Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Mein Besuch -ei der Vr.-Vaurin Drau Amalie Hohenester 
in Mariabrunn üei München, 
nebst meinen Reflexionen über ire Kurmetode. 
Von 
Knstav Woköotd. 
Motto. 
Es war ein Mann, der hat ein Weib, 
Das übt er wie sein eigen Leib, 
Da aber selbiges nicht gebären tat, 
So schickt er es in dises Bad. 
Legende von Liebenzell im Schwarzwald. 
Kurz ehe ich zur Naturforscherversammlung nach München abreiste, las 
ich in den „Dresdner Nachrichten", daß ein hisiger Hofschauspiler, der in Carls 
bad in 8 Wochen keine Heilung gefunden, sich von dort noch zurDoctor-Bäurin 
in B a i e r n begeben habe! Öb er dort gefunden, was ihm Carlsbad versagte, 
nämlich Heilung seines Leidens, darüber schwig die Epistel. Mir kam aber 
durch dise Notiz die Aeskulapitt wider in's Gedächtnis, von der ich schon so Manches 
gehört und gelesen in Brisen und Brochüren; ich nam mir daher fest vor, dises- 
mal nach Mariabrunn zu faren, um das Weib persönlich kennen zu lernen, 
' welches nach Dr. Gleich*) „sich erfrecht, Kranke zu heilen, die 
von den ersten Professoren und Medizinern Münchens 
trotz irer Wissenschaft nicht geheilt werden". Ein solches medi 
zinisches Fänomen ist doch wirklich sehenswert, und so nannte mein Lands 
mann, Herr Hofrat Dr. v. Renz, Badarzt in Wildbad, dise Frau, als ich bei 
dem Kellerfeste im Gespräche mit ihm die scherzhafte Bemerkung hinwarf: 
„Morgen Nachmittag will ich auch meine Kollegin, die Doctor-Bäurin in 
Mariabrunn besuchen; ist es nicht wirklich eine Schande für die hisigen Pro 
fessoren und Mediziner — allopathiae und homöopathiae, — wenn ein ungelertes 
Bauernweib, wie dise Hohenester, einen solchen Zulauf nicht blos von armen 
Teufeln, sondern von Personen aus den höchsten Ständen hat? Woher 
kann denn dise mehr wissen, als Jene mit ihrem großen wissenschaftlichen Ap 
parat, auf den sie so stolz sind!" „Ja, das will ich Inen gern sagen, woher 
das kommt", — entgegnete er mir, „die Frau behandelt eben Kranke, jene Herren 
aber — Krankheiten, das ist der ganze Unterschid; mag man nun an 
wenden, was man will, ob kaltes oder warmes Wasser, ob Gift oder Luft, 
Kälte oder Wärme, — das Alles ist eben blos der Anstos zur Tätigkeit der 
Naturheilkraft! Ein Kunst Privilegium zum Heilen hat kein Mensch, 
weder die Professoren noch sonst Jemand, auch nicht dise Zigeunerin. Darum 
kann es sich schon treffen, daß auch ein kluges Weib — Kranken zur Gesund 
heit verhilft, welchen approbirte Mediciner nicht helfen konnten! Wünsche Inen 
übrigens guten Empfang bei Irer Kollegin, di sein medizinischen Fä- 
*) Anmerkung. Von Dr. Gleich erschin ein Heftchen 1862, bet. Die Doctor- 
b ä u r i n in Deisenhofen, Amalie Hohe ne st er, und das Naturheilverfaren one Arznei. 
Von Prof. Dr. Postl desgleichen „Ueber das Verfaren der sog. Wunde rdoctorin 
in Deisenhofen. 
In „Ueber Land und Meer", 34. Band. Nr. 30 ein Artikel von Dr. Ellinger, bet. 
Ein Besuch bei Frau Amalie Hohenester in Mariabrunn. 
Von R. R o d o e t h, das Bad Mariabrunn oder ein Besuch bei der Doctor- 
b ä u r i n. München 1877.
	        
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