Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Bezüglich der Schroth Äschen Kur ist der Verfasser von seiner früheren Begeisterung 
zurückgekommen, und wendet sie daher nur noch in einigen wenigen Krankheitszuständen 
unterstützend an; eine ganz andere Tragweite läßt er aber einer vernünftig geleiteten Wasser 
kur angedeihen, fügt aber gleich bei, daß selbige heutigen Tages nicht mehr einen starren 
Gegensatz zur Medizin überhaupt, sondern einen frisch grünenden Zweig derselben 
bilde und daß, wäre schon auf Universitäten dem angehenden Arzte Gelegen 
heit zu praktischen Beobachtungen geboten, die wissenschaftliche 
Anerkennung, deren sich dies Heilverfahren nunmehr allenthalben (?) erfreut, sich auch in 
segensreicher praktischer Anwendung lebhafter bethätigen müßte! 
Wie diplomatisch drückt sich Verfasser als B a d e a r z t an einem gemischten 
Kurort, der seine G ä st e allermeist von seinen Kollegen zugeschickt bekommt, hier aus! 
Frisch grünender Zweig der alten Medizin! Nicht übel, was würde aber 
der selige Prießnitz zu einer solchen Bezeichnung seiner Heilmethode gesagt haben? — 
Und auf Universitäten wird man sich wohl hüten, den Studirenden der Heilkunde diesen 
therapeutischen Zweig unverfälscht vorzutragen und einzupauken, denn das Ende vom Liede 
wäre, daß die Studenten das Kollegium über inaleria inecliea bald für ganz über 
flüssig halten würden, wenn man ihnen nicht zugleich erklärte, daß der Hokus Pokus 
der Arzneimittel zum einträglichen Geschäft und als Nimbus für's abergläubige 
dumme Volk nothwendig sei, so lange nämlich bis der Staat die Aerzte ebenso be 
soldet, wie die G e i st l i ch e n , die auch sicher meist vor l e e r e n Bänke n predigen 
würden, wenn die Kirchen nicht ohne Entree besucht werden könnten!! 
Im Kap. ,.Krankengeschichten" kann man ersehen, w i e in Teinach die Wasserbehand 
lung pure oder c o m b i n i r t executirt und was dadurch geleistet wird, wobei natürlich 
von den Fallen nicht gesprochen wird, welche auch hier, wie anderswo in von approb. 
Aerzten geleiteten Anstalten — erfolglos behandelt wurden. 
Da T e i n a ch nun auch Mineralbad ist und von demselben Dr. Wurm dirigirt 
wird, so wird man leicht begreifen, daß ihm der Kopf von dieser doppelten ärztlichen 
Direktion im Hochsommer bei ein paar hundert Kurgästen (230 Fremdenzimmer zählt 
nur allein der das „k ö n i g l. B a d" bildende, jetzt dem Buchhändler Carl H o f f - 
mann in Stuttgart gehörende Gebäudecomplex und wohl eben so viel sind in den 
dortigen Gasthäusern und Privatwohnungen vorhanden) ordentlich warm werden muß, 
wenn er jeden seiner zahlreichen Kurgäste gründlich untersuchen, berathen und ihm das f ü r 
ihn geeignete unter seinen vielen Kurmitteln gewissenhaft verordnen will. Und 
daß dies wirklich der Fall ist, geht aus dem Passus aus S. 104 hervor, wo Dr. Wurm 
wörtlich sagt: £ 
„Auch während des Winters werden die Wasserkuren hier fortgesetzt und ist in 
dieser Beziehung für Fernhaltung jeder Störung des Erfolgs und des Comforts gewissen- 
haft Sorge getragen. Ja, wir empfehlen Wasserkurgästen (?) recht dringend 
gerade die Frühjahrs-, Herb st- und Wintermonate, in denen das 
geräuschvolle Leben der Saison einer die gewissenhaftere K u r a n w e n d u n g 
befördernden Ruhe Platz gemacht hat und wo darum auch dem A r z t e eine eingehendere 
Beschäftigung mit dem einzelnen Patienten möglich ist." — 
Also im Sommer bleibe ferne von Teinach, wer eine gewissenhafte Berathung 
des Arztes für seinen Zustand bedarf! — 
Im Kap. ,,K u r r e g e l n" wird gesagt, daß sich dieselben mehr auf den Mineral- 
kurgast beziehen, da' beim W a s s e r k u r g a st täglich (?) ärztlicher Besuch 
und säst täglich (?) eine mehr oder minder erhebliche Aenderung (?) in der Kur 
nach dem Ermessen des Arztes stattfinde. —• Aus denselben will ich nur noch mittheilen, 
daß Dr. W u r m für Teinach das Offenstehen der Fenster während der 
Nacht nicht billigt, da die Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht dort als 
eine sehr rasch eintretende und bedeutende bezeichnet werden müsse. (Damit will er wohl 
auf die Gefahr einer Erkältung hindeuten, welche aber gar nicht vorhanden ist, wer 
sich nicht dummer Weise an's Fenster legt!) Das Tabakrauchen erlaubt Wurm 
sogar Brustkranken im Freien, da nur das Ein athmen der mit Tabaksrauch 
geschwängerten Lust eines Zimmers als schädlich bezeichnet werden könne! (Auch noch nicht 
dagewesen! D. R.) 
Am Schlüsse befindet sich noch eine Preisangabe für Wasser- und M ine - 
ralkurgäste, sowie Auszug aus der Speise- und Weinkarte und eine hübsche 
Karte der Umgebung Teinachs, die jedem Käufer sehr willkommen sein wird! 
8. Dr. Carl Anjel, Gräfenberg. 2. Aflge. 8. 89 S. Wien 1878. 
Verlag von W. Braumüller. Preis M. 1.20. 
Der Inhalt des Schriftchens ist folgender:
	        
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