Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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sich gerührt, als im Februar und März 1872 in beiden Kammern des säch 
sischen Landtages auf den Antrag des Abgeordneten Penzig und 34 Genossen 
aus „Einführung des Impfzwanges^' die Debatten eröffnet wurden; da 
hätte er einen kalten Wasserstrahl zur Erleuchtung dieser impfirrwahnigen Männer 
von Königsbrunn aus in Form eines belehrenden Flugblattes in das Palais auf 
der Landhausstraße richten sollen, wie ich es mit der Nr. 2 des„N.-A." von 1872 
gemacht habe, in welcher 2 belehrende Artikel a) über die heutige Kuhpocken 
impfung von Graf Zedwitz und b) zwölf Fragen über das Jmpfdogma 
von Baron König — enthalten sind; ich sandte von derselben eine größere 
Anzahl Exemplare an beide Kammerpräsidenten, mit der Bitte, selbige an die 
Abgeordneten zu vertheilen, was auch geschehen ist, indem in der 1. Kammer 
z. B. Rittergutsbesitzer Sahrer V Sahr in seiner Rede auf den Inhalt dieser 
Nummer hinwies. Und den Abgeordneten Dr. Wigard, welcher als Mediziner 
in der 2. Kammer eine ähnliche Rolle spielte, wie Dr. L ö w e - C a l b e später int 
Reichstag zu Berlin — forderte ich öffentlich in den „Dresdner Nach 
richten" zu einem Pockenduell heraus, was derselbe aber trotz seines 
Rcvaccinationsschutzes stillschweigend abgelehnt hat. Damals hätte Dr. Pntzar 
als approbirter Jmpfgcgtter in Sachsen seine Sporen verdienen können; er 
hat aber geschwiegen, und auch Prof. Dr. Germann ließ damals noch 
Nichts von sich hören, sowenig wie sonst ein sächsischer Mediziner! Ich stand 
damals ganz allein im Kampfe gegen den Irrwahn, den Humbug der 
staatsheilkundigen Impfung! — 
Abermals hält P. hier wie an noch mehren Stellen — Fieber und 
Steigerung der Körpertemperatur als zwei verschiedene Dinge 
auseinander, während doch wie schon oben gesagt — Steigerung der 
Körpertemperatur ein Symptom des Fiebers selbst ist! Was P. bezüglich der 
Puls sch läge sagt. ist antiquirt, da man heutzutage dem Pulse, als dem 
Orakel der alten Schule, wenig Gewicht mehr beilegt, sondern seinen Haupt 
wegweiser im Thermometer sinket, von dem P. aber in seinem Schriftchen 
gar Nichts erwähnt, denn seine kurze Andeutung der Messung bei kleinen 
Kindern ist höchst ungenügend! 
S. 43 handelt Vers. den Typhus kurz ab, oder vielmehr gar nicht, 
indem er es sich recht bequem macht und auf die Monographie des Dr. B r a n d 
in Stettin hinweist, deren Titel lautet „Die Wasserbehandlung der 
typhösen Fieber" 387 S. 2. Aflge., Tübingen, Laupp, Preis 7 M. (be 
sprochen im „N.-A." 1877 lit. Beil. II. und III.), und von welcher er sagt: 
„daß sie dem Nichtarzt ebenso verstündlich sei wie dem 
Arzte", was ich aber sehr bezweifle, weshalb auch Putzar's Wunsch 
„möchte dieses Werk in keinem Haushalte fehlen" ein ganz problematischer ist, 
dem ich nicht beistimme! S. 54. beim Cha n ker" sagt P. „das CH anker 
gift ist aber nicht syphilitisch, cirtulirt Anfangs nicht wie dieses im 
Blute und erzeugt nicht diese Nachkrankheitcn, die der syphilitischen Ansteckung 
folgen und als c o n st i t u t i o n e l l e Syphilis bekannt sind. Der Prozeß 
verläuft bisweilen in wenigen Stunden und wohl nie später als nach 3 Tagen; 
wenn aber ein solches Geschwüre nicht heilt, sich vielmehr nach 3—4 Wochen 
in demselben harte Ränder und ein harter Grund bilden, so ist eine wirk 
liche syphilitische Ansteckung mit großer Sicherheit anzunehmen. 
S. 55 sagt dann P.: „Ich erlaube mir noch einmal zu bemerken, daß bei dem 
einfachen, nicht syphilitischen Chanker nach meinen Erfahrungen 
die Anwendung von Merkurialien nicht allein unnöthig. sondern auch nach 
theilig werden kann. Eine ausgiebige Anwendung von Merkur bringt nicht
	        
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