Volltext: Der Naturarzt 1876 (1876)

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pfehlm; auch eine Stallprobe resp. Viehbeschau (wegen Erkrankung, fehler 
hafter Fütterungsart, unreiner Haltung der Thiere, mangelhafter Einrichtung 
der Ställe rc.) dürfte in vielen Fällen angezeigt sein, welche von Thierärzten 
vorzunehmen wäre; die Einrichtung von Musterkuhställen nach dem Vor 
bilde der in Breslau und Stuttgart existirenden Institute, woselbst gegen 
erhöhten Preis eine zuverlässig reine und gesunde Milch geboten werde, sei 
dringend zu empfehlen. Zur Erleichterung für die Sachverständigen bei den 
Milchrevisionen sei nothwendig, daß bestimmte Normen über den zulässigen 
Minimalgehalt der Milch an festen Substanzen und Fett, resp. über die Grenzen 
des spezifischen Gewichtes und die erforderliche Rahmmenge aufgestellt werden; 
hier müsse gleich betont werden, daß das Entrahmen der Milch ebenso ver 
werflich, wie das Wässern sei und ungekochte Milch sehr oft der Träger 
von Krankheitskeimen, insbesondere der Perlsucht (s. „N.-A." 1875, Nr. 7), 
weshalb rathsam, die Milch vor ihrem Genusse stets abzukochen! 
Eine ebenfalls lebhafte Debatte veranlaßte die Frage bezüglich der Ge 
fahren, welche der Gesundheit der Menschen von kranken Hansthieren 
drohen und die zu ihrer Bekämpfung gebotenen Mittel. Res. Pros. Dr. Bol- 
linger aus München bemerkte: Leider sei das Publikum hierin noch wenig 
aufgeklärt, obgleich die z. B. bei den Hunden sehr häufig vorkommende 
Blasenwürmer-Krankheit eine der gefährlichsten sei. Die Uebertragung 
dieser scheußlichen Krankheit auf den Menschen, die eine hohe Sterblichkeits 
ziffer im Gefolge habe, sei durch den vielfachen innigen Verkehr der Menschen 
mit den Hunden eine sehr häufige (?), da bei Kindern und auch Erwachsenen 
die Unsitte des Küssens, ja sogar des gemeinsamen Speisens und Schlafens 
mit ihnen vorkomme. Bezüglich der Hnndswnth, dieser schrecklichen und 
immer häufiger werdenden Krankheit, solle der Verein für baldmöglichste Aus 
führung folgender Maßnahmen wirken: 
1. Möglichste Verminderung der Hunde durch h o b e H u n d e st e u c t. 
2. Zweckmäßigste H u n d e o r d n u n g, wobei namentlich auf Bezeichnung jedes 
Hundes mit einer Marke, die den Namen des Besitzers und dessen Wohnort trägt, Rücksicht 
zu nehmen ist. 
3. Rücksichtslose Vertilgung aller wüthenden und wuthverdächtigen Thiere, 
sowie der von denselben gebissenen Hunde und anderer dem Menschen gefährlicher Thiere 
(Katzen, Füchse.) 
4. Verlängerung der Contumazzeit bei Wuthausbruch für die Dauer 
der Gefahr. 
5. Volle Verantwortlich k eit der Hundebesitzer für alle Folgen des 
Hundebisses." 
Schließlich proponirte Prof. Bollinger noch folgende Resolution: 
„Mit Rücksicht auf die große Häufigkeit und Bedeutung, welche der Rinds tu ber 
eu lose (Perlsucht) in verschiedener Richtung zukömmt, erscheint es in hohem Grade 
wünschenswertst, statistische und sonstige Erhebungen über das Vor 
kommen und die Verbreitung dieser R i n d e r k r a n k h e i t anzustellen, 
wobei gleichzeitig auf eine möglichste Sammlung aller Erfahrungen und Beobachtungen 
Bedacht zu nehmen ist, die sich auf die Aetiologie dieser Krankheit sowie auf die Schädlich 
keit und Unschädlichkeit von Fleisch und Milch tubereulöser Thiere für den Menschen 
beziehen. Außerdem sind ausgedehnte und sorgfältige Vers u che über die Frage 
von der I n f e k t i o n s f ä h i g k e i t derartigen Fleisches und d e r Mi lch 
dringend geboten." 
Eine lange Debatte veranlaßte sodann die Frage bezüglich der berechtigten 
Ansprüche an städtische Wasserversorgungen vom hygieinischen und tech 
nischen Standpunkte aus und führte endlich zu folgender Resolution: 
„Es genügt nicht, daß alles Wasser, gleichviel ob dasselbe als Trinkwasser 
oder zu irgend welchen andern häuslichen oder gewerblichen Zwecken verwendet werde, nur 
g e s u n d h e i t s u n s ch ä d l i ch sei, sondern die Gesundheitspflege erfordert, daß den
	        
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