Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Zeit auf den Kirchhof spcdirt, noch eine Danksagung einrücken 
läßt, während wenn eine schwere und gefährliche Erkrankung durch das ein 
fache Wasserheilverfahren in ras che und sichereGenesung über 
führt worden ist, kein Hahn darnach kräht, man Mäuschen st ille 
davon i st, statt nun e r st recht in die Posaune zu stoßen und seine Mit 
menschen von diesem segensreichen Heilverfahren in recht auffallender Weise in 
Kenntniß zu setzen! Daher kommt es, daß dasselbe unter dem hohen wie 
niederen Publikum noch so wenig bekannt ist und wenn es ja mal von 
einem Mediziner in Verbindung mit seinen Arzncigiften angewendet wird, 
nicht die gute Wirkung haben kann, denn Wasser nnd Arznei passen 
n i m m e r m e h r zu s a m m e n!! 
/. Nachruf. 
Von tiefstem Schmerze erfüllt, theile ich Freunden und Bekannten die 
Trauerkunde mit, dass mein Schwiegersohn Friedrich Sebastian Moehel, 
geb. den 24. November 1833, heute früh 3 Uhr sanft und leicht dem Tode ent 
gegengeschlummert ist. 
Schicer lungenleidend, ward er 1864 gelegentlich einer Kur unter den 
Händen des Dr. jur. Meiner t in Dresden durch meine Schriften dem Vege 
tarianismus zugeführt und von da an, innig und freudig von den allseitigen 
Vorzügen desselben ergriffen, sein Jünger, eifrig, opferwillig und uneigennützig 
wie bisher Keiner vor und nach ihm. Fr wohnte am 19. Mai 1869 dem 
ersten und wiederholt nachher den Vereinstagen der Vegetarianer bei. In 
seiner später dem Vegetarianismus gewidmeten Schöpfung „Th al y s i e nh o f ( 
zu Nauheim nahm er wiederholt Gelegenheit, für die von ihm hochheilig 
gehaltene neue Lehre Jünger zu gewinnen. Als dann derselben 1871 hier auf 
der Waid eine neue schönere und grössere Wirkungsstätte bereitet werden sollte, 
widmete er derselben sofort sein ganzes Vermögen und sein ganzes ferneres 
Leben. So wurde er im Spätherbst 1873 der glückliche Gatte meiner glück 
lichen Tochter. Immer noch leidend zwar, glaubten wir gleichwohl, dass es 
ihm gegönnt sein werde, das so sehr gehoffte Familienglück nicht blos gründen, 
sondern auch gesichert aufbauen zu, können. Es sollte nicht also sein. Wohl 
gab die leidende Lunge keine drohenden Bedenken kund, aber dennoch um 
schwebten den Kranken seit einigen Monaten Todesahnungen und als sorg 
licher Haus- und Familienvater ordnete er seine zeitlichen Angelegenheiten, 
um dann vorgestern, Montag, von St. Fiden, ivo er seit einem halben Jahre 
sein häusliches Daheim aufgeschlagen, zu mir herunter zu kommen mit den 
Worten: „So, jetzt komme ich zu Ihnen herunter. Ich bin zu sterben bereit, 
es soll unter Ihren Händen geschehen, und unter dem Dache Ihrer und meiner 
Schöpfung. Von Elisen und den zwei lieben Kleinen habe ich schon Abschied 
genommen. Ich weiss es nicht, wie Andere so schicer sterben mögen; ich thue 
es ruhig und gefasst^. Und so stieg er leicht und muthig die Treppe hinan 
und legte sich zur letzten, ewigen Buhe nieder. 
Da jegliches bedrohliche Symptom von den Lungen her fehlte, kein Husten, 
kein Auswurf, kein Schweiss, gab ich mich noch Dienstag besserer Hoffnung 
hin. Jedoch seit MiUwoch früh traten bedrohliche Hirnerscheinungen ein, Kopf 
schmerzen und Schlummersucht — der tuberkulöse Krankheitsstoff hatte icolil 
schon lange vorher auch im Hirn seine Verwüstungen angerichtet, um nun 
auf einmal das theure Leben tödtlich lahm zu legen. So entwich es sanft und 
ruhig heute früh 3 Uhr, nachdem das Bewusstsein dem Kranken erst in den 
letzten zwei Stunden entschlummert war. 
Alle, die den lieben Dahingeschiedenen näher kannten, werden ihm mit 
mir und den Meinigen ein treues, ehrenvolles Andenken widmen. Es starb mit 
ihm der besten Menschen, der edelsten Vegetarianer Einer. 
Obere Waid b. St. Gallen, den 14. März 1878. Theodor Hahn.
	        
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