Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

54 
Ich habe absichtlich den vorstehenden Passus wörtlich mitgetheilt, weil 
dadurch gewiß Mancher, der jetzt noch spöttelnd oder sogar unwissend über 
den Vegetarianismus urtheilt, sich bewogen finden wird, eine nähere 
Einsicht von dem Buche zu nehmen, was ihn dann sicher auf andere und 
bessere Gedanken über dieses Thema bringen wird — zu seinem eigenen Besten, 
denn der Verfasser hat mit lobenswerthem Fleiße alles erdenkbare Material 
zu Gunsten desselben zusammengetragen und die oft gehässigen Einwürfe der 
Gegner schlagend entkräftet und manchmal derb zurückgewiesen! Die Ausstat 
tung ist hübsch und der Preis mäßig. 
27. G Voigt, Dr. med., der Gesundheits-Rath. Auch Z u - 
kunfts-Medizin oder: Anleitung, sich selbst der beste Arzt zu sein, 
d. h. Krankheiten zu verhüten. Gr. 8. 2 Bde. 1124 Seiten. Leipzig, 
1878. Karl Scholtze. Preis 12 M.; gebunden 14 M. 
Endlich ist das Werk „die Zukunfts-Medizin", wie der Titel bei 
dessen Erscheinung in Lieferungen lautete, erschienen, und hat nun den Titel 
„Gesundheitsrath" erhalten. Vers, sagt im Vorwort: 
Sein P r o g r a m m sei — d e n Laien zum Arzte auszubilden, aber 
nicht etwa zu einem diplomirten, von Wissenschaftlichkeit triefenden Doctor der Medizin, der 
oft trotz aller, noch öfter in Folge allzu großer Gelehrtheit nicht im Stande ist, 
den Hund vom Ofen wegzulocken und den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sondern 
wir wollen den Laien zum Leibarzt seiner eigenen Person promoviretl, 
mit andern Worten, wir wollen alles aufbieten, daß alle Diejenigen, welche einiges Interesse 
für eine derartige humanitäre Aufgabe, mithin einiges Interesse für ihre eigene Person 
haben, hygieinisch d. h. gesundheitsfördernd denken lernen. Hierzu sind un 
streitig eine Anzahl positiver Kenntnisse nöthig, aber keineswegs ein solcher Wust von Fach 
gelehrsamkeit, welche der praktische Arzt von Nöthen hat. Der Laie soll weder sich noch 
A n d e r e in Krankheitsfällen berathen, aber er soll medizinisch d e n k^e n lerne n , 
d. h. sich in gesunden Tagen jeden Augenblick berathen können, was seiner Gesundheit 
nutzbringend ist und was ihm zum Schaden gereicht und auf diese Weise soll er, aus eigener 
Initiative, dem schimmernden Ziele alles ärztlichen Strebens — Krankheiten z u 
verhüten — näher kommen, ein Ziel, welches als der einzig wahre Leitstern für alle, 
die Gesundheit des Einzelnen und der Gesellschaft betreffenden Bestrebungen von allen 
Denjenigen erkannt worden ist, welche das allgemeine, menschliche Interesse über das 
Interesse des Einzelnen und über das Interesse der Zunft stellen! — Den Laien 
zum praktisch thätigen Arzte für gewisse, gegebene Krankheitsfälle promoviren 
zu wollen, ist eitel Humbug und alle dahin abzielenden Schriften sind verderblich. — 
U n s e r Weg wird vielmehr folgender sein: — Eine Anzahl kritischer, Umschau haltender 
Artikel werden es dem Laien ermöglichen, sich über die Medizin als reine Wissenschaft 
und als angewandte Wissenschaft, also über Heil künde und Heil k u n st ein Urtheil 
zu bilden und einen möglichst vorurtheilslosen Standpunkt zu gewinnen, denn dann, aber 
nur dann erst kann von einem vorurtheilslosen medizinischen Denken die 
Rede sein und die erst weiterhin zu gebenden praktischen Nutzanwendungen den Nutzen 
stiften, welchen wir wünschen und anstreben. Der belehrende Stoff wird ganz allmälich, 
und niemals in einem verletzenden, weil schulmeisterlichen Tone einfließen und auf diese 
Weise den Leser weder allzuschnell ermüden, noch ihn unangenehm berühren. Nirgends 
wird dem Leser eine Ansicht aufgedrängt, nirgends demselben zugemuthet werden, einem 
todten Buchstabenglauben oder einem schädlichen Autoritätsglauben zu huldigen. Immer 
wird es dem Leser überlassen bleiben, sich ein selbständiges Urtheil zu bilden, ja es wird 
beständig und überall darauf hingearbeitet werden, daß der Leser selbständig urtheile, 
weil nur dann das vorgesteckte Ziel: über Dinge, welche unsere Gesund 
heit angehen, m ö g l i ch st eorre c t denken zu lernen, erreicht werden 
kann. Daher werden wir uns in vielen Fällen damit begnügen, nur Fingerzeige 
zu geben und Streiflichter auf die verschiedensten medizinischen Objecte fallen zu lassen, die 
weitere Ausführung aber dem Nachdenken des Lesers anbeimzustellen und ihn zum Nach 
denken anzuregen, ohne seinem Urtheile vorzugreifen. Nach allen Richtungen hin werden 
wir dergleichen Streiflichter werfen, um den Leser ans dem Gebiete der Medizin zu orien- 
tiren. Da aber dieses Gebier für die Mehrzahl der Laien weniger ein Gebiet des Wissens, 
sondern bislang weit mehr des Glaubens und zum nicht geringen Theile des todten 
Buchstabenglaubens war, so wird es bei unsern Streifzügen auf dem Gebiete des medi-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.