Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

Kindespflcge und Behandlung der Kinderkrankheiten mit Wasser 
im Geiste der neuen Wasserheillehre" allerdings noch als Verehrer 
der Kuhpockenimpfnng nach Jenner zuerkennen, fügt aber doch hinzu, 
daß ihm die Wirksamkeit dieses so sehr bewährten Schutzmittels (?) etwas zu 
schwinden scheine, indem in diesem Dezennium 1840—50, wieder mehr 
Blattern bei den Menschen erscheinen, als in den früheren dieses Jahr 
hunderts, daß ferner deren Charakter sowohl an Heftigkeit als in ihrem Ver 
laufe und ihrer Dauer trotz der Impfung sich immer gleich geblieben, 
weßhalb auch die alte Furcht noch überall herrsche, weil gegen deren Intensität 
die Kraft der Arzneien sich nur als eine sehr geringe bewährt habe; 
dagegen müsse er nun aber gestehen, daß die Behandlungsweise mit Wasser 
allem Arzneigebrauche vorzuziehen sei, indem ihm die während seiner 14jährigen 
hhdropathischen Laufbahn gemachten Erfahrungen bei mehr als 100 
Pockenkranken bewiesen haben, daß dadurch nicht nur allen zurückbleibenden 
körperlichen Gebrechen vorgebeugt werde und der Kranke ohne alle Nachkur 
genese, sondern selbst oft dann noch zum Erstaunen Aller vollkommen gesund 
werde, wenn man bereits an seiner Erhaltung und seinem Leben zu zweifeln 
berechtigt gewesen; es seien ihm von 109 Blatterkranken nur 4 gestorben 
und auch diese nur, weil er bei zweien erst zur Zeit der bereits eingetretenen 
Gehirnlähmung, beim 3. bei schon eintretender Erstickung und beim 4. zu 
dessen Ende gerufen worden sei, nachdem seine Kräfte durch Schweiße und 
starke Blattereiterung gänzlich und durchaus erschöpft waren. 
Deine Behandlung ist dieselbe, wie oben von mir angegeben, nämlich: 
Mäßigung des Fiebers mittelst feuchtkalter Einwicklungen, Waschungen 
und Bädern, modificirt je nach der Höhe desselben, Trinken von frischem Wasser, 
reizlose Diät, Reinhaltung der Zimmerluft, leichte Bedeckung im Bette empfehlend. 
b) weä. vr. OidtNMMt in seiner „Diätetik der Pocken" nennt dieselbe 
eine harmlose Krankheit, so lange die Menschen bei der Behandlung und 
Pflege des Blatterkranken ihre Vernunft nicht geradezu verleugnen, er citirt 
dabei Prof. vr. Niemeyer, welcher in feinem „Lehrbuch der spcc. Patho 
logie und Therapie" sagt: „daß das Pocken gift sowohl in dem Inhalt 
der Pockenpusteln als in der Ausdünstung der Pockenkranken 
enthalten sei," aber in dem Abschnitte, welcher von der Behänd lug der 
Pockenkranken handelt, die durch diese Ausdünstung entstandene Luftver 
giftung stillschweigend unterschätze und in seiner therapeutischen 
Vorschrift den so nothwendigen konstanten Lttftwechscl mit keiner Silbe 
erwähne, welcher doch den w i ch t i g st e n Moment, d a s A u n d O einer 
rationellen PockenbeHandlung bilde, die sich ihm bei einer zahlreichen 
Pockenepidemie von gegen 150 Fällen glänzend bewährt habe, indem alle 
Erkrankungsfülle, in denen die Maßregel eines continuirlichen frischen 
Luftstromes streng ausgeführt wurde, sich durch eine spärliche und gelinde 
verlaufende Entwicklung der Pocken ausgezeichnet haben; das Fieber und 
die allgemeinen Erscheinungen verhielten sich in müßigem Grade und von 
kurzer Dauer und nirgends blieben entstellende Pockennarben zurück, 
wie überhaupt das Gesicht vielfach frei blieb oder nur zerstreut mit Pocken 
besetzt war, während Rücken und Beine die Hauptentwickelung gezeigt; Delirium 
wie überhaupt schwere Allgemeinerkrankungen kamen in keinem einzigen 
Falle vor. Aus den Pockenstuben, welche permanent durchlüftet 
waren, wurde die Krankheit weder in noch außer dem Hause durch Ansteckung 
weiter geschleppt; ferner sei es gelungen, viele Fälle, die gleich im Vorstadium 
erkannt und sofort ventilativ behandelt wurden, als abortive, unvoll-
	        
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