Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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nrühen Sie sich nicht, er bekommt seine gemessene Abfertigung schon von mir, denn ich kann 
unmöglich Alles das abdrucken lassen, was mehr als ein Dutzend gegen ihn eingesandt 
haben; das wäre auch zuviel Ehre für den Mann! — 
Ab. in M., Oesterreich. Sie fragen an, woher das Herzklopfen rühre und was 
dagegen zu thun sei, da Sie weder im Hahn noch Rausse eine Besprechung und Be 
handlung dieser besonders bei älteren Personen sehr verbreiteten Krankheit finden. 
Antw.: Das Herzklopfen, wenn es nicht durch ein organisches Herzleiden (Herzer 
weiterung, Herzhypertrophie, Klappenfehler re.) bedingt ist, wird nicht als ein selbstständiges 
Leiden angesehen, sondern als ein Symptom verschiedener Krankheiten, wobei das 
Herz mittelst seiner Nerven in Mitleidenschaft gezogen wird. Zunächst versteht man unter 
H e r z.k l o p f e n eine gesteigerte Thätigkeit dieses Organs in Form rascherer 
und stärkerer Zusammenziehungen seiner Muskelfasern, wodurch man die Spitze desselben 
an die Brustwand anklopfen sieht, fühlt und hört, was in normalem Zustand nicht der 
Fall ist. Die Anatomie sagt uns, daß zu dem Herz Fasern des Vagus und Sym- 
pathicus gelangen und in dem Herzfleisch noch eigene Ganglien eingelagert sind, weshalb 
die Zusammenziehungen desselben dann noch stattfinden, wenn das Herz aus dem Körper 
herausgenommen wird; vom Einfluß des Vagus auf die Herzcontractionen weiß man, 
daß Reizung desselben die Thätigkeit verlangsamt, seine Durchschneidung sie be 
schleunigt, so daß man den Vagus wohl als M o d e r a t o r d e r H e r z a c t i o n 
ansehen kann ; vom Einfluß des S y m p a 1 h i c u s weiß man dagegen noch wenig 
Sicheres— trotz Millionen von Vivifectionen!!! Und die P a t h o l o g i e unter 
scheidet zwei Arten von Herzklopfen, das nervöse und die sogenannte angina pectoiis; 
das nervöse wird bei blutarmen Subjecten beobachtet, bei Geschlechtsafsectionen, sowohl 
bei historischen Frauen als auch bei Männern, die stark in venere excessirt haben, 
sowie bei Onanisten, ferner bei jungen Leuten, die stark gewachsen sind; die angina 
pectoris kommt fast nur b e i organischen Herzleiden (s. oben) vor, aber auch ohne 
solche bei vorgerücktem Alter, bei Fettsüchtigen und bei der sogenannten 
Basedowschen Krankheit, welche sich, wie schon früher bemerkt, durch das subjective Gefühl 
des Herzklopfens mit verstärkter Pulsation der Hals- und Kopsgefäße und An 
schwellung der Schilddrüse kennzeichnet. — Also kann es, wie man leicht einsieht, keine 
Chablone zur Behandlung des Herzklopfens geben, sondern man muß nach Vorstehendem 
immer individualisiren, d. h. genau unterscheiden, wer daran leidet und darnach 
seine Vorschläge machen; bei älteren Personenz. B. dürste Kälteappli cation auf 
die Herzgegend in Form vierfacher feuchter Compressen, (8—12") mit Wechsel so oft sie warm 
gewordeu, gute Dienste thun; vorher kann man auch ein ableitendes Fußbad (14—18" R.) 
mit zeitweiliger Frottirung der Füße und Waden durch Andere (ca. 10—20 Min. Dauer) 
nehmen lassen und muß nebenbei auf die übliche Diät mit ihrer Wirkung Obacht geben 
und selbige darnach reguliren. Munde empfiehlt im Allgemeinen : reichliches Wassertrinken 
bei vieler langsamer Bewegung im Freien, lange Sitz- und Fußbäder, recht mäßige und 
einfache Diät. Reichliches Wassertrinken möchte ich aber lieber in öfteres in kleinen 
Portionen umändern. 
A b. in W. Warum ich nicht und ebensowenig einer der 7 A n t i r i k l i a n e r in voriger 
Nummer den Passus S. 87 beleuchtet, wo R i k l i sagt: „Uebrigens spreche ich —, daß sie wirklich 
auch gesunder, glücklicher und friedfertiger sind, als andere Menschenkinder; 
ich habe noch keinen kennen igelernt, der in obigen Eigenschaften e x c e l l i r t e rc., da 
sich darüber auch recht viel sagen lasse, namentlich ad vocem friedfertig! Glaubt denn 
der gute Mann, daß der Vegetarianismus seine Anhänger zu geduldigen Schöpsen machen 
soll, die sich von Andern Alles ruhig gefallen lassen, während jene die Hammerrolle spielen 
wollen? Das geht doch über die Hutschnur und bitte, bringen Sie über diesen Punkt noch 
einige Worte! Antw.: Ich habe diesen Passus absichtlich übergangen, weil ich nicht 
noch mehr aufrühren wollte, da ich im Gegensatz zu B a l tz e r - H a h n (siehe „N. - A." 
1872, liter. Beil. I., S. 3) welchen die sittliche Seite des Vegetarianismus als die 
h ö ch st e gilt, nur die hygieinische im Auge habe und zufrieden bin, wenn diese 
vorerst den Menschen einleuchtet, die andere wird sich schon finden. Vom Vegetarianismus 
verlangen wollen, daß über Nacht seine Anhänger gebildete und gesittete Leute, wahre Engel 
werden, deren pädagogische und weitere Selbsterziehung vernachlässigt worden, ist purer 
Unsinn, ebenso aber auch, wenn man dem wahren Vegetarianer im Kampfe um's Dasein, 
im praktischen Leben zumuthen wollte, immer nur den Unterthänigen zu spielen, auf dem Schufte 
und Hallunken gemüthlich herumtrampeln dürfen, denn nach einem alten Sprüchwort kann auch 
der beste Mensch nichtim Friedenleben, wenn sein Nachbar ein boshafter Stänkerer ist! 
Ich s e l b st habe gefunden, daß ich in meinem sittlichen Gesühl viel empfindlicher geworden 
bin, als ich es früher war, denn Schurkereien jeder Art rufen jetzt eine größere Entrüstung 
bei mir hervor, als früher, wo mein Gehirn durch reizende Speisen, Getränke und Tabak 
gleichsam beduselt war, so daß ich jetzt viel mehr mit mir zu kämpfen habe, um dieser Ge
	        
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