Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Der Inhalt desselben ist folgender: 
I. Der medizinische oder Therapie-Beweis. 
a) Krankheitsgeschichten, 19 an der Zahl. 
b) Die Ernährung der Kranken beim Uebergang aus der Fleisch- in di^ 
Früchtediät. 
c) Schutz vor Erkrankungen beim Früchtegenusse. 
II. Der Jnstinctbeweis, III. Der Anatomiebeweis. IV. Der Physiologiebeweis. 
V. Der Chemikerbeweis. VI. Der Oekonomiebeweis. VII. Der Moralbeweis. 
VIII. Die Läuterung. 
In der Einleitung sagt Vers.: Es gilt eben nur, die Ursachen auMfinden, 
welche uns jenes Paradies verlieren ließen, sie aufzuheben, und damit das verlorene Paradies 
wieder zu gewinnen. _ Es gilt, kurz gesagt, sein Leben und dessen Daseinsbedingungen zu 
prüfen, und demgemäß seine Lebensweise nach festen, für gut und wahr befundenen Grund 
sätzen zu regeln, in der Ueberzeugung, dadurch sein Leben in kräftiger Gesundheit, 
in ungetrübter Heiterkeit und zu langer Dauer zu gestalten. Mau hat 
einer solchen, nach festen Grundsätzen geregelten Lebensweise von verschiedenen Gesichts 
punkten aus auch verschiedene Namen gegeben. Nach den alten Griechen nannte man sie 
Hygiene oder auch wohl allgemeine Diätetik, d. i. Gesundheitslehre; 
H u f e l a n d nannte sie Makrobiotik oder L a n g e l e b e k u n st Neuerdings hat 
man sie Vegetarianismus genannt, und unter dieser Bezeichnung zu allen übrigen, 
bisher schon allgemein bekannten Grundsätzen der gesunden Lebensweise ganz im Besondern 
noch den Grundsatz der F l e i s ch e n t s a g u n g herangezogen. Nenne man sie nun 
Hygiene, Makrobiotik oder Vegetarianismus, immer hat sie das eine 
schöne und große Ziel im Auge: Gesundheit und lang er- Leben und eine 
freudige und kräftige Bethätigung desselben! Die Grundsätze einer 
gesunden, der Menschennatur entsprechenden, naturgemäßen Lebensweise sind nicht n e u, 
sie sind so alt, wie das vernünftig gewordene, zum Selbstbewußtsein gekommene denkende 
Menschengeschlecht. Die altenJuden schon hatten eine Gesundheitswirthschaft, 
die heute noch in allen ihren Theilen must ergiltig ist, die Hygieniker der alten Juden, 
Perser und Aegypter lehrten und befolgten neben den übrigen Regeln einer gesunden Nähr 
und Lebensweise auch den Grundsatz der mehr oder weniger vollständigen 
Fleischentsagung. Und aus der Zeit des klassischen Griechent h u m s leuchtet 
uns Pythagoras, der hehrste Vertreter einer allseitig geübten schönen, weisen und gesunden 
Lebenskunst, der Weise von Samos, als Vorbild derselben für alle zukünftigen Zeiten herüber; 
nach ihm ist seither die richtige naturgemäße Lebenskunst mit E i n s ch l u ß des 
Grundsatzes der F l e i s ch e n t h a l t s a m k e i t, wohl auch die pythagoräische genannt 
worden! Ihr haben von da ab nahezu alle geistig hervorragenden Männer bis auf die 
neueste Zeit theils wirklich nachgelebt, theils wenigstens im Prinzip zu 
stimmend gehuldigt! — Es war der werdenden M e n s ch h e i t, entgegen allen 
T h i e r g e s ch l e ch t e r n, der geistige Hauch einer höheren und mannigfaltigere!; 
Entwicklung eingeweht, — der lebendige Odem, wie das Bibelbuch sagt — uns 
mit dieser ganz besonderen lebendigen Entwicklung, d. i. mit der menschlichen Ver 
nunft, der Befähigung und dem Triebe, sich selbst und seine Lebens-und Naturgesetze zu 
erkennen, war es der Menschheit gegeben, zweierlei Wege zu gehen, den ursprüng 
lichen, unbefangenen, nie irrenden Pfad der Natur und ihrer i n st t n c 11 v e n 
Triebe und den befangenen, leicht irrenden Pfad der S i n n l i ch k e i t, an der 
Hand der klügelnden, sich über sich selbst erhebenden Vernunft. Die überwiegend 
große Mehrzahl der Menschen wandelt heute den letzteren I r r e p f a d, sie hat, wie 
G l e i z e s schon vor 30 Jahren warnend erinnerte, den I n st i n c t, d. i. den F a d e n 
verloren, der sie mit d e r N a t u r verband. Sie wandelt fast in jedem ihrer Be 
dürfnisse Irrwege und sie wird verloren sein und dem tiefsten Abgrund entgegen 
wandeln, wenn es ihr nicht gelingt, sich wieder auf den u r s p ü n g l i ch e n , i n st i ac 
tiven Pfad zurückzufinden. Jnstinct und Vernunft sind nicht absolute Gegensätze, 
sind nicht einander über oder untergeordnet, sondern n e b e n g e o r d n e t. Die höchste 
Menschenweisheit und alle irdische Glückseligkeit ist erzielt, wenn es gelingt, Jnstinct und 
Vernunft zu versöhnlichem, einträchtigem Zusammengehen zu bringen, sie in vollhar- 
monichen Einklang zu setzen. Die Vernunft wie alle Wissenschaft hat nur zu prüfen und 
zu forschen, warum die Anforderungen des Justin cts und seine Vorschriften so und 
nicht anders sind und sie demgemäß gut zu heißen! ,,Die Nahrung — sagt Liebig 
(Chem. Briefe S. 466) — darf den: Jnstinctgesetz u n d d e r Natur ent 
gegen nicht geändert werden, ohne die Gesundheit, die körper 
lichen und geistigen Thätigkeiten des Menschen zu gefährden!"
	        
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