Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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Hygieinisten wissen. Darum fordert Vers, öffentliche Kleider- und Bett- 
r e i n i g u n g s a n st a l t e n. irr denen die Reinigung sogar u n e n t g e l d L i ch aus 
geführt werde, da Niemand sich dem Zwange entziehen dürfe! — 
Das Cardinalhinderniß idealer Sonntagsruhe und wirklicher Heiligung des 
Gemüthes an diesem Ruhetage werde in schneller Zunahme von Jahr zu Jahr mehr 
der Umstand, daß die Kirche fast allerwärts den innern Menschen zu beschäftigen, 
zu fesseln und mit kirchlicher Ruhe und göttlichem Frieden zu erfüllen aufgehört 
habe. Denn nicht lebensfrische, widerstandsfähige Menschen, sondern elende und gehor 
same Gebetlämmer, zerknirschtes Volk ohne Kraft und Willen sind für die Zwecke und 
Wünsche des herrschsüchtigen Priesters und seine Kaste die geeigneten Creaturen; der 
Pfaffe denke nur an sich und Welt wie Menschen seien ihm nur seinetwegen da. 
Dr. Panl Niemeyer theilt sein Schriftchen in sechs Abschnitte, wovon 
der erste, die Einleitung, den Leser mit der Geschichte der Sonn 
tagsfeier bekannt macht, die bis auf Moses und L y c u r g zurückgeht. 
Im zweiten Abschnitt schildert Verf. „das organischeGet riebe des 
menschlichen Körpers", und zwar legt er zuerst bte Bedeutung der Haupt- 
organe im Einzelnen, darauf in ihrem Zusammenhange mit dem Ganzen, dem Facit 
des Gesundheitszustandes dar, Beides mit besonderer Rücksicht auf die S ch ä d i g u n g e n, 
welche von der beruflichen Thätigkeit der in regelmäßigem Dienste arbeitenden Classen, 
seien sie nun eigentliche Handwerker oder Bureau-Arbeiter, herbeigeführt werden können, 
wenn nicht R e m e d u r durch — Sonntagsruhe eintritt. Im dritten Abschnitt: 
„Diätetische Folgerungen" überschrieben, sagt Verf., daß es kein Mittel, 
sondern nur eine Methode giebt, gesund zu bleiben, und diese Methode heißt: 
Körperpflege, zu welcher erst recht die Sonntagsruhe gehöre, die just als die 
„ Erhalterin des L e b e n s " gepriesen werden müsse. Er verzeichnet die im 2. Ab- 
schnitt als nothwendige Folgen ununterbrochener Arbeit weitläufig entwickelten 
Schädigungen kurz wie folgt: 1) Verkümmerung der Sästemischung und der Blut 
farbe; 2) Anhäufung von Erstickungs- und Ermüdungsblut; 3) Staubhusten und trockener 
Husten; 4) Mangelhafte Lungen- und Muskelventilation; 5) Rückstauung des Pulsader 
blutes und gesteigerter Blutdruck, Neigung zu Blutsturz; 6) Stockung des B l u taderblutes, 
Hämorrhoiden und Krampfadern; 7) Abstumpfung der Sinne und des Geistes, Neigung 
zu Trunksucht, und sagt: daß die vereinte Wirkung dieser Schädigungen dahin gehe, 
— die (Elasticität des ganzen Körpers rascher abzunützen, wodurch die 
Lebenskraft und mit dieser die Arbeitsfähigkeit, mittelbar auch die L e b e n s- 
d a u e r überhaupt, abgekürzt werden. 
Bezüglich der „Elasticität" definirt der Verf. den Begriff des Wortes 
einfach unter Hinweisung auf ein Gummiband, welches durch anhaltende 
starke Ausdehnung die elastische Eigenschaft rasch verliere, während es bei 
nur mäßiger Ausdehnung und zeitweiligem Nachlassen längere Zeit hindurch 
dieselbe bewahre; gerade so verhalte es sich mit der Lebenskraft beim Menschen 
und Thiere , welche nur bei müßiger Anspannung mit zwischenliegenden Ruhe 
pausen lange ausreiche! 
Im Einklang mit anderen Naturforschern sagt nun Verfasser: 
„Der Zeitraum, in welchem die Spannkraft des mensch 
lichen Körpers durch das Einerlei beruflichen Dienstes erschöpft 
wird und eine volle Pause des Nachlasses erfordert, beträgt 
6 Tage; der 7. Tag, ebenfalls mit Arbeit verbracht, bewirkt 
Überspannung und dadurch allmäligen Ruin der activen Spann 
kraft." 
Wird er dagegen der Erholung gewidmet, so erweist sich gerade diese Spann 
kraft als eine Stärke unseres Körpers und eine Garantie für weit bedeutendere Aus 
dauer, als sie der leblosen, mit der Zeit sich abnutzenden, M a s ch i n e eigen ist. Der 
Körper, anstatt m ü r b e zu werden, wird vielmehr zäh, die Arbeit selbst wird zum 
S t ä h l m i t t e l und erweist sich gesünder, als M ü s s i g g a n g. Der Normalmensch, 
der allen Organen das richtige Maaß von Arbeit und Ruhe zutheilt, kann sein Leben 
auf 100 Jahre bringen, aber seine Parole müsse lauten: „Der Sonntag ist der 
Ruhetag des Menschen!" 
Im 4. Abschnitte „Wie soll die Erholung geschehen?" wird gesagt, daß 
dieselbe durchaus nicht im passiven Nichtsthun bestehen dürfe, sondern
	        
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