Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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Jur Hautpflege, 
als einer der wichtigsten Kefundsteitsöedingungen. 
Vom H e r a II s g c v c r. 
(Fortsetzung.) 
II. Ueber die Lebensverrichtung der menschlichen Haut. 
Die physiologischen Eigenschaften der Haut sind dreifacher Art; nämlich: 
1) sie ist ein Schutzorgan; 2) ein Sinnesorgan, nämlich das des Gefühles; 
3) ein Orga n der Aufsaugung und Absonderung. 
ad 1. Als Schutzorgan erweist sich die Epidermis als schützender 
Ueberzug für die äußere, an Papillen, Gefäßen und Nerven reiche Schicht 
der Lederhaut und dann mittels derselben und des Fettpolsters gleichsam als 
Schild für die tieferliegenden zum Theil lebenswichtigen Organe bei mechanischen 
Beschädigungen; der chemischen Einwirkung vieler Substanzen auf die Leder 
haut und den in ihr kreisenden Säftestrom widersteht die Horn schick)t der 
Epidermis recht gut, da Wasser und schwache Säuren und Salze sie nicht an 
zugreifen, geschweige denn aufzulösen vermögen; sie verdankt diese Eigenschaft 
namentlich dem fettigen Gehalt und Ueberzug, welchen die Talgdrüsen liefern. 
ad 2. Als Tastorgan erweist sich die äußere Haut durch die in ihr ver 
breiteten zahlreichen Empfindungsnerven, wodurch zwei ganz specifische 
Empfindungen, die der Berührung (Druck) und der Temperatur und, wenn 
diese über eine gewisse Grenze hinausgehen, eine dritte Form, die des Schmerzes, 
zum Bewußtsein gebracht werden; wie das im Gehirn zugeht, hat die Wissen 
schaft aber bis jetzt noch nicht entdeckt. 
ad 3. Als Organ der Aufsaugung und Absonderung erweist sich die 
Haut insofern, als in wässeriger Flüssigkeit gelöste Substanzen und Gase, 
die außerhalb des Gefäßsystemes mit den Wänden der an der Oberfläche der 
Lederhaut vertheilten Capillar- und Lymphgefäße in Berührung gebracht werden, 
in die Gefäße des Organismus übergehen und schnell in die Blutmasse 
gelangen; zwar wird diese Eigenschaft von Einigen auch zur Zeit noch bestritten, 
doch liegen zu viele Beweise davon vor, daß die Oberhaut kein vollständig 
undurchdringliches, der Aufsaugung absolut unzugängliches Gewebe ist. 
Als Absonderungsorgan stellt sich die Haut durch ihre in zwei 
Formen vorkommende Ausdünstung dar, die eine in Dunstform geschehende 
unsichtbare, sogenannte unmerkliche und die andere in verdichteter tropfbar- 
flüssiger Art, in Form von Schweiß, erfolgende sichtbare, merkliche Aus 
dünstung oder Transpiration. Der Hautdunst steigt von der Oberfläche des 
Körpers ununterbrochen in den Lustkreis auf, während der Schweiß nur zu 
Zeiten in kleinern oder größer» Tropfen sich an der ganzen Oberfläche des 
Körpers, jedoch nicht überall gleich stark, zeigt; durch denselben erweist sich die 
Haut auch als Hauptregulator der thierischen Eigenwärme, indemeine 
verderbliche Erhöhung der Temperatur sin Innern des Organismus nicht leicht 
stattfinden kann, solange die Haut thätig ist und durch die von ihr ausgehende 
Verdunstung zur Abkühlung des Körpers wesentlich beiträgt. 
Gewöhnlich stellt der Schweiß eine helle farblose Flüssigkeit dar, von 
bald säuerlichem, bald ammoniakalischem Geruch und schwachsalzigem Geschmack, 
und enthält Kochsalz, milchsaure, Phosphor- und schwefelsaure Salze; die gas 
förmige Ausdünstung — Kohlensäure und Stickstoffgas. Woher stammen 
nun die unmerkliche und merkliche Ausdünstung, resp. die durch sie aus dem
	        
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