Was der Verf. sonst noch in dieser Einleitung über Vegetarianismus
und Impfung vorbringt, kann ich füglich als barockes Zeug übergehen und
ihn zu seiner Belehrung blos auf die Schriften über diese Themate ver
weisen, worunter z. B. das größere Werk über die Jmpffrage seines appro-
birten Collegen Prof. Dr. Germann ihm Stoff genug liefert, und neben
„Schlickeysen, Obst und Brod" mag er nochmals durchlesen, was ich im
N.-A. Jahrgang 1871 über „Vegetarianismus" geliefert, ferner was sein
College Dr. Holub an Prof. Dr. Hyrtl in Wien geschrieben und dieser mir
znm Abdruck im N.-A. (1875, Nr. 6 geschehen) geschickt hat, dann wird er
gestehen müssen, daß der Doctrinarismus mehr in seinem eigenen Schädel,
als in dem meinigen, spuckt, der stets ein offenes Auge für Alles hat, was
in der hygieinisch-therapeutischen Frage nur immer Gutes und
Rationelles auftaucht, während er, Dr. C., nur den alten störrischen Schimmel
Allopathie und zur Abwechslung nebenher noch ein klein wenig den gelehrigen
lammfrommen Pony „Naturheilkunde" reitet!!
Nun zu dem instructiven Buche selbst, das nach seines Verfassers An
sicht das erste und beste seiner Art für wißbegierige Aerzte sein soll!!
Im ersten Theil, mit der Uebcrschrift „Physiologische Begründung
der Thermotherapie im Allgemeinen" theilt uns der Verf. auf 34 Seiten
mit, wie er in seinem Kopfe die wissenschaftliche Erklärung über die wirk
same Potenz des Wasserbades gefunden habe! Er sagt uns in dieser Be
ziehung, daß das Nervensystem die Erscheinungen des Gefühles und der
Bewegung veranlasse, wie auch die des Denkens und Wollens, ja daß so
gar die rein chemisch-physikalischen Processe unter seiner Botmäßigkeit
stehen, und daß die dem Nervensystem eigenthümliche Kraft mit der Elektricität
Einerlei sei!
Wenn man sich eines Vergleiches bedienen wolle, so könne man sagen,
daß das Nerven sy st em die Regierung darstelle, ohne welche im Körper
Nichts geschehen könne und dessen jeweiliger Zustand daher die Kraft oder
Schwäche des Lebens eines Individuums darstelle. Mit dem Wasser habe
man es in der Hand, durch Beeinflussung des Ne rven syst eines alias Re-
g i e r u n g die Widerstandskraft eines Individuums zu erhöhen, von
deren jeweiliger Beschaffenheit der Gesund heitszu st and desselben abhängig sei
und zwar geschehe dies auf nachstehende Weise. —
Durch die Forschungen eines DnBoisEeymond (Professor in Berlin)
sei nachgewiesen worden, daß im ganzen Nervensystem, so lange das Leben be
stehe, eine e l e c t r i s ch e S t r ö m u n g in einer gewissen Richtung stattfinde und
zwar in dessen winzigen Moleculen, welche sich verschieden gruppiren,
je nachdem ein Reiz auf dieselbe einwirke; solcher Reize gebe es fünfer
lei, nämlich: psychische, chemische, e l e c t r i s ch e, mechanische und
thermische oder Temperatur reize. Die Physik lehre nun, daß die
Wärme ausdehne und die Kälte zusammenziehe, demnach müsse
jede Temperaturschwankung in gewissem Grade das moleculare Gleich
gewicht der Nerven stören, oder mit andern Worten: dieselben erregen
— zur Thätigkeit veranlassen!
Es sei darum klar, daß es nicht der zu Prießnitz's Zeiten ange
nommene Wassergeist sei, dem die verschiedenen Wirkungen eines Wasser
bades auf den menschlichen Körper zugeschrieben werden dürfen, sondern
lediglich dem Einflüsse des Nervensystemes, welches durch die verschiedene
Temperatur des Wassers auch verschiedenartig erregt werden könne und