Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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gestört gewesen; gegenwärtig weile eine Erzherzogin mit Gefolge bei ihr 
und noch gegen 60 Personen, im Sommer seien es 150 gewesen, welche alle 
gleichzeitig bei ihr wonten. (Schluß folgt.) 
Lust, mehr Lust, ich ersticke! 
Meine Jubiläumskur oder die erste Kur bei Beginn des 
26. Jares meiner sisiatrischen Praxis. 
Bon 
Gustav Wotöold. 
Als ich am 2. October 1876 Abends nach Hause kam, fand ich ein Billet 
in meinem Brifkasten, durch welches ich von einem hisigen Kaufmann auf 
den andern Morgen zu seinem Schwigervater, einem Fleischermeister, bestellt 
wurde, wo ein schlimmer Patient meiner Hilfe bedürftig sei. Ich verfette 
nicht, andern Tages in der Frühe mich in das bezeichnete Haus in einer engen 
Gasse der Altstadt zu begeben und dem Besitzer und seiner Frau nüch als den begerten 
„Masserdoctor" vorzustellen. Sie deuteten auf einen bleichaussehenden 
schlanken, jungen Mann von 18 Jaren, der sich gerade mit im Zimmer be 
fand und sagten: Unser Son hier ist der unglückliche Patient, der bei Nacht 
nicht schlafen kann, weil er den schrecklichen Brustkrampf bekommt. Auf 
mein Befragen, wie lange diser Zustand schon dauere, und was dagegen ge 
braucht worden sei, erfur ich Folgendes: Patient ist Lerling in einem Spe- 
cereigeschäft, schläft und ißt bei seinem Principal; Ende März bemerkte er 
bläuliche Flecken auf den Wangen und ging deshalb zum Hausarzte, einem 
Med.-Rat, welcher sich die Entstehung derselben nicht erklären konnte, ihn aber 
deshalb beruhigte und wegen einer gleichzeitig vorhandenen Halsentzündung — 
Zimmerarrest und eine Verordnung gab; ein paar Tage darauf, als er schon 
wider in's Geschäft gehen wollte, stellte sich Nachmittags plötzlich eine Be 
engung und ein G e f ü l in der B r u st ein, als ob er nicht genug 
Luft bekäme; das Atmen wurde immer kürzer und anstrengender, zuweilen so. 
daß ein kalter Schweiß ausbrach, dabei waren die Hände, Beine und Füße 
eiskalt, so daß sie kaum erwärmt werden konnten. Jeden Atemzug begleitete 
ein auffälliges Pfeifen und Schnurren in der Lunge, das man schon 
von Weitem hören konnte; gegen Abend wurde es zwar ein wenig besser mit 
ihm, doch sobald er zu Bette gegangen, wurde die Atemnot wider so stark, 
daß er nur sitzend darin zubringen und die ganze Nacht nicht schlafen 
konnte; am nächsten Morgen kam noch ein starker Husten dazu, der mit zim- 
lich viel Auswurf verbunden war. Von disem Tage an dauerte nun die Atem 
not volle 5 Wochen mit nur kurzen Unterbrechungen und zwar so, daß er 
das Bett nicht mehr verlassen konnte und trotz der kräftigsten Diät mit Braten, 
Bouillon, ganz vom Fleische fiel und schwach wurde, dann pausirte der Krampf 
8 Tage, Patient versuchte auch ein paar Mal auszugehen, da repetirte aber der 
Anfall und dauerte wider eine ganze Woche, pausirte dann einige Tage, kerte 
abermals wider und so ging es unter stetem Wechsel von Anfällen und Pausen 
bis Anfang Juni, wo auf Anraten merer Aerzte, welche in diser Zeit con- 
sultirt wurden und alles Mögliche (?) verordnet hatten, one das Uebel be 
seitigen- zu können, Patient nach dem nahen Dorfe Liegau auf's Land zog, um 
Waldluft zu genißen; er blieb 8 Wochen dort, bekam den Anfall nur einmal 
im Anfang wider auf kürzere Zeit, und sülte sich sonst ganz frei von A st m a; 
seine kalten Hände und Füße und geschwollenen Mandeln wurde er aber nicht
	        
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