Volltext: Der Naturarzt 1877 (1877)

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Vegetaria n i smu s, vielmehr muß man dann den Mann in die Cur nehmen. 
Abgesehen also von solchen Fällen und nur den vor Augen habend, wo beim Manne wie 
bei der Frau der ganze Geschlechtsapparat wohl bestellt ist, da lehrt die Erfahrung, daß 
reichlicher Fleischgenuß keineswegs einen größeren Kindersegen giebt, selbiger vielmehr 
gerade bei der Gesellschaftsklasse zu finden ist, welche dem Fleischtopfe am wenigsten zu 
huldigen Pflegt, weil sie — n i ch t k a n n! Da kenne ich persönlich mehre Landschulmeister 
familien in meiner Heimath, wo ein kleines Männle mit seinem einzigen, auch nicht be 
sonders robusten Eheweibe 1, ja sogar 2 D u tz end Kinder producirte, welche alle 
am Leben geblieben und groß und stark geworden sind; wie oft mag ein solches Ehepaar 
das Jahr über — Fleisch genossen haben? Gewiß nicht öfter, als dasselbe von den 
Bauern bei Metzelsuppen welches geschenkt bekam! Vläo auch China — da wimmelt's 
von Nachkommenschaft trotz, oder gerade in Folge von fleischloser Diät! Also was 
ist hier des Pudels Kern? — Insofern der Vegetarianismus dazu beiträgt, die Functionen 
der Verdauungs- und Blutbereitungsorgane in normaler Thätigkeit zu erhalten, muß er 
auch auf die Function der übrigen Organe günstig einwirken. 
Abonn. in der S ch w e i z. Sie empfehlen bei Schrotbrodbereitung den 
Teig wenigstens 20 Minuten lang zu kneten und sobald das Brod aus dem 
Ofen kommt, es auf allen Seiten mit f r i s ch e m Q u e l l w a s s e r zu begießen. Auf 
diese Art zubereitet, sei Ihr Schrotbrod jetzt schmackhafter, als wie Sie je welches genossen; 
ich solle diese Vorschrift im Naturarzt bekannt geben. —- Geschieht hiermit, und werde ich 
Großmann anrathen, einen Doucheapparat in seiner Backstube aufzustellen, nachdem 
er dieses Verfahren probat gefunden. 
Abonn. in Basel. Wie ist dem Einwurf zu begegnen, daß der Vegetarianismus 
nicht für Personen passe, die Neigung zum Fett werden haben. Antw. Man muß 
solchen Kritikern vorhalten, daß man aus der vegetarianischen Küche nur die richtige 
Auswahl treffen, kalte Waschungen und Bäder und tüchtige Gymnastik damit verbinden 
darf, alsdann kann auch ein F e t t s ü ch t i g e r ruhig ein P y t h a g o r ä e r werden, ohne 
befürchten zu müssen — auch nur ein einziges Kilo binnen Jahresfrist an Leibesgewicht 
zuzunehmen. 
Abonn. in Berlin. In Kapper ' s Broch. „ N a t u r h e i l v e r f a h r e n " ist 
das Sack ffche Sitzbad ohne nähere Angabe empfohlen; bitte um gefällige Beschreibung 
desselben. Antw. Die S a ckffche Sitzwanue ist aus Blech construirt, hat die Form eines 
sogenannten G r o ß v a t e r st u h l s und auf dem Sitze eine Spalte, aus welcher das im 
untern Theile der Sitzwanne befindliche Wasser hervordrängt, welches die Genitalien benetzt, 
sobald man die Rücklehne etwas zurückbeugt und so den vorderen Theil dös Sitzes in 
eine höh e r e Lage, als den hintern bringt; hierdurch soll jede Bauchpreffe vermieden 
und durch die tiefere Beckenlage das Eindringen der Flüssigkeit in die Scheide und das 
Zurückhalten derselben in ihr mit Leichtigkeit ermöglicht werden! Sie sehen, es handelt 
sich hier speciell um F r a u e n s i tz b a d w a n n e n! 
Abonn. R. M. Hörer der Rechte in W i e n. 1) Ob die Anwendung der Kautschuk- 
leinwand über erregende Umschläge nur darin begründet sei, daß sie vorzugsweise ge 
eignet, den Luftzutritt zudem feuchten Umschlag zu verhindern und eine erhöh teWärme 
zu erzeugen? Dr. C. Munde bemerke in seiner Hydrotherapie ausdrücklich, „man 
solle niemals Kautschuk über erregende Umschläge geben, weil das durch die Wasser 
applikation noch vermehrte Absorptionsvermögen der Haut geeignet sei, die durch den luft 
dichten Kautschuk zurückgehaltene Ausdünstung theilweise wieder aufzusaugen, was 
zumal dann geschehe, wenn der Umschlag einige Stunden liegen bleiben soll," — eine Er 
scheinung, die gewiß nicht wünschenswerth ist. Durch das Heilbestreben der Natur, die Aus 
dünstung der Haut nämlich, werden aber, wenn auch nicht eben die bekannten „U n g e - 
Hörigkeiten des Pastors Köni g", doch gewiß auch keine dem kranken Organismus 
günstigen Stoffe in Dunstform ausgeschieden. Mit dieser Ansicht Mündels von der 
Sache die Theorie R i k l i 1 § über körperliche Ausstrahlung und Ausdiinstung zusammen 
gehalten, die sicherlich viel Wahres enthält, erscheinen die Vortheile der Kautschukleinwand 
gegenüber deren Nachtheilen dann allerdings um so unbedeutender, als ja der Abgang dieser 
Vortheile bei einem nur einigermaßen vorsichtigen Verhalten während der Cur nicht schwer 
in die Wagschale füllt. Antw. Dr. C. M u n d e sagt S. 252 ss. Buches wörtlich: „um 
die Feuchtigkeit der Bandage nicht durchzulaffen und die ausdiinstenden kranken Stoffe recht 
an sich zu behalten, ist man auf den Gedanken gekommen, den Umschlag mit einem Wachs 
tuch zu überdecken; diese Erfindung taugt aber Nichts, da sie die ausgedünsteten 
Krankheitsstoffe (König ' sche U n g e h ö r i g k e i t e n) innerhalb der Bandage f e st h ä l t 
und diese von der Haut wieder aufgesaugt (?) werden, während der Zweck der Ban 
dage doch ist, sie h e r a u s z u l o ck e n und zu e n t f e r n e n. Als Beweis führt er einen 
Krankheitsfall an, wo jedesmal, wenn statt des porösen Flanells Wachstuch über den 
feuchten Umschlag genommen wurde, Schmerzen in der belegten Bruststelle entstanden,
	        
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