Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Erholungsreise und unterbreche dieselbe nicht, wenn mir nicht 1000 F — 
20,000 Mark garantirt werden!" Der siebzehnfache Thalermillionär Oppenheim 
ließ zurücktelegraphircn: „Gott sei Dank, meine Mittel erlauben es mir, komme 
rasch, sollst die 1000 F haben!" Der berühmte Operateur, den auch Napoleon III. 
mehrmals consultirte, flog ans dieses Telegramm sofort nach Cöln, konnte aber 
auch keinen besseren Rath geben, als Professor E s m a r ch in Kiel, der vor 
i h m herberufen worden, nämlich: „hieristärztlicherseitsnichts mehr 
zu machen, d'rum mache Du Dein Testament!" Und richtig, wenige 
Tage darauf starb Oppenheim und Thompson kehrte mit 1000 üf belastet nach 
London zurück! 
Am Donnerstag machte ich wieder einige Besuche, nahm auch ein Bad in 
der Badeanstalt in der Schildergasse, wo es etwas sauberer sein könnte und 
machte mich reisefertig sür den nächsten Tag, wo ich mit dem Früheilzug nach 
C o b l e n z fuhr und dann zu Fuß nach der eine Stunde entfernten Kalt- 
Wasser heilan st alt Laubbach ging, welche vor etwa 38 Jahren durch 
den verstorbenen Dr. Petri mittelst einer kleinen Acticngesellschaft (30 Per 
sonen) gegründet und im Frühjahr 1841 mit 3 Kurhäusern eröffnet wurde. 
Die Actien waren in festen Händen, kamen nicht an die Börse und gaben viele 
Jahre hindurch 10—12 Prozent! — Da heißt cs doch auch: Wasser 
thut's freilich! Die Anstalt liegt auf dem linken Rhcinufer an der 
Landstraße von Coblenz nach Boppard in einer,! Seitenthale am Fuße 
des Kuhkopses, eines zwischen der Mosel und dem Rheine sich lang hinziehenden 
Bergrückens; sie besteht jetzt aus Ogetrennten Häusern, in denen ich 
mich herumführen und Zimmer wie Badeeinrichtungen zeigen ließ, welch' letztere 
noch nach Gräfenberger Art etwas primitiv sind, und erst in jüngster Zeit 
eine Erweiterung erfuhren, indem man nun auch temperirte Bäder in 
getrennten Baderäumen haben kann! Für den allgemeinen Gebrauch sind be 
stimmt : ein großer Spcisesaal, eine gedeckte und geschlossene Halle, ein Damen- 
und Musiksaal, Billard- und Lesezimmer, Schießstand und gedeckte Kegelbahn. 
In unmittelbarer Nähe der Anstalt sind herrliche Buchenwälder und mäßig 
hohe Bergkegel, welche hübsche Aussichten nach den 3 Flußthälern des Rheines, 
der Mosel und der Lahn bieten. Die wöchentlichen Kurpreise sind: 
für Zimmer von 7—42 Mark; für die Kur, inet, ärztliches Honorar 
14 Mark; für Bedienung in Zimmern und Bädern Mark 3.50; für 
volle Beköstigung (Mittags 2 Fleischspeisen) Mark 24.50. Beson 
dere Berechnung findet statt bei electrischerBehandlung, außer 
gewöhnlicher Beanspruchnahmedes Arztes, für neue wollene Decken, 
Compressen, Bandagen, welche dann Eigenthum des Gastes werden; 
für Arzneien! (wörtlich so im Prospecte mit Jahreszahl 1878!!); 
'Arzt der Anstalt ist seit vr. P e t r i' s Tod Dr. Maurer, welcher augen 
blicklich in Coblenz war, so daß ich ihn nicht sprechen konnte. — Das Wasser 
der Anstalt (Trink-, wie Badcwasser) stammt aus einer schon in uralten Zeiten 
unter dem Namen „Ions carus“ berühmten Quelle mit einer Temperatur 
von, Sommer wie Winter, 8" R., wovon ich ein paar Gläser kostete. 
Von hier ging ich por pedes auf der Landstraße, zwischen dem Rheine 
und der Bahn nach der Ortschaft Capellen, über welcher am Bergabhange 
das Schloß Stolzenfels malerisch liegt, welches mit Benutzung einer von den 
Franzosen zerstörten Burg von 1836—42 vom König Fr. Wilhelm IV. im 
Ritterburgstil neu erbaut wurde; ich ging auf guter in Serpentinen neu an 
gelegter Chaussee noch eine halbe Stunde höher hinauf, bis ich eine Stelle 
fand, wo ich eine freie Aussicht auf die Landschaft ringsum genoß, und welches
	        
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