Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Mim, also ohne irgendwelche Heilmittel der Schule blos mit 
Wasser,Lu stund Bewegung Kranke k u r i r t e, welche vorher eine Menge 
Aerzte ohne Erfolg gebraucht hatten, ja zu dem dann sogar kranke Aerzte 
wallfahrteten, die sich selbst oder denen ihre College» nicht mehr helfen 
konnten! 
Hiervon erwähnt nun Dr. Niemeyer in seinem Artikel wieder kein 
Wort!!! Diese w a s s e r ä r z t l i ch e Sck> ule hat dann im Laufe der Zeit 
Gnade gefunden vor den Augen der Mediziner, so daß deren nach und nach 
eine große Anzahl den Arzneikolben quittirte und der Fahne der hydro 
therapeutischen Krankenbchandlung sich zuwandte, welche nunmehr in 
Kliniken und Spitälern bei akuten Krankheiten, z. B. Typhus, Eingang ge 
sunden hat, wenn auch leider jesuitischer Weise nicht pure, sondern stets 
in Verbindung mit dem heillosen Arzneikolben, damit ja das ver 
ehrte Publikum nicht zu gescheidt werde und zur richtigen Hcilerkenntniß gelange! 
Während nun Prießnitz - Hippokrates II. auf Gr äsen b erg 
Sensation machte durch seine arzneilosen Kuren, wagten cs zwei junge 
Dozenten in Tübingen, die DDr. Wunderlich und Roser, Anfangs der 
vierziger Jahre mit der alten Heilmutter ebenfalls zu brechen und eine 
physiologische Schule der Medizin zu gründen, welche, sich stützend 
auf erwiesene Thatsachen, die Gesetze lehren sollte, nach denen der 
Organismus lebt und erkrankt, g e n e st und st i r b t! Ihr Leibjournal, 
worin sie ihre neuen Lehren der ärztlichen Welt verkünden wollten, ward 
„Archiv für physiologische Heilkunde" betitelt und in einem ihrer ersten Leit 
artikel wurde frisch manifestirt: „Wo die Reccptcnsttcht aufhört, fängt die 
Therapie an!" Aber was für eine Therapie'? Als ein paar Jahre später 
Dr. Wunderlich als Professor nach Leipzig berufen worden und die 
Leitung der großen Universitätsklinik daselbst übernommen hatte, wo er nun 
seine neue bessere Therapie zeigen sollte, da stand der gelehrte Man» wie der 
Ochs am Berge und mußte wieder zu den von ihm verworfenen Arzneien seine 
Zuflucht nehmen, denn — zu Hippokrates' Thu» und Lassen konnte er sich 
noch nicht erheben! Um diese Zeit begann er auch sein umfangreiches „Hand 
buch der speciellen Pathologie und Therapie" zu schreiben, in 
welchem die ärztliche Welt dc^s verheißene Manna der Therapie endlich bekannt 
gemacht zu sehen hoffte; allein sie sah sich schändlich betrogen, denn Wunder 
lich nähertesich darin wieder derselben empirischen Receptnr, die er 
früher als irrationell, unphysiologisch verworfen, weiß sich aber 
doch jesuitisch aus der Schlinge zu ziehen, indem er sagt: „Wenn ich weit 
entfernt (?) bin, die Wirksamkeit der Droguen gering zu achten, und wenn 
ich daher \ .überall es mir angelegen sein ließ, auf diese wichtigen 
Waffen (?) in der Hand des denkenden (?) Arztes hinzuweisen, so bleibt 
es doch stets mein Grundsatz, daß oft unser bestes Heilen (?) ohne Hilfe der 
Apotheke geschieht, vor allem aber, daß für einen glücklichen Erfolg der 
Kur mit oder ohne Medikamente exactc anatomisch-und physiologisch- 
pathologische Kenntnisse immer die besten und solidesten Bürgschaften sind. (?) 
Was soll das heißen? Damit kurirt man nicht einmal ein Bauchweh! 
Doch es kommt noch besser! Wunderlich sagt weiter: „Es giebt keine Krank- 
heitsform, die nicht ohne sogenannte Medikamente geheilt 
werden kann, und bei welcher nicht dieselben durch die tausend anderen 
Hilfsmittel, welche dem rationellen Arzt zu Gebote stehen, vollständig er 
setzt werden können; und in der Mehrzahl der Krankheitsfälle ist die Ver 
ordnung von Medikamenten geradezuNebensache.in einer nicht'kleincn Zahl
	        
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