Entzündung und Ausschwitzung zuvorzukommen, 
oder sie geringfügig, ungefährlich zu machen, sondern muß ruhig abwarten, bis 
das Unglück geschehen ist, um dann gegen den eigenthümlichen Belag zu Felde zu 
ziehen; ganz anders und günstiger liegt die Sache beim Naturyeil- 
verfahren; dieses vermag den Körper gleichsam zu zwingen.sein diph 
therisches Gift anderswo, durch ein weniger sensibles Organ fort 
zuschaffen , nämlich via äußere Haut in Form Von Dunst und Schweiß!!! 
Ich spreche hier nicht blos theoretisch, sondern aus der Praxis, indem 
ich in Vielen Fällen, wo ich gleich im Beginn der Erkrankung gerufen wurde, 
gefunden habe, daß es Dank der energisch Vorgenommenen und c o n - 
sequent Tag und Nacht durchgeführten ableitenden Behandlung 
gar nicht zu einer Ausschwitzung im Rachen gekommen ist, sondern die daselbst 
vorhandene Entzündung schon nach 36—48—72 Stunden sich Verminderte und 
Verschwand, weshalb es dann hieß: das war gar keine Diphtherie! 
Meinetwegen, antwortete ich darauf, mag dem Kranken gefehlt haben, was da 
will, ich habe aber doch die Vorhandene Rachenentzündung und den 
fieberhaften Zustand zum Verschwinden gebracht und dadurch den Patienten in 
wenigen Tagen in den Zustand früherer Gesundheit zurückversetzt und mehr 
kann man doch nicht verlangen; auch kann mir kein Mensch beweisen, 
daß, wenn ich das nicht gethan. derselbe die Diphtherie nicht bekommen 
hätte, resp. es bei ihm nicht zu der gefährlichen Ausschwitzung 
gekommen wäre! Na nu!! 
Ferner habe ich gefunden, daß, wo es bereits zum diphtherischen 
Belag gekommen war, derselbe durch die nämliche ableitende Behandlung 
nicht weiter zum Vorschein kam, keinen Nachschub erhielt, wenn ich ihn 
durch leichte Kalkwasserpinselungen beseitigt hatte und daß die Erkrankung auch 
in diesem Falle einen g ü n st i g e n Verlauf nahm! 
Ja aber diese Emballage- und Bäderbehandlung ist doch gar zu un 
bequem, namentlich wo in einer Familie mehre Kinder zugleich erkranken 
und die wohnlichen Verhältnisse sehr beschränkter Natur sind. Zugegeben — 
allein der gute Wille und die verständige Einsicht machen Alles möglich, und 
vollends wenn man sich sagen muß: Es führt kein anderer Weg nach 
Küßnacht! Mit andern Worten: Nur auf diese Weise läßt sich die 
diphtherische Erkrankung sicher in Genesung überführen!! 
Nun mache Jeder was er will, ich habe ihm den wahren Weg des Heils ge 
zeigt, wo es kein unsicheres Herumtappen giebt, sondern ein klar bewußtes Handeln! 
Inzwischen ist ein ausführlicher Bericht über die diphtherischen Erkrankungen 
in der großherzoglichen Familie in Darmstadt im „British 
Medikal Journal" aus der Feder des Professor Dr. Oertel in München 
erschienen, welcher bekanntlich zur Consultation dahin berufen wurde, dem ich in 
Nachstehendem das Wichtigste entnommen habe und zur Belehrung meiner 
Leser meine kritischen Betrachtungen beifügen werde. Er lautet:
	        
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