Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Csrrespmi-en; mit Allen und für Alle. 
Ab. Vr. H. in W. Sie haben einen Bekannten, der seit Kurzem auf einem Auge 
nicht mehr sehen kann; der consultixte Augenarzt erklärte, daß hier eine H o r n - 
Hautentzündung vorliege, wobei ein quer über das Auge laufendes Aederchen ge- 
platzt und dessen Blut nun geronnen sei, weshalb Patient nicht mehr setzen könne; hier 
müsse das geronnene Blut durch den Stoffwechsel wieder aufgesogen werden und zu 
diesem Zwecke seien Q u e ck s i 1 b e r p i l l e n vorzüglich (?). ' Sie 'haben dem Freunde 
von diesem Heilmittel abgerathen, dagegen ihn persuadirt, Morgens und Abends ein Fußbad zn 
nehmen und beim Stechen im Auge kühlende Comp ressen aufzulegen, auch eine reizlose Diät zu 
beobachten und fragen: was sonst noch zu thun sei? Antwort: Sie dürfen dem Manne 
wohl noch aurathen. wöchentlich zwei laue Bäder (22—24 Grad ca. 10—l5 Minuten lang) 
mit nachtzeriger kühler Brause zu nehmen, sowie täglich eine Abreibung des ganzen Körpers 
mit seuckt kaltem Tuche ; auch wären , da feuchte Ganzpackung aus Mangel' an Bedienung 
dort wohl nicht ausführbar, ein paar irisch-römische Bäder von eingreifender Wirkung, 
aber nur im warmen Raume, ca. 1 Stunde lang mit tüchtiger Massirung und nachtzeriger 
kühler Brause und guter Trockenfrottirung. 
Ab. Director I. in B. Sie meinen, eine Naturheilanstalt für eine durchgreifende 
Kur zu wählen, werde in. dem Maße schwieriger, in welchem die Anzahl solcher Anstalten 
zunehme, so seltsam das auch klinge ft Was man so von da und dort höre, komme alles 
mehr oder weniger auf einen leidigen Mechanismus hinaus, bei dem das G e l o m ei ch e n 
die Hauptsache zu sein scheine; es gebe wohl sehr wenig Naturärzte, die sich so um ihre 
Patienten kümmern, wie es eigentlich sein sollte. Sobald die Zahl der Patienten größer 
werde — und das müsse in einer Anstalt ja geradezu erstrebt werden — höre selbst ver 
ständlich die sorgsame Rücksicht auf den Einzelnen ans und die Schablonen arbeit 
beginne. Die Anstalten scheinen alle mehr oder weniger vlosze Sommerfrischen zn werden, die 
allerdings für solche Leute, denen Nichts fehle, höchst genußreich seien, die aber mit ihrem 
ganzen Unterhaltungsapparat, mit Küche und Keller ?c. eitlen wirklichen Patienten 
zur Verzweiflung bringen sönnen! Ferner schreiben ^ic wörtlich: Da mir See 
bäder immer gute Dienste gethan, so nehme ich jetzt zu meiner H e n s ch e l'schen Haus- 
douche Wasser mit Seesalz gemischt und befinde mich recht wohl dabei! Sie haben 
wohl Nichts dagegen, da dieser kleine Hautreiz doch nicht schaden kann? Aber eine andere 
Abweichung werden Sie wohl weniger gutheißen, nämlich ich habe, da ich bei der geringsten 
Bewegung außerordentlich leicht und oft ganz unmäßig schwitze, veranlaßt durch 
eine öffentliche Anpreisung, einige Zeit lang täglich 12 Tropfen Eisen-Bravais auf 
1 Stück Zucker genommen und noch keine nachtheiligen Flügen davon wahrgenommen, aber 
auch noch keine besonderen Vortheile. Dr. Munde, dieser alte Hydropath vom reinsten 
Wasser, empfiehlt in seinem Buche auch Eisenpräparate, was mich nun bewogen 
hat, Prießnitz untreu zu werden und ebenfalls einen Versuch damit zn machen. Noch 
Eins: Lesen Sie doch Dr. G. Jägers Buch „Die Entdeckung der Seele" und 
theilen Sie uns dann im N. A. über das Verhältniß der Naturtzeilweise zn den dort 
niedergelegten Beobachtungen Ihre Ansicht mit; namentlich dürste der Passus „die Jäger- 
uniform" der angelegentlichsten Beachtung werth sein! — Antw. In Bezug auf das 
über Heilanstalten Gesagte können Sie bei vielen Recht haben und fällt es mir darum 
immer schwer, wenn mich Patienten fragen, welche Anstalt ich ihnen mit gutem Gewissen 
empfehlen könne, eine davon unbedingt zn nennen; ich pflege daher eine Gegenfrage zn 
machen, nämlich auf welche Eigenschaft der Frager am meisten Werth legt, um ihm darauf 
dann ein paar zu nennen, wovon er sich nun selbst eine auswählen kann. Ad Seesalz 
zur Hausdouche will ich nicht rciifonniicn , da im Allgemeinen bei mäßiger Anwendung 
dieser Hautreiz bei torpiden Subjecten nicht gerade zu verwerfen ist ; aber für Eisenpräparate 
schwärme ich nicht ü In Munde, wenigstens nicht in Ihrem Falle des starken Haut- 
schwitzens, welchem Fehler leicht auf andere Weise abgeholfen werden kaun, nämlich auf 
dem einer mehr trocknen Diät in Verbindung mit Ihrer Zimmerdouche, so oft Sie ein 
nasses Hemd bekommen haben und darauffolgendem Luftbad auch Winters im geheizten 
Zimmer ; bei Bleichsucht lobt Munde allerdings Eisenpillen als unentbehrlich zur 
Heilung und entschuldigt sich dann wegen dieser Pfuscherei in die Arzneigelehrsamkeit! 
Die Jäger'sche Schrift werde ich mir kommen lassen, durchstudiren und Ihrem Wunsche 
dann willfahren; was ich inzwischen aus Kritiken in den Tagesblättern über das Buch 
gelesen, ermuthigt Einen aber keineswegs zu dessen Lectüre! Doch es sei darum!
	        
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