Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

zäher Schleim ausgeworfen; der Verlauf des Emphysems ist, wie die Schule 
sagt, ein chronischer; ohne Zweifel wird aber durch dasselbe das Leben 
abgekürzt, nämlich es wird angenommen, daß Personen ohne dasselbe 
unter sonst gleichen Bedingungen doch ein höheres Alter erreichen würden. 
Und was sagt die medizinische Schule bezüglich der Behandlung 
des Emphysematikers? — Bei rauhem Wetter und im Winter lasse man solche 
Kranke consequent das Zimmer hüten. Man hat auch die periodische 
Darreichung von Brechmitteln empfohlen, wobei die Absicht leitete, durch 
den energischen Druck, welchem die Lunge beim Würgen und Erbrechen aus 
gesetzt war, die überfüllten Alveolen gleichsam auszupressen und hoffte, daß 
eine öftere Wiederholung dieser Prozedur eine allmälige Verkleinerung derselben 
bewirken würde, ferner wurden tonisirende Mittel empfohlen, um durch dieselben 
das schlaffe Lungengewebe straffer, die weiten Lungenalveolen enger zu machen. 
„Aber — sagt Prof. Felix von Niemeyer in seinem Lehrbuch wörtlich: 
Diese und alle andern zum Theil ebenso naiven und von eben so falschen Voraus 
setzungen ausgehenden Empfehlungen von Medicamenten und Kurmethoden zur 
radicalen Behandlung des Emphysems verdienen nicht das geringste Vertrauen! 
Die Ernährungszustände des Lungengewebes, auf welchen das Emphysem 
beruht, sind irreparabel und wir sind daher völlig ausser Stande, bei der Be 
handlung der Krankheit die indicatio morbi zu erfüllen !“ (Schönes Geständniss!) 
Niemeyer sagt ferner, dass vor Allem der das Emphysem fast constant 
begleitende und die Beschwerden der Kranken in hohem Grade vermehrende Bron 
chialkatarrh eine zweckmässige Behandlung verlange. Wenn das Tragen von 
Flanell auf blos ein Leibe, die Application von Reizmitteln auf der Brust; w arme 
Wasser- und Dampfbäder, der Gebrauch alkalisch - mineralischer Quellen, 
namentlich der Thermen von Ems und andere derartige Kuren emphysematischen 
Kranken vortreffliche Dienste leisten und ihre Beschwerden für einige Zeit 
wesentlich lindern, so liegt es allein in der günstigen Wirkung, welche 
die genannten Mittel und Kuren bei rechtzeitiger Anwendung auf den Catarrh - sec 
haben. Da sei ferner angezeigt, die habituelle Athemnoth der Kranken und die 
Anfälle sehr heftiger Dyspnoe, welche man gewöhnlich als asthmatische 
Anfälle bezeichnet, zu mässigen. Um das beständig gesteigerte Athembedürfniss 
der Kranken möglichst zu befriedigen, empfiehlt es sich dringend, dieselben während 
des Sommers in Fichtennadelwälder zu schicken , zumal nach solchen Orten, an wel 
chen es stark zu thauen pflegt; das Wohlbefinden, welches sie in dieser sauer- 
stoffreichen Athrnosphäre empfinden, können sie nicht warm genug preisen. Von 
ausgezeichneter, freilich nur palliativer Wirkung auf die Athemnoth, den Luft 
hunger, sowie auf das Allgemeinbefinden der Emphysematiker ist nach den Er 
fahrungen, welche man an Kurplätzen mit Einrichtungen zum Einathmen com- 
primirter Luft gemacht hat, dieses leider noch etwas kostspielige Kurverfahren. 
(Schluß folgt.) 
Grahambrot» mit uni» ohne Heft. 
Von 
Hheodor Kahn- 
Das Erscheinen der Steinberger'schen Ausgabe von Graham's 
Vorlesungen hat unter den Grahambrodesiern einigen Staub aufgeworfen; 
meiner Ansicht nach durchaus unnöthiger Weise. Graham's Verdienst bleibt, 
wenn er auch noch etwas Hefe zum Schrotbrod genommen wissen wollte, un 
geschmälert. Sind seine Nachfolger noch um einen Schritt weiter gegangen 
auf dem richtigen Wege gesunder Ernährungsweise, so brach Graham doch 
die Bahn zu demselben und zeigte dessen Richtung an. Die heutigen Amerika 
fahrer kennen auch grädere und sicherere Wege nach Amerika, als seiner Zeit 
C o l u m b u s; immer aber bleibt Letzterer der Entdecker. So mag man denn 
also auch das Schrotbrod ohne Hefe immer noch Grahambrod nennen!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.