Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

146 
Nachtrag M NiklisäM Artikel in vsr. Nummer. 
Ueber falsche Anwendung von Dampfbädern in fieberhaften 
oder hitzigen Krankheiten. 
Vom Herausgeber. 
(Fortsetzung.) 
Hierzu muß ich uun bemerken, daß der Schreiber dieses Attestes mir bei 
der Uebergabe äußerte, daß er absichtlich die Behandlung meines Vor 
gängers g ü n st i g dargestellt habe, um der Sache der Naturheilkunde zu nützen, 
weil ja eben die erbetenen Atteste sämmtlich nur den Zweck haben sollten, mir 
die Concession zur Leitung einer Anstalt in Preußen zu verschaffe». Es ist 
also falsch, was der Manu schreibt: „es war fabelhaft, wie nach wenigen Pack 
ungen mein Kind sich beruhigte rc." — denn dies geschah erst, nachdem ich 
die Behandlung in die Hand genommen, da der Meinert' sche Schüler vor 
mir — blos seinen patentirten Dampfkasten angewandt hatte, 
welcher die innere Gluth des fiebernden Kindes nur noch mehr steigerte; 
er hatte aber denselben angewandt, um — wie er mir sagte — den zurück 
getretenen Scharlachausschlag wieder hervorzurufen, was 
aber ganz falsch ist, denn ein Ausschlag tritt niemals zurück, er 
kommt blos nicht vollständig heraus, bleibt auf halbem Wege 
stecken und dadurch bleibtauch das Blut noch mit einem Theile des Giftes 
beladen, welches seine schädliche Wirkung auf Gehirn und Nerven je 
länger je mehr ausübt! So ist die Sachlage! Durch die von mir 
energisch die ganze Nacht hindurch angewandten feuchten 
Packungen mit kühlen Halbbädern und Frottirungeu wurde 
jedoch das zurückgebliebene Gift vollends herausgekockt und 
darum erschien ein neuer (nicht der zurückgetretene erste wieder!) Aus- 
schlag, welcher dann das zurückgebliebene Schar lachgiftvollend s 
herausbeförderte, worauf das Gehirn und die Nerven wieder ihre Thätigkeit 
entfalten konnten, Sprache und Bewußtsein zurückkehrten! S—o muß man sich 
die Sache vorstellen! — Unter allen Umständen ist also st e t s der Temperatur- 
zustand eines Kranken zu berücksichtigen, da jede Dampfanwcndnng eben 
falls einen fieberhaften Zustand hervorruft, also niemals ge 
eignet ist, eine schon zu hohe Temperatur des Körpers zu ermäßigen!! — 
Es ist auch sonnenklar, daß der ehrgeizige junge Mann nicht zu mir 
gelaufen wäre, wenn sein patentirter Dampfkasten die beruhigende Wirkung 
meiner feuchtkalten Packungen mit kühlen Halbbädern hervorgerufen hätte, 
sondern hübsch den Ruhm für sich eingesteckt haben würde, dieses von 2 renom- 
mirten Medizinern — Homöopathen — verloren erklärte Kind — 
doch noch gerettet zu haben! Nur der auf seinen Dampfkastengebrauch 
noch schlimmer werdende Zustand des Kindes trieb ihn in der 
Todesangst erst zü seinem Lehrer und dann, als der nicht wollte, — zu mir! — — 
Am Halse befinden sich 3 symmetrisch zu beiden Seiten unweit von ein 
ander liegende paarige Drüsen, die Ohrspeichel-, Unterkiefer- 
und Unterzungcndrüse, welche durch verschiedene Ausführungsgänge den 
Mundspeichel absonderndes ist nun nicht richtig, wenn es oben 
heißt — die Ohrspeicheldrüsen waren faustdick geschwollen; sondern die 
mehr vorwärts liegenden Unterkiefer- und Unterzungendrüsen