Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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nur die Jmpfsporteln, sondern auch die kleinliche Befürchtung vieler Aerzte, mit dem 
Glauben an den Nimbus des Impfschutzes beim Volke auch ein großes Stück des eifer 
süchtig gehüteten Heilprestige einzubüßen ! Die Motive mögen übrigens sein, welche 
sie wollen, die Aerzte sind in der Imp s f r a g e, wie die Chansseewirthe in der Eisen 
bahnsrage Partei und dürfen schon von diesem Gesichtspunkte ans nicht zu einem 
entscheidenden Jmpfglanbensbekenntuiß, wie Thilenius es verlangt, zugelassen 
w erden! 
Daß Laien über das Jmpfgesetz oft vernünftiger denken, als die 
dabei i n t e r e s s i r t e n Aerzte, dafür spricht folgende eklatante Stelle in 
dieser Schrift, S. 38; sie lautet: 
„Mitunter begegne ich in den Polizei- und Bürgermeistereiacten über die Pocken 
seuche, im Gegensatze zn dem Wüste der ärztlichen Jmpflamentationen, einem recht 
besonnenen Laienurtheile, welches die Spielerei des Jmpfens in so ernsten 
Zeiten bei Seite schiebt und positive Maßregeln gegen die Seuche fordert. So 
z. B. sagt der Polizeikommissar von W e s e l in einem Berichte über die Pocken 
epidemie von 1870—71 u. A.: 
„Prüft man die gezogenen Resultate der Gesammtübersicht, dann fiitbet man, daß 
die Krankheit in allen Altersklassen aufgetreten ist und die Nichtgeimpften, 
sowie die einmal und selbst ein- und zweimal Nachgeimpften ergriffen 
hat! Es scheint mir hiernach , daß die Impfung, sowie die N e v a c c i n a t i o u 
Nicht die Hauptmittel sind, eine Pockenepidemie abzuweisen und zu beherrschen, 
resp. in gewissen Grenzeil zu halten , daß vielmehr die I s o l i r n n g der K r a n keu , 
die Reinigung und Desinfieirnng der Wo h n n n g und sonstiger Gegenstände, 
womit die Kranken in Berührung gekommen ftitb, als die geeignetsten Maß 
regeln angesehen werden müssen, wodurch das Umsichgreifen verhindert totrb." 
Und Dr. Oidtman n fügt bei: 
Hat man wohl je von einem A r z t e in seinem Jmpfaberglanben einen ähnlich 
g e s ch e i d t e n G e d a n k e n ü b e r die P o ck e n l ö s ch n n g aussprecheu gehört? Der 
Staat würde künftig gut daran thun, statt den Jmpfärzten, solchen Polizei 
kommissären, welche sich an dem Impfen nicht anshalten, sondern di re et und 
energisch den Zwischenträgern der Krankheit selbst zu Leib gehen, die Bewältigung 
der Seuche anzuvertrauen! Ein Stand, welcher, wie der ärztliche, zur Bekämpfung 
der natürlichen Seuchenursachen im 19. Jahrhundert n o ch die Jmpfzauberei zu 
Hilfe rufen muß, zeigt schon durch diesen Hilferuf, daß er den Aufgaben, welche 
der Staat ihm im Kampfe gegen die Seuche übertragen hat, nicht entfernt 
gewachsen ist! — E r a m w e n i g st e n. sollte sich mit seinem I m p f s p u ck , mit 
welchem er nach der vergleichenden Statistik so schmülig Fiasko gemacht, in die 
Gesetzgebung eindrängen! — Und nun gar über ein Zwangsgesetz intra muros einfach 
mittels Stimmzetteln abstimmen wollen!! !! !! — 
Und wie ist die Vorladung des Dr. Oidtmann vor das Polizeigericht 
in Linilich am 22. Oktober abgelaufen? Darüber giebt derselbe in einer 
Brochüre bet.: 
„Auf* der Anklagebank, weil ich gegen meine wissenschaftliche Ueber 
zeugung meine Kinder nicht wollte impfen lassen" — (Preis 2 Mark) 
nähere Auskunft, woraus ich Nachstehendes entlehne: 
„Dr. O. war mit noch 24 andern Einwohnern Linnich's wegen Jmpfverweigerung ge 
laden und alle a Kind zn je 2 MarkStrafe verurtheilt worden. — Dem Dr. 
Oidtmann wurde ausnahmsweise gestattet, zur Begründung seinesJmpfwiderstandes 
einige Worte zu sprechen, jedoch gegen seinen Versuch, die Motive des Jmpfgesetzes einer 
Kritik zu unterziehen und gegen seinen Antrag, Zeugen vouJmpfschädigungen 
aus seiner I m p f p r a x i s vorzuführen, erhob der Richter Einspruch!*) (?) 
Er erklärte, .seine Stellung als Jmpfarzt nicht als einen erschwerenden, sondern von voru- 
*) Eines dieser kleinen Jmpfopfer ist unlängst (im März d. I.) seinem Siechthum erlegen; 
es Ikjgf in dem Dorfe Noffern begraben. Man mochte sich fast versucht fühlen, zu einem 
Leichenstein für das arme Kleine bei unsern Reichsboten milde Gaben zu sammeln!