Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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bemerkten Bewegungen und Manipulationen ausführen läßt und zwar bei 
einem Patienten gleich alle hintereinander, nicht wie in andern Kursälen üblich, 
mit Pausen dazwischen. Von hier aus ging ich nach dem Hause 3 in der 
Landschaftsstraße, wo im 1. und 2. Stock eine Sammlung von Gemälden 
aufgestellt ist, welche sich früher in den Schlössern Georgs V. befanden; hier 
fiel mir ein kleines Oelbild von einem ital. Meister auf — „ein Kind, 
welches von einem älteren Manne ein paar Kirschen be 
kommt"; im Katalog steht dabei: .Christus bekommt die ersten Kirschen 
von seinem NährvaterJosef" also Kirschen, nichtrohesBeefsteak 
oder Knackwurst, somit kann man dieses gemüthliche Bildchen als erste Unter 
weisung im Vegetarianismus gelten lassen! — Nach Tische machte 
ich Besuch in einer Familie, die sich brieflich wegen zwei epileptischer Söhne 
an mich gewandt und ging dann nach dem zoologischen Garten, welcher 
an der Südseite des städtischen Forstes Eilenriede gelegen ist; hier über 
raschte uns ein Donnerwetter, nach dessen Beendigung der Heimmarsch in der 
gereinigten Luft sehr wohlthuend war. Am Dienstag Vormittag besichtigte 
ich wiederholt die bemerkcnswerthestcn Gebäude und nahm dann ein Bad in 
der großen Badeanstalt am Waterlooplatz, welche zwei ziemlich geräu 
mige Schwimmbassins für Herren und Damen besitzt, die aber gerade 
abgelassen wurden, weil man in Hannover im Winter das Baden für ganz 
unnöthig hält! Die Einrichtung für russische Dampf - und römische 
warme Luftbäder ist zweckmäßig und solide. Nachmittags fuhren wir nach 
der Vorstadt Linden, wo auf einer Anhöhe das große Reservoir der städtischen 
Wasserleitung recht geschmackvoll angelegt ist; von dem Plateau desselben 
genießt man eine gute Aussicht auf'Hgnnovex und seine Umgebung. Am Mitt 
woch Mittag wollte ich nach Düsseldorf fahren, lenkte aber unterwegs ab nach 
Hagen, wohin mich ein alter Wasserfreund Zwecks unserer persönlichen Be 
kanntschaft eingeladen hatte. Die Bahn führt hinter Minden durch die 
sogenannte Weserscharte, Porta westphalica am Bad Oeynhausen vorbei 
durch das Pumpernickelland; nach Bädccker soll der Gütersloher 
Pumpernickel (westphälisches Schwarzbrod) der beste sein. Der Eilzug 
hält hier aber nicht an, sonst hätte ich mir ein Stück zur Probe gekauft. Ich 
brachte in Hagen mit ihm und seiner Familie im Hause seines Schwagers, 
welcher diesen Sommer mit seiner Gattin ein paar Monate bei Th. Hahn auf 
der Waid Kur gemacht hatte, ein paar gemüthliche Tage zu; machte auch in ihrer 
Gesellschaft andern Tages eine Partie in das landschaftlich schöne Thal der Lenne, 
in welchem einige Höhlen liegen, worunter die 1868 beim Bau der Jserlohnbahn 
entdeckte Dechenhöhle eine der schönsten bekannten Tropf st ein höh len 
ist, welche die Bergisch-Märkische Eisenbahndirektion zugänglich machen und mit 
Gas erleuchten ließ; s o präsentirt sich dieselbe freilich besser, als die mit Talg- 
lichtern erleuchtete Adelsberger Höhle am Karst, die ich 1873 auf meiner 
Tour nach Triest gesehen. Am Freitag fuhr ich Nachmittags über Elber 
feld nach Cöln, wozu ich mein Rundrcisebillet wieder benützen konnte, nicht 
aber nach Düsseldorf, welche Route ich bei Dortmund verlassen hatte. 
Ich wurde in D,e u tz am Bahnhof von meinem Cölner Gastfreund, einem Ve 
getarianer und Wassergläubigen, in Empfang genommen und von ihm beim 
abendlichen gemüthlichen Beisammensein darauf aufmerksam gemacht, andern 
Tags gleich das schöne Wetter zu einem Ausflug nach dem Siebengebirge 
und zur Besichtigung der Wasserheilanstalt Godesberg, nahe Bonn, zu be 
nützen, wozu er sich mir als angenehmen Begleiter anbot, was mir sehr er 
wünscht war. Wir fuhren Samstag den 5. Öctober mit dem ersten Zug nach
	        
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