Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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wüthigster und opferwilligster Vorkämpfer für die Befreiung des deutschen 
Volkes vom Dogma der Impfung und des Impfzwanges seit Jahren 
bekannt. Sie mögen mir gestatten, demselben an dieser Stelle noch ein paar 
Erinnerungsblätter zu widmen und ihnen diesen wackeren Gesinnungsgenossen 
auch zugleich als edlen Menschen vorzuführen. Ich glaube dies nicht besser 
thun zu können, als durch Veröffentlichung einer Reihenfolge von Auszügen aus 
den Briefen des Verstorbenen an mich, deren ersten ich erhielt, als ich demselben 
den Abdruck der 5. Todsünde aus meinem Buche „Die schlimmsten Jesuiten" zuge 
schickt hatte.*) Dieser Brief, datirt vom 5. November 1875, lautete (imAuszuge): 
„Hochgeehrter Herr College! Sie haben mir eine freudige Ueberraschung 
durch die Zusendung Ihrer und die Anzeige meiner Schrift gemacht, und danke ich 
Ihnen auf das Verbindlichste. Sie erhalten später einen ausführlichen 
Brief. Ihr Hauptwerk, ..Die schlimmsten Jesuiten“, besass ich bereits und 
freute mich des geistreichen und rnuthvollen Helfers für meine Sache in der Impf 
frage. Ich bin von dem namenlosen Unglücke, was Impfung und Impfzwang in 
immer sich steigerndem Grade bringen müssen, so fest überzeugt, dass es mir Ge 
wissenspflicht geworden ist, Alles was ich habe? an die Bekämpfung zu setzen. 
Ihre Schrift, die ich in mehren Exemplaren besitze, schicke ich übermüthigen Geg 
nern als Dämpfe r. Ihre Reichstagsschrift wird sicher Gutes wirken. Hätte ich 
doch auch einen solchen Auszug aus der mehligen schon. Aber da ich seit drei 
Vierteljahren schon keine Nacht länger als 3—4 Stunden schlafe, bis die verzweif 
lungsvolle Schlaflosigkeit wiederkommt, die schon so oft kam und mich schon seit 
Jahrzehnten so heimsucht, so darf ich jetzt nicht mehr thun. Bei Tag aber gilt 
es, die Existenz zu verdienen.“ 
Die Zusendung meiner kleinen Reichstagsschrift an Prof. Germann 
war meinerseits ohne Begleitschreiben erfolgt. Obigen Brief erhielt ich daher 
unter meiner pseudonymen Adresse: Dr. med. H. Hennemann, unter welcher ich 
„d i e s ch l i m m st e n Jesuiten" herausgegeben hatte, auf dem Umwege über 
Ludwigslust in Mecklenburg. Auf obigen Brief Germann's hin entpuppte ich 
mich ihm nun offen als den u n studirten und u n doctorirten einfachen Natur 
arzt Th. Hahn auf der Waid bei St. Gallen und ich erhielt alsdann unter'm 
18. November folgenden Brief: 
„Verehrter Herr Gollege! Als ein Geschenk des Schicksals betrachte ich es, Ihnen 
näher gekommen zu sein. Zunächst vor Allem verbindlichsten Dank für Ihre gütigen 
Zusendungen und Anerbieten. Eine Bronchitis, resp. Pneumonie, welche mir früher schon 
einmal eine sechswöchentliche Hämoptoe (Blutspeien) brachte , ist leider abermals im 
Anzuge, ich kann vor Schmelz nicht husten etc. und das ist mit eine Ursache, dass Sie 
erst heute Antwort erhalten. Meine Vorlesungen — im Winter über Frauenkrankheiten 
und Operationslehre, im Sommer über theoretische, praktische und operative Geburtshilfe 
etc. — habe ich für den Augenblick unterbrochen, schon um des Hustenreizes willen. 
Glücklich würde ich in Ihrer Lage sein. Aber so lange es nur irgend geht, muss ich 
jetzt noch arbeiten. Denn ich habe 6000 Mark für die Druckkosten meines Werkes gezahlt, 
6000 Mark noch zu zahlen und was mir von meinen Ersparnissen übrig geblieben 
ist, sind einige B u s c h t i e h r a d e r A c t i e n , die jetzt kaum zu versetzen, geschweige 
zu verkaufen sind. Ich liess nämlich die Hauptschrift in 2000 Auflage, den ersten 
Band noch besonders in 1000 Auflage, den Auszug in 8000 Auflage und auf geringere m 
Papier in weiterer 9000 Auflage drucken, um letztere Exemplare an die 
Mitglieder aller ärztlichen Vereine Deutschlands, den ersteren Auszug 
und den ersten Band an den Reichstag und die verschiedenen Landtage 
und Regierungen zu 'schicken. Nicht als ob ich hoffte, dadurch und deshalb durch 
zudringen, sondern nur, dem biblischen Saemann folgend , etwa zu erreichen , dass von 
100 oder 1000 Körnern doch vielleicht Eins auf fruchtbaren Boden fallen wird. Sie 
und Oidtman n wirken ja eben so tief und nachhaltig — so wollen wir unsre 
Hoffnung nicht sinken lassen. Ihre Jesuiten habe ich u. A. auch Geh. Rath W a g n c r 
*) Dieser kleine Auszug, speciell für die Mitglieder des deutschen Reichstags berechnet, 
war auf Betrieb und aus Kosten des Ritters Herrn Commerzienrath v o n Z i m m e r m a n n 
in Chemnitz veranstaltet. Ich hatte auf der letzten Seite dieser kleinen Schrift Prof. Ger- 
mann's eben erschienenes dreibändiges Werk zur Anzeige gebracht. Th. Hahn.
	        
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