Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Frühjahr seine Montirung und Mvblirung erhalten und etwa mit Sommers 
Anfang dem Besuche übergeben werden können. — 
Getauft ist dieses neue Kurhaus noch nicht; bei Tische schlug ich vor: 
„Ncugracfenberg am Grafenbcrg bei Düsseldorf, ganz arznei 
loses H e i l a s y l für Wasser freunde und Vegetarianer". 
Wenn man bedenkt, daß hier in einem Umkreise von wenigen Quadrat 
meilen eine starke Bevölkerung existirt, die durch die von ihr betriebene Judustrie 
an ihrer Gesundheit vielfach geschädigt wird und bisher in nächster Nähe 
keine Gelegenheit hatte, sich solche Schäden physiatrisch wieder restau- 
riren zu lassen, so wird man leicht ermessen können, welches hygieinisch werth- 
volle Geschenk Herr Fellinger mit diesem „Neugräfcnberg" seinen 
westphälischcn Mitmenschen darbringt. Wünschen wir demselben daher bald 
einen guten Anfang und bestes Gedeihen für lange, lange Zeit! — 
Ich fuhr am Abend von Düsseldorf mit dem Eilzug wie im Fluge ohne 
Aufenthalt auf der rechtsufrigen Bahn wieder nach Cöln zurück und wurde 
daselbst von meinem Gastfreund mit den Worten begrüßt: „Gut, daß Sie 
kommen, mein Barometer zeigt für morgen wieder herrliches Wetter an, be 
nutzen wir cs und fahren wir in'sAhrthal". Einverstanden, sagte ich. Mittwoch 
früh 6 Uhr fuhren wir richtig auf der linksufrigen Rhein-Bahn nach Re 
magen und von da in einem flotten Zweispänner an dem wirklich schönen 
Herbstmorgen in das durch seinen an den oft steilen Bergabhängen wachsenden 
herrlichen Burgunderwein bekannte A h r t h a l bis zum Mineralbad Neuenahr, 
dem jungen Concnrrenzbad von Ems, dessen Wasser der hier mächtig sprudelnde 
Brunnen sehr ähnlich ist; das neuerrichtete Kurhaus hat gegen 150 Logir- 
räume, einen großen Spcisesaal, hübsche Badeeinrichtungen, Anlagen rc. und 
liegt in einer romantischen Gegend; der neue Kurort soll von den Bonner 
Professoren und Aerzten vielfach empfohlen werden. Von hier fuhren wir in 
dem interessanten Felsenthal weiter nach Walporzheim, wo der feurigste 
Ahrblei chert wächst, dem wir beim Apostel Petrus unsere Ehrfurcht 
bezeugten, indem wir in dessen Garten in der warmen Sonne sitzend uns eine 
Flasche von diesem dunkclrothen Rebenblut herrlich munden ließen. Die Strecke 
von hier bis nach Altenahr ist die interessanteste des ganzen Thales, indem 
die Straße durch hohe Felseinschnitte und zuletzt durch einen langen Tunnel 
neben dem vielfach geschlängelten Ahrflüßchen sich hindurch drängt, während 
steile Thonschieferwände, zum Theil mit Laub- und Nadelhölzern, auf den süd 
lichen Abhängen mit Reben bekleidet, sich bis zu einer Höhe von mehr als 
100 Metern erheben, ans deren höchster Spitze die Trümmer der einst statt 
lichen Burg Altenahr sich prächtig Präsentiren, zu welchen wir vor Tische 
auf dem steilen Wege noch geschwind hinaufstiegen und oben an der wirklich 
herrlichen Aussicht in das durch die herbstliche Färbung seiner Vegetation um 
so interessantere Flußthal uns ergötzten. Nach Altenahr zurückgekehrt, tafelten 
wir heute einmal bei C a s p a r i im Gartensalon — halb vegetarianisch, 
d. h. wir ließen uns außer Gemüse und Mehlspeisen auch noch von den ge 
rühmten Ahrforellen geben und — sind wahrlich nicht daran gestorben! 
Bei der Rückfahrt nach Remagen winkte uns Apostel Petrus vergeblich noch 
einmal zu sich herein — ich sagte ne quid nimis! Nach Cöln zurückgekehrt, 
führte mich mein Gastfreund noch in seine Loge im Stadttheater, wo „Lohen- 
grin" gegeben wurde. Viel Genuß an diesem Tage! — Unterwegs erzählte er 
mir als Cölner Stadtneuigkett: daß Dr. Thompson aus London zu 
Bankier Oppenheim gerufen worden sei, welcher an einem Blasenleiden ge 
fährlich krank liege; derselbe soll geantwortet haben: „Befinde mich auf einer
	        
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