Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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erhaltung vernünftig geübt werden muß, so auch das Athmungsorgan und 
dieses umsomehr, als cs eigentlich das wichtigste unserer Körpermaschine ist, 
denn nur wenige Minuten Nase und Mund zugehalten, oder unter Wasser 
gesetzt, so steht dw Maschine still, weil dadurch das Lebensfeuer ausgeblasen 
wird. Also Uebung der Lungen am Besten in aufrechter Stellung (stehend 
oder gehend) im Tiefathmen und in frischer freier Luft, mehrmals 
des Tages, wen sein Beruf nicht schon dazu veranlaßt. Hierher gehören auch 
das Schwimmen und Schlittschuhlaufen, zwei körperliche Uebungen, 
welche zu verschiedenen Jahreszeiten die Stubenhocker in's Freie locken und die 
Passion der längeren Fußtouren nach einem bestimmten Ziel, bergauf, bergab, 
und Jahr aus, Jahr ei». Als nothdürftigen Ersatz für unfreiwillige 
Stubenhocker sei hier die Z i m m e r g y m n a st i k erwähnt, mittelst der man 
durch passende Auswahl von activen Arm- und Rumpfbewegungen leicht 
und ganz ungefährlich ebenfalls auf Bethätigung der Elasticität des Lungen 
gewebes (Ausdehnung und Zusammenziehung der Lustbläschen von außen 
her) in Folge Erweiterung des Brustkastens einwirken kann, durch passive 
sogar bei gelähmten Personen. 
In passiver Körperhaltung läßt sich ferner ebenfalls und zwar von innen 
her auf die Lungenthätigkeit günstig einwirken, nämlich durch Schreien bei 
kleinen Kindern, Singen, lautes Reden und Vorlesen bei Er 
wach s e n e n und Wachsenden, indem nämlich dadurch auch eine verstärkte Blut- 
circulation hervorgerufen wird, welche wiederum ein vermehrtes kräftiges Athem- 
holen und lebhafteren Gasaustausch zur Folge hat. 
Ad 2. Schonung. Hierher gehört — wovor man sich wohl zu hüten hat — 
rasches übermäßiges Athemholen, wie beim Laufen, Springen, 
Tanzen, wodurch die Elasticität der Lungenbläschen überangestrengt, ge 
schwächt und zuletzt vor derZeit ganz aufgehoben wird, wie dies der frühe 
Tod so mancher Ballkönigin beweist, welche sich durch unmäßiges Tanzen 
die Schwindsucht geholt hat; auch mancher Schnellläufer hat schon sein rasches 
Ende — durch einen Blutsturz gefunden. Zur Schonung gehört ferner 
Vermeidung der Einathmung von unreiner Luft, wie solche in durch 
Kohlen säure,Tabaksqualm und andere Ausdün st ungen verdorbener 
Zimmer- und Saalluft vorkommt, wo keine oder nicht genügende Ventilation 
stattfindet; dieselbe findet man aber nicht blos in überfüllten Tanz- und Con- 
ccrtsälen, Theatern und Bierkneipen re., sondern auch in Schlafzimmern, 
namentlich wo Alt und Jung in kleinen Räumen beisammen liegen und vollends 
in geheizten Schlafzimmern. Schädlich ist überhaupt sehr warme, heiße 
und trockene Luft, weil sie die Lungen zu übermäßiger Absonderung reizt, 
was mancher Beamte in mit L u f t h e i z u n g eingerichteten Staatsgebäuden 
zu seinem großen Nachtheil schon erfahren mußte. 
Die Verunreinigung der Luft geschieht nun aber nicht allein auf chemische 
Weise, sondern auch auf mechanische, sowohl im Freien, wie in ge 
schlossenen Räumen, indem nämlich Stoffe verschiedener Art, welche vom 
Luftstrom getragen werden können, sich demselben beimischen und so die Luft 
mehr oder weniger verdichten, welche man dann im gewöhnlichen Leben 
nicht mehr Luft, sondern Staub nennt. Diese Beimischung ist wohl Jedermann 
bekannt unter der Bezeichnung Straßen st aub, Kohlen st aub re. und kommt 
noch besonders bei gewissen Beschäftigungen vor, wie in Tabakfabriken, 
Mahlmühlen, Wollfabriken und namentlich in Steinmetzwerk- 
st ä t t e n; dieser verschiedene Staub geräth nun gleichzeitig mit dem eingeathmeten 
Luftstrom in die Lungen, wo er an der Schleimhaut haften bleibt, daselbst einen
	        
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