Volltext: Der Naturarzt 1877 (1877)

für 
naturgemäße Irhail-Iimg -es mnschlicheil Körpers 
in gesunden »nd kranken Tagen. 
Herausgeber und Redacteur: Gustav Wolbold in Dresden. 
Sechszehnter 
Jahrgang. 
Inhalt: Votivtafel: Dr. G. Voigt (Hygin). ^ ^ ^ ^ 
1. N e r v e n l e i d e n ----- H e i l n n g e i n e r g e l ä h m t e n F r a u. H-orts. Vom Herg. 
2. Mein Ueberfall von der Ro se. Forts. Vom Herausgeber. 
3. Haut pflege oder Haut Mißhandlung? von A. v. Seefeld u. d. Herausgeber. 
Schluß folgt in nächster Nr. 
4. Z n r B e k l e i d u n g s f r a g e. 1. Papierwäsche; 2. Filetunterkleider. 
Correspondenz. Inserate. 
Vstivtafel 
Das Bestreben der Laien zu einer Zeit, in welcher alle andern Zweige der Wissen 
schaft mehr oder weniger das Eigenthum aller Gebildeten geworden sind, sich'auch über die 
medieinische Wissenschaft mehr oder minder selbständige Ansichten zu verschaffen, bedarf 
gar keiner weiteren Rechtfertigung. Auch die Heilkunde muß aufhören, blos die weis 
sagende Priesterin spielen zu wollen und muß von ihrem hohen, vergoldeten Dreifuß, der 
nur eine blindgläubige Menge zu blenden und zu verblenden vermag, leutselig und 
menschenfreundlick), ja demüthig — denn sie hat allen Grund dazu — herabsteigen. So 
bald sie aber in ihrer Verblendung und Selbstherrlichkeit die reformatorischen Aufstrebnngen 
des Zeitgeistes und die Jnstinete und unabweisbaren Bedürfnisse der Gesellschaft, befangen 
in althergebrachtem und gewohntem Unfehlbarkeitsdünkel und aller Selbstkenntniß baar, nicht 
versteht, oder in unredlicher Erkenntniß derselben erfüllt von einer dem Geiste der Wissen 
schaft widersprechenden Eigennützigkeit und Selbstsuchtjene instinctiven, reformatorischen 
Aufstrebungen mißachtet, um die Medicin wie bisher als ein geheimnißthuerisches und selbst 
süchtiges Priesterthum zu hegen und zu pflegen, so wird sie über kurz oder lang, mag sie 
wollen oder nicht, von berufenen oder unberufenen Händen (die allgemeine Unbehaglichkeit 
und das eiserne Bedürfniß, beide sind nie delikat in der Wahl der Mittel) von ihrem stolzen 
delphischen Dreifuß heruntergezerrt werden. Auch die Medicin muß es sich gefallen lassen, 
daß man sie nach Gründen ihres Thun und Lassens, nach Beweisen für die Wahrheit 
und Rechtlichkeit ihres gegenwärtigen Gebahrens fragt und daß, wenn es das allgemeine 
Bedürfniß heischt, ihre wissenschaftlichen Wahrheiten und ihre geistigen Errungenschaften, wie 
die jedes anderen Zweiges der Wissenschaft in das Volksleben und in das Staatswesen, 
also in die Gemeinschaft Derjenigen eindringt, durch deren moralische, materielle und finan 
zielle Unterstützung die Wissenschaft das zu erstreben, zu erringen und zu erforschen ver 
mochte, was sie zur Zeit erstrebt, errungeir^und erforscht hat! — 
Dr. med. G. Voigt (Hygin) in „ Z u kn n f t s m e d iz i n
	        
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