Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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Nachdem nun der Kurapparat in's Krankcn-Zimmer geschafft war, machte 
ich unter Beihülfe des Vaters und eines dienstbaren Geistes , das Bad und die 
feuchte Packung zurecht, setzte dann die Patientin hinein, übergoß ihr bald mit 
dem 20° Badwasser, bald mit paratgehaltcncm kühlerem (16°) den Kopf 
und Rumpf, während die Andern nach meiner Anweisung die Beine frottirten 
und nach einigen Minuten wechselte ich mit den Körpertbeilen, legte den 
glühenden Rumpf mit Hintcrkopf in's Wasser und ließ das sich vernünftig und 
geduldig aufführende Kind die Beine auf den Rand der Wanne setzen und 
vom Papa tüchtig frottiren, während ich blos leicht die Brust mit der flachen 
Hand überfuhr; nach weiteren paar Minuten ließ ich wieder die frühere Stellung 
einnehmen, wiederholte die Ucbergießung — bis Patientin an der Brustwand 
sich kühl anfühlte und etwas zu frösteln begann, da ließ ich sie in der Wanne 
aufstehen, mit den Händen das Wasser abstreifen, vom Knie an aber gut ab 
trocknen und brachte sie auf das feuchte Tuch, legte ihr den Hals- und Rumpf 
umschlag um und cmballirte sie dann flüchtig, nachdem ich ihr zuvor mein 
Taschenblutthermometer (Maximum) in den Mastdarm geschoben; nach 5 Mi 
nuten nahm ich ihn heraus und zeigte ihn dem Vater — er las 37,2" ab, also 
Wirkung des Bades — normale Blutwärme! Nun machte ich die 
Packung vollends regelrecht, legte Deckbett über die Fußpartie, öffnete beide 
Flügel eines Fensters, und erklärte den Eltern, daß vorläufig bis auf Weiteres 
Nichts zu thun sei, als dem Mädchen von Zeit zu Zeit einen Schluck frisches 
Wasser zu geben. Hierauf ließ sich die gelähmte Mutter wieder an das Bett 
ihres Lieblings fahren und übernahm diese Funktion; ich selbst setzte mich nun 
ebenfalls und bat mir den Vorgang zu erzählen, der sie bewogen, mir am 
Freitag Nacht noch so spät zu telegraphiren. 
Herr von S a l a m o n sagte hierauf, daß er sich dazu entschlossen habe, 
nachdem ihm drei allopathische Aerzte, die er am Freitag Nachmittag und Abend 
wegen seines unwohl gewordenen Kindes zu Rathe gezogen, ihm kurzweg er 
klärt hätten, daß keine Möglichkeit vorhanden. ihm das Leben desselben zu 
garantircn, weil der Scharlach bei ihm gleich mit so heftigem Fieber und Ge 
hirnreizung aufgetreten und die in Eger seit Monaten herrschende Epidemie 
sehr bösartig sei, weshalb täglich gegen 5—6 Kinder seit mehren Wochen schon nach 
wenige» Tagen Erkrankung wegstarben, wie dieOctoberfliegen; er habe sie nun auf 
das ihm von Gräfenbcrg her bekannte Wasserheilvcrfahccn aufmerksam gemacht 
und gefragt, ob sie denn dasselbe nicht verständen und bei ihren Patienten an 
wendeten, von dem er wisse, daß damit diese akuten Krankheiten mit Leichtigkeit 
geheilt würden? Er habe darauf eine ausweichende und nichts weniger als 
beruhigende Antwort erhalten, weshalb er dann mit seiner Gattin sich be 
sprochen habe/ worauf sie sich entschlossen hätten, das Opfer nicht zu scheuen, 
mich von Dresden kommen zu lassen, um, soviel in ihrer Macht stehe, das 
Leben ihres Lieblings sich erhalten zu lassen. Nachdem mein zusagendes Tele 
gramm angekommen, habe er erst den Aerzten mitgetheilt, daß er sich einen 
Wasserarzt aus Dresden verschrieben habe, der ihm die beste Hoffnung 
für Rettung seines Kindes gemacht, was sie in großes Erstaunen versetzt und 
zur Bitte veranlaßt habe, ihnen zu gestatten, heute noch herkommen zu dürfen, 
um diesen vielversprechenden deutschen Wasserdvktor und sein Verfahren kennen 
zu lernen. (Schluß folgt.)
	        
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