Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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rassieren wegen dieser seiner medizinischen Abtrünnigkeit hatte ausgeben müssen, 
ging Anfangs der 50ger Jahre expreß nach Lindewiese, um Schroth 
kennen zu lernen und kehrte von dort zurück, ganz entzückt von Vater 
S ch r o t h, lehrte auch von da an nur noch: Gott i st groß und s e i n He i l - 
Prophet allein Johannes Schroth, wie noch keiner da war 
und keiner wieder kommen wird! (Siehe N.-A. 1871 und 1873.) 
Dieser wankelmüthige und exaltirte Mediziner hielt sich nun auch für berufen, 
eine Lanze für unsere Doctorbäurin, als sie noch in Deisenhofen war, 
einzulegen in der Form der oben citirten Brochure. Er nimmt darin entschieden 
Partei für sie und gegen seinen ehemaligen Kollegen Professor Dr. 
med. Nilszbanm, welcher unterm 10. September 1862 in den Münchner 
Nachrichten Protest gegen das Gerücht erhob, daß Er seine eigene 
Wiedergenesung der Pfuscherin in Deisenhofen verdanke, während er 
doch seit 8 Jahren keine Minute mehr in Deisenhofen gewesen und mit dieser 
Person gar nie in der geringsten Verbindung gestanden sei und der darin 
zuletzt feierlich erklärte, daß er das von den Behörden bedauerlicherweise noch 
immer nicht eingestellte Treiben derselben für einen groben und für Viele 
lebensgefährlichen Betrug halte und Jeden, der obige Erzählungen ver 
breite, hiemit öffentlich als Lügner benenne! 
Dr. Gleich sagt hierauf: Das ganze Publikum sei im höchsten Grade 
erstaunt darüber, wie dieser medizinische Professor das Treiben dieser Frau für 
einen Betrug erklären könne, während e^ doch gleichzeitig versichere, daß er 
seit 8 Jahren keine Minute mehr in Deisenhofen war und nie mit dieser 
Person in der geringsten Verbindung gestanden sei, also auch das Wirken der 
selben noch gar nicht näher untersucht haben könne, und doch wolle er 
genau wissen, daß sie eine Betrügerin sei!! Nun, seit d i e s e r N u ß - 
bäum'schenErklärung mache die Hohenester erst recht Aufsehen und 
überall spreche man von ihren Wunderkuren. Ja das Weib hatte Courage, 
denn schon unterm 16./9. erließ sie eine Gegenerklärung, welche wörtlich 
lautete: 
„Es ist keine Kunst, eine wehrlose Frau in öffentlichen Blättern mit Koth zu be 
werfen, ja sic sogar des Betrugs zu zeihen; sie wünschte aber doch den Namen eines Ein- 
z i g e n kennenzulernen, der durch sie betrogen worden sei, während sic v i c l c Tausende ( ?) 
von Zeugnissen besitze von solchen, welchen durch sic H ii l f c geworden, nachdem sic von 
approb. Aerzten, Professoren und Korhphäcn der Medizin rath- und 
hülflos liegen gelassen, also gerade von ihnen um ihr theures Honorar-Geld be 
trogen worden seien!" 
Dr. Gleich fügt wörtlich bei: 
Durch diese Erklärung dürfte Or. Nußbaum sich aufgefordert fühlen, den Vorwurf 
der Verleumdung, der scheinbar vorliegt, in irgend einer Weise abzuwenden, dadurch 
nämlich, daß er den Beweis liefert, „das Treiben der Bauerndoctorin sei ein grober und 
für Viele ein lebensgefährlicher Betrug. Diesen Beweis ist er aber meines Wissens bis 
zur Stunde noch schuldig geblieben!" 
Dr. Gleich bringt dann den Abdruck einer Notiz aus dem „B. Land 
boten" vom 18./9. 62, worin mitgetheilt wird, daß die wegen ärztlicher 
Pfuscherei bereits bestrafte Amalie Hohenester ihre Kuren dennoch fort 
setzt und deshalb, auf frischer That betroffen, zur Verhinderung der Fortsetz 
ung ihrer strafbaren Handlung aus Grund des Art. 44 des Einführungsgesetzes 
in provisorische Haft genommen! Dazu giebt er nun folgenden Commentar: 
Dieses Verfahren mag wohl nach dem Buchstaben des Gesetzes vollkommen gerecht 
fertigt erscheinen, weil sie für eine ärztliche Pfusch er in und Quacksalberin gehalten 
wird, obgleich sic nach dem, was über ihr ärztliches Wirken aus den gepflogenen Gerichts«
	        
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