Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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geseifte, Oberhaut (epidermis), die untere, mit Nerven und Blutgefässen 
ausgestattete, Lcderhaut (cutis) genannt wird. 
Die Oberhaut gehört ihrer Struetur nach zu dem sogen, geschichteten 
Pflaster-Epithel, d. h. einem aus einer viereckigen oder plattrundlichen 
Zellenlage bestehenden Gewebe, wobei die Zellen in mehren Schichten über 
einander liegen und dadurch ein dem Straßenpstaster ähnliches Ansehen haben. 
Man unterscheidet an ihr eine obere oder äußere freie Lage, die sog. 
Hornschicht, welche trocken, hart und durchsichtig ist, und eine innere oder 
untere, der Lederhaut aufsitzende Fläche, die sog. Schleimschicht, aus einer 
Anhäufung saftreicher, weicher, undurchsichtiger Zellen bestehend. Beide Lagen 
werden aus Zellen gebildet, die sich nur durch ihr Alter unterscheiden, sowie 
durch die mechanische Eigenthümlichkeit, daß der nach der Oberfläche vor 
rückende Zelleninhalt alsbald au der Luft vertrocknet, sich zu einer hornigen 
Masse umwandelt und fortwährend abgestoßen wird, wo nämlich die nothwen 
dige Hautpflege durch Reibungen, Waschungen und Wäschewechsel stattfindet. 
Die tiefste Lage dieser Schleimschicht bezeichnete mau früher, oft auch 
jetzt noch, nach dem angeblichen Entdecker, als m a l p i g h i s ch e s Schleim 
netz, weil angeblich eine besondere Schicht bildend, was aber nicht der 
Fall ist, da das ganze Gewebe eine gleichmäßige Zellenlage darstellt. Die 
Epidermis ist nirgends durchlöchert oder porös, wie man früher ange 
nommen, wohl aber schmiegt sie sich in überall genau anschließendem Ueberzuge 
allen Erhabenheiten der Lederhaut gleichmäßig an, dringt in alle Grübchen und 
Furchen ein, welche durch die Poren der Hauttalgdrüsen, Haarbalg- und 
Schweißdrüsen gebildet werden, und kleidet die Wandungen dieser Gebilde 
sorgfältig aus; die unterste Fläche der Epidermis ist deshalb der genaue Ab 
klatsch der Lederhautoberfläche. 
Die Lederhaut besteht der Hauptmasse nach aus Bindegewebe, dessen 
Fasern einander mannigfach durchkreuzen und filzartig durcheinander gewirkt 
erscheinen, weshalb namentlich die tiefere Schicht sich als weißes, grobes und 
dichtes Fasergerüst darstellt, während die eine Menge von Gefäßen und Nerven 
fasern führende obere Schicht ein sehr zartes, feines Gewebe von röthlicher 
Farbe besitzt, welches in Gestalt kleiner Hervorragungen der sog. Gefäß 
wärzchen oder Papillen die äußerste Fläche der Lederhaut bekleidet. In 
den untersten Lagen findet man wieder lockere Bindegewebsstränge, die ohne 
scharfe Grenze in das meist fettreiche Unterhautzellgewebe übergehen; dieses 
Fettgewebe bildet gleichsam ein Polster für die darunter liegenden Partien und 
verleiht den Gliedern Ebenmaaß, Fülle und Rundung, hält auch als schlechter 
Wärmeleiter die Körpertemperatur beisammen und bietet so den tiefer liegenden 
wichtigen Organen einen Schutz gegen schädliche Erkältung; daher kommt es 
auch, daß fette, dicke Personen nicht so leicht frieren, wie magere. Die Dicke 
der Lederhaut ist verschieden, namentlich an Fußsohlen und Handflächen ist 
dieselbe bedeutender, als an anderen geschützten Siellen. 
Die Absonderungsorgane oder Drüsenkörper, welche in die Leder 
haut eingebettet sind, und die Produete ihrer Absonderung durch besondere 
Canäle auf die Oberfläche ergießen, sind folgende: 
1) Die Talgdrüsen; dieselben liegen oberflächlicher und stellen sich dar 
in Form länglich runder, kleiner, einfacher oder traubenförmiger Säckchen, 
welche mit einer Einbiegung der Oberhaut und tiefer mit einer zarten, fettab 
sondernden Zellhaut ausgekleidet und entweder einzeln vertheilt sind oder zu 
mehren einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang haben. An Form und Größe 
sind sie jedoch sehr verschieden, ebenso ihre Ausführungsgänge; an manchen
	        
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