Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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schließlich seinen von des Gedankens Blässe unheilbar angekränkelten Geist wieder 
auszurichten! Rikli will den Gelehrten, welche die ausschließliche Pflanzenkost 
befürworten, Hohn sprechen, er will den Erfahrungen einer vieltausendjährigen 
Epoche, den Beweisen von allen großen, edlen Menschen, welche Zeit ihres Lebens 
die fleischlose Diät übten, und nur gute Wirkung davon verspürten, er will 
den Beweisen von Millionen ohne Fleisch und Alkohol kräftig und gesund 
lebenden Menschen offen das Gegentheil beweisen. Und warum das Alles? 
Weil er bald reis für Bedlam sein dürfte; bitte sagen Sie ihm das nur! 
Und F. schreibt: Daß Rikli jetzt gar noch die Kühnheit hat, sich über seine an 
gebliche Rückkehr zur gemischten Kost öffentlich rechtfertigen zu wollen, wundert 
mich doch ein wenig, da er eigentlich nie ein ächter Vegetarianer war; 
er hat stets Wein, Thee rc. getrunken und heimlich wohl auch ab und zu Fleisch 
gegessen; seine Speisen waren stets sehr stark gewürzt, besonders mit Salz, 
und auch stark gefettet (thierisch!), was schon sein Kochbuch nachweist. Er 
behauptete vor 2 Jahren, daß besonders seine geistigen Fähigkeiten durch 
den Vegetarianismus geschwächt worden seien. Seit einigen Tagen 
ist nun Rikli wieder sehr leidend, besonders am Kopf und da behauptet 
er jetzt, daß dieses von seinem früheren Haarfarben gekommen sei, 
welches er erst vor 2 1 j i Jahren eingestellt und wo er dann zum Erstaunen 
Vieler plötzlich weiße Haare bekommen. Könnte nicht seine frühere 
Geistesschwäche auch theilweise von den starken Haarfärbemitteln und theilweise 
von seinen extremen Luftbädern bei starker Bora, anstatt wie Er meint 
— vom Nichtfleischessen herrühren? Sollte Rikli auch jetzt wieder von der 
damaligen großen Abnahme seiner geistigen Fähigkeiten faseln, so könnte man 
ihn sicher nicht empfindlicher treffen, als durch Hereinziehung dieser Haar- 
s ch w a r z f ä r b e r e i. Wahrlich ein ehrlicher Naturarzt und Vegetarianer! — 
Um größere Eigenwärme zu erzielen, genießt Rikli jetzt täglich mehrmals 
Braten und Wein, verstärkt mit Rum und Cognac! Trotzdem 
ist Rikli jetzt stets krank und kommt schon mehre Tage nicht mehr, oder 
doch nur auf kurze Zeit in die Anstalt, er bringt die meiste Zeit im Bett 
zu! Ich habe Ihnen wohl schon früher meine Meinung über die Art seiner 
Luftbäder ausgesprochen; es ist offenbar ein Unsinn, wenn nicht ein 
frevelhafter Leichtsinn, bei Bora mit Temperatur unter 0 halb nackend 
herumzulaufen, um sich dann in einem römischen Bade bei 50" B. nach einer 
halben Stunde noch nicht erwärmt zu haben! Seine Theorie „die Un 
gleichheit ist der Generalmotor im Weltall" ist nur bis zu 
einem gewissen Grade — kein Unsinn! Und G. schreibt: 
Ich kann nicht umhin, Ihnen meine Gedanken über den R i k l i'schen Artikel als 
langjähriger Vegetarianer ebenfalls mitzutheilen, obgleich ich wohl nicht der Einzige sein 
dürfte, der Ihnen damit beschwerlich fallen wird; aber Sie müssen es mir schon zu gut 
halten und können damit nach Belieben verfahren! Wäre die von Rikli angeführte 
Versäuerung seines Blutes eine directe Folge der einseitigen Vegetabildiät, so 
würde es doch >vohl keine 18 Jahre dauern bis zu deren Ausbildung; die Nahrung wirkt 
doch viel rascher auf das Blut und die complete Erneuerung von Blut, Muskeln rc. soll, wie 
ich in physiologischen Büchern gelesen habe, in sehr kurzer Zeit stattfinden, also muß auch 
eine aus der Nahrung entstandene Bersäurung ebenfalls bald zum Vorschein kommen! 
Rikli scheint mir ein Opfer seiner Thermodiätctik, resp. zu leidenschaftlichen Aus- 
ii b u n g derselben geworden zu sein! Morgens nach dem Aufstehen eine flüchtige Ab 
kühlung durch Abwaschen oder Douchen mit etwas temperirtem Wasser zum Zurückdrängen 
des Blutes und in Bewegung bringen etwaiger festsitzender verbrauchter Stoffe (Schlacken); 
ferner bei manchen Krankheitsfällen, wo die Schlacken fester sitzen die Thermoextreme grüßet 
stellen, um eine stärkere Commotion hervorzurufen, das scheint mir das richtigere Ver 
fahren zu sein, damit wird nur die überschüssige Bettwärme beseitigt, ohne weitere Reizung 
der Nerven durch Entziehung zu vieler Eigenwärme. Aber ä la Rikli morgens früh
	        
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