Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Die Rachenliraime oder Diphtherie. 
Kurze Beschreibung und Behandlung derselben 
von Gustav ZVolvold- 
(Fortsetzung.) 
Wenn man nun fragt, w i e eine diphtherische A n st e ck u n g zu Stande 
kommt, wie der Pilz in den Körper gelangt, so ist die Antwort gerade nicht 
so leicht, denn es geht hier wie bei den anderen Infektionskrankheiten auch, 
indem Hunderte mit solchen Kranken in Berührung kommen und doch kaum 
der zehnte Theil davon angesteckt wird; es ist eben keine Disposition 
dazu vorhanden, sagt die Wissenschaft, und wie die Krankheit beim aller 
ersten Kranken zu Stande kommt, das wissen allein die Götter! 
Die Anhänger der P i l z t h e o r i e sind dagegen wegen einer plausibeln Antwort 
nicht verlegen, sie sagen einfach: die Ansteckung bei der Diphtherie beruht auf 
der Uebcrtragung der Parasiten, sowohl der Sporen (Keimkörner), 
wie auch der Pilzfragmente; diese Uebertragung kommt seltener un 
mittelbar z. B. durch Küssen der Erkrankten, viel häufiger mittelbar 
vor. Die Erkrankten brechen oder husten nämlich die Schleim- und Aus 
schwitzungsmassen aus, in denen die Sporen und Pilztheile enthalten sind 
und beschmutzen damit die Leib- und Bettwäsche, sowie den Fußboden rc.; 
hier vertrocknen diese Massen sehr schnell; da nun die Kranken in der 
Regel unruhig sind, sich in ihrem Bette hin und her wälzen, so ver 
stäuben die trockenen Massen, sowie die auf dem Fußboden ver 
trockneten ausgehusteten Schleim- und Ausschwitzungsstoffe, welche dann durch 
das Gehen oder Auskehren in die Staubmasse übergeführt und dadurch zu 
Trägern der Fortpflanzung werden. Die Keime d e s P i l z e s b e h alt e u 
aber, wie alle Sporen der niederen Pflanzen, unendlich lange Zeit in 
trockenem Zustande ihre Keimfähigkeit und so kommt es denn, daß 
längere Zeit nach einem überstandenen Falle neue Erscheinungen der Diph 
therie vorkommen können, oft in entfernt wohnenden Familien, aus denen ein 
Glied einen diphtherischen Kranken besuchte. Auch sollen schon mehre Aerzte 
in Folge der Ausübung ihres Berufes der Diphtherie zum Opfer gefallen sein, 
indem sie beim Auspinseln der Rachengebilde von Kranken, sowie bei Tracheo 
tomien durch ausgehustete Partikelchen angesteckt worden. (?) 
Was nun die Behandlung der Diphtherie anbelangt, so will ich hier 
nicht wieder Alles vorführen, was Allopathen,Homöopathen und andere 
Pathen dagegen empfohlen haben (ich habe dies im Artikel von 1873 gethan!); 
sondern gleich zur Sache übergehen und mich ganz an das oben geschilderte 
Krankheitsbild halten, welches so ungefähr in der Mehrzahl der Fälle 
beobachtet wird. 
Zuerst halte man fest, daß ein zur Zeit noch unbekannter Krankheitsstoff 
in den Körper gelangt ist, welcher das Nervensystem alterirt, wodurch dann 
Fieber oder ein erhöhter Verbrennungsproceß entsteht, welches 
man zunächst im Schache zu halten suchen muß, weil dadurch allein das 
Nervensystem vor Lähmung und die Blutmasse vor Zersetzung bewahrt, auch 
dieWiderstandskraftdesOrganismusimerwünschtenGrade 
erhalten wird!' Wie man nun dem Fieber den Radschuh anlegt, das 
habe ich wie überhaupt die neueste Fiebercrklärung und Behandlung 
in früheren Jahrgängen zur Genüge beschrieben und kann mich daher auf die 
Hinweisung auf jene Artikel beschränken. Alsdann kommt der charakteristische 
üble Geruch aus dem Munde in Betracht und somit wird ein Jeder,
	        
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