Volltext: Der Naturarzt 1878 (1878)

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zuletzt vor Schlafengehen rathe ich den ganzen Kopf mit Hals und Nacken mit I40 (Rr.) 
Wasser ca. 5 Minuten lang mittelst Schwamm oder Handtuch zu waschen, dann ein an 
gefeuchtetes Tuch als Turban um den Kopf zu schlingen und so ein Sitzbad von 18o, 15 
Min. Dauer, zu nehmen, während dessen der Turban etwa 2 mal noch erneuert wird, darauf 
in's Bett gehen. Ich kenne diesen höchst unangenehmen Zustand aus Langjähriger eigener 
Erfahrung und bin jetzt ganz frei davon, bekomme auch nur selten noch einen Besuch 
von diesem lästigen Gaste auf besondere Veranlassung, die ich eben möglichst zu vermeiden 
suche; sehen Sie scharf auf täglichen osfenen Leib! 
Ab. R. M. in Berlin. Ein gesundes Mädchen auf dem Lande soll, 3 / 4 Jahr alt, nach 
Genuß von uuausgebackenem Landbrode innerhalb 12 Stunden 6mal die Krämpfe bekommen 
und dadurch das Gehör verloren und infolge dessen nicht sprechen gelernt haben; bis^ 
herige ohrenärztliche Behandlung ganz erfolglos; das Mädchen ist jetzt 8 Jahre alt 
und körperlich gut entwickelt / spricht und hört aber Nichts, giebt unartikulirte Laute 
von sich. Antwort: Ich habe im N.-A. von einem ähnlichen Falle in Böhmen, wo ich 
1875 gewesen bin, erzählt; bei diesem Mädchen hat sich allmälich Gehör und Sprache wieder 
eingestellt; man muß eben mit naturgemäßer und naturärztlicher Behandlung consequent 
Jahre lang fortfahren, bis die Wirkung sich einstellt, was in diesem jugendlichen Alter keine 
Schwierigkeiten macht, wenn man einmal die Ueberzeugung von der Möglichkeit der Be 
herrschung des Stoffwechsels auf diese Weise gewonnen hat. 
Man meldet mir von dort einen zweiten Fall, bei dem auch recht wohl ein gün 
stiger Erfolg zu erzielen wäre. Er lautet: 
Vor sechs Jahren erkrankte das damals fünfjährige Töchterchen des 
Kaufmanns R— g an den Masern und als es endlich nach manch überstandener 
Gefahr — denn die Krankheit war ziemlich heftig aufgetreten — genesen war, 
machten die Eltern die traurige Wahrnehmung, dass das Kind sein Gehör ver 
loren habe. Alle Mittel, die sofort angewendet wurden, erwiesen sich als erfolglos, 
denn das Kind blieb taub. Mit der Zeit fiel es aber den Eltern auf, dass das 
Mädchen, welches früher so schön und fliessend gesprochen hatte, die Worte 
erst mit einer gewissen Aengstlichkeit hervorstiess, später oft stotterte und dann 
endlich die Worte nur lallend und abgebrochen aussprach, wie es kleine 
Kinder zu thun pflegen, die eben erst zu sprechen beginnen. Der Arzt unter 
suchte das arme Wesen und es zeigte sich nicht die geringste Verletzung und 
Störung in den sogenannten Sprechorganen. Nach längerer Zeit aber konnte 
das Kind, einige unartikulirte Laute abgerechnet, gar nicht mehr 
sprechen, es war neben seiner Taubheit auch vollständig stumm 
geworden. Das unglückliche Wesen hatte jedoch nicht, wie man zu sagen 
pflegt, die Sprache verloren, es hat nur, weil es einige Jahre hindurch 
kein Wort gehört und demgemäss auch nicht die Sprache üben konnte, die 
einzelnen Worte, mit denen man einen Gegenstand bezeichnet, nach und nach 
vollständig vergessen und so das Sprechen verlernt. Nur zwei Worte sind in 
dem Herzchen und Gedächtniss des Kindes unvertilgbar zurückgeblieben — es 
spricht die Worte „Papa“ und „Mama“ mit aller Deutlichkeit, ja oft mit einem 
so tiefen Gefühlsausdrucke aus, als wolle es damit sein ganzes Leid klagen. 
Das jetzt fast zwölfjährige Mädchen hat sich körperlich herrlich 
entwickelt und zeigt auch ganz ausserordentliche Fähigkeiten; es beschäftigt sich 
hauptsächlich mit Stickereien und es ist auffallend, welch feinen Geschmack es 
in der Wahl der Muster und der Zusammenstellung der Farben bekundet. Noch 
eine andere Fähigkeit zeigt sich in einem ziemlich hohen Grade: wenn das 
Mädchen eine Person nur zweimal gesehen hat, so entwirft es sofort ein treues 
und gut gezeichnetes Portrait von. derselben, und es scheint, als ob diese Beschäf 
tigung dem bedauernswerthen Wesen eine ganz besondere Freude mache. 
Ich erinnere Hier an den im N.-A. 1875 mitgetheilten Krankheitsfall, wo ich einen 
an Masern erkrankten Jungen, der medizin-ärztlicherseits bereits verloren er 
klärt wurde, mit Wasserbehandlung doch noch rettete; derselbe hatte dann Wochen lang 
die Sprache verloren, nicht aber die Stimme, denn er konnte schreien wie ein Brüllaffe; 
auch habe ich in demselben Jahrgange, Artikel „Abfertigung der Dresdner Aerzte", 
mitgetheilt, daß ich selbst in meiner frühen Jugend durch das Scharlachfieber mein 
Gehör total verloren hatte und mit ihm nach und nach auch die Sprache mangelhaft 
geworden, sowie daß nach 2 Jahren allmälich sich beide wieder einstellten. 
Ab. in O — leben. Sie hatten infolge großer körperlicher Anstrengung vor 2 
Jahren das Unglück, daß Ihr Bruch aus trat und nach dem Einrichten desselben durch 
einen Arzt eine Entzündung entstand, infolge welcher dann noch ein Bruch der Ge 
därme folgte, worauf die Kothmasse am Oberschenkel herauskam mit Eiter vermischt;
	        
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