Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Weiter Nachtrag — Pendant ;um Mkli'schei, Dali. 
Oder: 
Triumph des Naiurheilverfahrens über die Staatsheilkuude. 
Bon Kustav Wolöold. 
Schluß. 
Sie müssen sich also darauf gefaßt machen — sagte H. v. S. zu mir — 
wenn die Doktoren gegen Abend kommen, ihnen Red' und Antwort zu stehen 
über Ihr Heilverfahren ohne jegliche Medizin, welches sie scheint's nicht 
recht begreifen können! Gut, — sagte ich, — vor den Herren Medizinern 
genwe ich mich nicht, sie mögen mir immerhin zuschauen und mich nach Be 
lieben fragen, wenn ich auch überzeugt bin, daß sie Nichts von mir lernen 
wollen, da sie sich ja bewußt sind, mehr zu wissen, als ich! — Als die 
Pat. nach etwa einer Stunde wieder sehr warm geworden war, auch hoch 
rothe Wangen mit einem purpurnen Streifen über die Nase bekommen hatte, 
hielt ich's für gerathen, der Packung ein Ende zu machen und sie im 
Bade wieder ordentlich, ja sogar tüchtig bis zum leichten Schüttelfrost ab 
zukühlen. Nachdem sie wieder im Bette lag, gab ich der Mutter die nöthige 
Weisung wegen der Umschläge, Wasserlrinken, Nahrung, Fensteröffnung re- 
und sagte dann dem Bater, daß wir nun ca. 3 Stunden freie Zeit hätten, 
um nach Eger zu fahren und dort das besprochene Nöthige zu besorgen 
(Badethermometer, Schwämme, passende Badewanne re.). Als wir gegen Abend 
von dort zurückkehrten — wobei ich bei dem Klempner den Spaß erlebte, daß 
er mich hochvcrwundert anschaute, als er von H. v. S- erfuhr, daß ich sein 
Kind mit Wasser retten werde; der Mann hielt aber Wort und lieferte die 
Wanne nach meiner Angabe gut gemacht in 2 Tagen — war es hohe Zeit, 
Pat. wieder abzukühlen, denn der Thermometer zeigte schon wieder über 39°, 
doch wartete ich auf H. v. S. Zureden noch bis zur Ankunft der Herren 
Mediziner. Endlich gegen 6 Uhr kamen zwei angefahren, einer von Eger (dem 
das Kind des Hausbesitzers in der Behandlung gestorben) und einer von 
Franzensbad, welchen ich als der Dresdner Wasserdoktor vorgestellt wurde, 
der seit seiner Ankunft bereits tüchtig an's Werk gegangen sei. Nach der 
üblichen Begrüßung sagte ich den beiden Herren das Nämliche, was ich oben 
bei meiner Ankunft den Ettern bezüglich des Pudels Kern der ganzen Bc- 
handluugsweise bei akuten Jnfectionskrankheiten erwähnte und lud sie alsdann 
böflichst ein, auf dem Sopha Platz zu nehmen und mir zuzuschauen, denn 
ich habe nur auf sie gewartet, um einen neuen Akt des Lustspieles (wohlverstanden 
nicht Trauerspieles!) vorzunehmen. Ich legte nun meinen kleinen 
Maximumthermometer in den Mastdarm, einen gewöhnlichen Blutthermometer 
in die Achselhöhle, machte Halbbad und feuchte Packung parat und nach 
10 Minuten las ich den Herren die Temperatur ab, welche in den Achseln 
39,7, im Mastdarm 39,9° 0. betrug; darauf setzte ich Pat. in's Halbbad 
von 20° R., nahm mit der Dienerin und dem Vater die Frottirung und 
Uebergießung erst mit Badewasser, dann mit kühlerem (bis zu 16° R.) vor 
und legte Pat. nach merklicher Abkühlung der Brust (am Körper abgestreift, an 
den Beinen und Armen abgetrocknet) in die feuchte Packung mit extra Hals- 
und Rumpfumschlag und sagte den Herren, nachdem selbige vollendet war, 
daß sie bis zur Wicdererwärmung und abermaligen Abkühlung eine Stunde 
ungefähr im Garten verweilen möchten, wobei ich ihnen Gesellschaft leisten 
würde, da Pat. jetzt besser allein ruhig und u n g e st ö r t so liegen bleiben
	        
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