Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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Die Lungen, 
ihre Beschaffenheit, Function, Erkrankung, Pflege 
im gesunden und kranken Zustande. > 
Mit 8 Illustrationen. 
Von Gustav Wolbotd. 
(Fortsetzung aus Nr. 5.) 
Anschließend an die Pflege der Lungen im gesunden Zustand will ich hier, wie 
Seite 19 angedeutet, erwähnen, daß ein Engländer, Namens Hutchinson, auf die 
Idee gekommen ist, einen Apparat zu construiren, um mit demselben nicht 
nur die Lungen auf ihre Leistungsfähigkeit prüfen, sondern daraus dann wieder 
auf die Beschaffenheit ihres Gewebes einen Schluß machen zu können. Er 
nannte denselben Spirometer, nach dem Griechischen, was auf deutsch mit 
„Athemmesser" übersetzt werden kann; er ist eine Art Gasometer 
und besteht aus 2 verschiedenen Blechcylindern, wovon der eine größere auf 
3—4 verstellbaren messingenen Füßen steht, oben offen und zu 5 / 6 mit 
Wasser angefüllt ist, während der andere kleinere, unten offene, oben geschlossene, 
in ihn gesteckt wird; über dem Wasserspiegel mündet eine in der Mitte der 
Cylinder liegende Röhre, welche vom Boden des größeren äußeren Blechcylinders 
aufsteigt, und deren unteres Ende in eine mit einem Mundstück versehene elastische 
Röhre übergeht. Athmet nun Jemand in diesen Schlauch hinein, so wird seine 
Ausathmungsluft über dem Wasserspiegel den innern Blechcylinder empor 
treiben; die Menge derselben, nach Kubikcentimetern berechnet, kann man 
dann an einer am äußern Cylinder ans einer Messingstange angebrachten 
Skala ablesen. Hutchinson hat gefunden, daß beim gesunden Menschen 
die Menge der ausgeathmeten Luft zu der Altersstufe, Körperlänge 
und dem Körpergewichte in einem bestimmten Verhältniß steht, so daß 
z. B. die Athmungsgröße eines Erwachsenen mit jedem Zoll Längenmaß um 
je 8 Zoll Kubikmaß steigt. — Der Erwachsene athmet in der Körperruhe, wenn 
er nicht auf sich achtet, mit jedem Athemzuge etwa 500 Kubikcentimeter Luft 
aus und natürlich auch so viel ein; athmet er aber mit Willen möglichst 
tief ein und gleich darauf wieder möglichst vollständig aus. so befördert er 
nach lOOOfältigen Experimenten zwischen 2—4000 Kubikcentimeter Luft aus 
seiner Lunge nach außen, wobei man aber annimmt, daß immer noch un 
gefähr 1000 und mehr Centimeter Luft in seinen Lungen zurückbleiben.*) 
Man hat deshalb auch den Spirometer in der ärztlichen Praxis zu d i a - 
gnostischeu Zwecken zu verwerthen gesucht und gesunden, daß, wo Klopfen 
und Horchen am Brustkasten noch keinen Anhaltspunkt zu einem bedenklichen 
Ausspruch über dessen inneres Organ ergab, mittelst des Apparates bereits auf 
krankhafte Veränderungen geschlossen werden konnte. Doch hüte man sich wohl, 
gleich beim ersten Mal eines Versuches mit dem Spirometer mit Sicherheit 
einen Schluß auf die Beschaffenheit der Lungen des Blasenden ziehen zu 
wollen, weil durch fleißige Uebung des Respirationsactes leicht bei einem Indi 
viduum eine höhere Zahl an der Skala abgelesen werden dürfte, als seine wirk 
liche Lungcnbeschaffenhcit sonst erlaubte. Ein praktischer Arzt hat darin eine 
bittere Erfahrung machen müssen; derselbe war nämlich von einer Lebensver- 
sicherungsgescllschaft angestellt, um die bei ihr sich Anmeldenden körperlich zu 
*) Anmerkung. Seite 4 habe ich nach Lusch ka's Anatomie die Athmungsschätz- 
ungen angegeben, welche aber nicht mit obigen Zahlen übereinstimmen, worauf ich 
hiermit aufmerksam mache. 6-. W.
	        
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