Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

46 
Um gesund und rüstig zu bleiben, d. h. um die Geschmeidigkeit, Kraft und 
Frische der Jugend bestens zu erhalten, sei es nicht genug, nur in der Jugend 
geturnt zu haben, als sollte es auf die ganze Lebenszeit ergiebig nachwirke n, nein, 
man muß, um nicht durch Körperunthätigkeit die kostbarsten Gaben der Natur früh zu 
verscherzen, um nicht vor der Zeit die Mängel und Gebrechen des Alters zu verspüren, 
in geordnetem Betriebe allseitiger Leibesübung seine Gesundheit und Kräfte 
zu fördern, und so das körperliche und geistige Wohl des Organismus aufrecht zu erhalten 
suchen. — Von Natur ist der Mensch zu bewegung^reichem Leben geschaffen. Je mehr er 
daher durch Cultur und Verfeinerung vom natürlichen Wege abkommt, desto mehr schwächt 
er seinen Organismus und macht ihn empfänglicher für allfällig einwirkende Schädlichkeiten, 
denn die heiligen Gesetze der Natur bleiben die alten und machen keine Ausnahme für 
Studier-, Amts- oder Gesckäftsstube ac. Nun kann aber nicht Jeder Axt, Spaten oder Sense 
zur Hand nehmen, den Wenigsten ist es vergönnt, Reiten. Fechten und Jagen unter ihre 
Erholungsvergnügungen zu zählen, Schwimmen, Rudern, Bergsteigen und Eislaufen ist nur 
an gewisse Jahreszeiten gebunden, es muß daher ein Ersatzmittel sich einstellen und 
das liegt reichlich genug in rationeller Gymnastik. 
Duraus bespricht Vers, den Kugelstab, ein von ihm eigens für Zimmer 
turnen bestimmtes Handgeräthe, bestehend aus einem Stabe von hartem 
Holze und 2 gleich schweren Kugeln von Eisen. 
Im Kap. „Freiübungen" sind nun 54 Uebungen mit diesem Geräthe 
beschrieben und auf den Tafeln in recht netten Abbildungen verdeutlicht, so daß 
man nicht fehlgehen kaun. Dann folgen die „Hanteln" mit ihren Uebungen. 
Vers, läßt hierzu die Kugeln vom Stabe abnehmen, hammerartig an hölzerne 
Stiele befestigen und so anstatt der gewöhnlichen zweikugeligen Hanteln ge 
brauchen. Mit diesen improvisirten Hanteln wie auch mit dem Stabe läßt 
er ferner „Hiebe" ausführen, deren Richtung er auf einem aus Pappe gefertigten 
Kreise verzeichnen läßt. Ferner folgen Bein- und Fußübungen, wobei 
sowohl Stab als Hanteln mit angewendet werden; es sind deren über 20, 
welche wieder näher beschrieben und durch Abbildungen verdeutlicht werden. 
Als Schluß ist noch das „Werfen" aufgeführt. Verfasser sagt darüber: 
Es giebt kaum eine Körperübung, welche die Muskeln so vielfältig und wohlthätig 
in Anspruch nimmt, als regelrechtes Werfen nach dem Ziele. Die Gesammtmuskulatur 
wird dabei in Thätigkeit gesetzt, vorzüglich sind es aber die Arm-, Brust-, Bauch- und 
Rückenmuskeln, welche dabei kräftig wirken. Ferner übt Werfen das Auge trefflich und 
wird dadurch, daß der geworfene Gegenstand in der Scheibe steckt, zugleich sehr unterhaltend, 
da, wie beim Schießen, der Erfolg der eigenen Fertigkeit sogleich vor Augen tritt. 
Das Werfen im Zimmer kann natürlich nicht mit dem „Ger" der Turn 
plätze geschehen, sondern es hat Vers, dazu ein passendes Wurfzeug erfunden, für 
welches er die geeigneten Stellungen und Bewegungen durch Figuren erläutert, 
genau angiebt. 
Nun folgt Abschnitt „Rüstübungen". 
Darin bespricht Verfasser das Schwebereck, die Ringe, die Leiter, die 
Schaukel, das ^-Langenreck, den Barren, den Schwebebalken, das Turngerüst 
im Freien; die auf den beigegebenen Tafeln befindlichen Abbildungen verdeut 
lichen das Gesagte bestens. 
Darauf folgt eine Zusammenstellung gemischter Uebungen als Vor 
schriften zum Gebrauche für jedes Alter und beide Geschlechter. 
Im 2. Abschnitt „Aerztliche Gymnastik" betitelt, giebt Verfasser zunächst 
eine Definition des Wortes „Heilgymnastik", welche ihrer Wesenheit nach 
in „orthopädische Gymnastik" und ein System von Leibes 
übungen zerfällt/ wodurch diejenigen Leiden, die vorzüglich durch Be 
wegungsmangel entstehen oder begünstigt werden, zu bekämpfen sind. 
Verfasser sagt hier ausdrücklich: 
„Die Wirkungen und Erfolge, die sich durch Heilgymnastik erzielen lassen, sind schön 
und dankbar, nur darf man nicht zu früh dieselben erwarten; es gilt da nicht, rasche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.