Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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kranken Thiere, eines wie das andere, ist eine Gewaltmassregcl, die 
Zwangsimpfang aber jedenfalls noch ein sehr gefährliches Experiment! Es 
werden Kranke auf Kranke gehäuft und eine solche Menge Contagium entwickelt, dass 
eher die, Weiter Verbreitung der Seuche, als ihre Tilgung in Aus 
sicht steht! ImpfungundTilgungsindsich da herschnurstracks 
entgegengesetzt! Wer tilgen will, darf nicht impfen!! Die Schafimpfung 
hat alle Phasen durchlebt; zuerst nur als N o t h i m p f u n g ausgeführt, wurde sie später 
als Yorbauungs-, ja selbst als jährliche Schutzimpfung dringend 
empfohlen, Impfinstitute wurden gegründet, Impfprämien ausgetheilt; dann 
wurde vor ihrer Ausführung gewarnt, endlich wurde sie ganz verboten und dann 
nur noch versuchsweise, mit besonderer Genehmigung, gestattet! — Es ist offenbar eine 
arge Vernachlässigung der Veterinärpolizei, wenn immer noch nicht der Irrthum 
berichtigt ist: „dass die Impfung das wirksamste Mittel zur Ausrottung der 
Krankheit und möglichst zu empfehlen sei; so lange es bleibt, wird auch Preussen 
ein Seuchen land bleiben. Das kann jeder Schulknabe begreifen! Kluge Leute 
sagen aber: Es liegt bei uns in der Luft! Das ist leider richtig! In der Luft 
liegt der Ansteckungsstoff, welchen die pockenkranken Schafe auf ihrer Heise 
verschleppen und welcher alle Jahre bei der Schutzimpfung ausgesäet 
wird. Etwas Anderes liegt auch in Preussen nicht in der Luft! — Die jährliche 
Schutzimpfung der Lämmer ist eine offenbare Sünde gegen jede gesunde 
Veterinär-Polizei! Sie ist mit den dazu gehörigen Impfinstituten nichts weiter, 
als eine Pflanz- und Brutstätte der Pocken; und überall da, wo sie eingeführt'ist, 
sind auch die Schutzpockenseuchen einheimisch geworden! Es ist daher vom 
veterinärpolizeilichen Standpunkte aus dringendes Erforderniss, die Impf 
institute zu Schliessen und die jährliche Lämmerimpfung zu verbieten! 
Jede Impfung, also auch die sogenannte Schutzimpfung, birgt allgemeine Krank 
heitsgefahren in sich! Die Impfpocken und die natürlichen Pocken sind dieselbe 
Krankheit, sie werden durch dasselbe Contagium erzeugt und erzeugen auch wieder 
neues. Die Impf- und natürlichen Pocken erfordern daher dieselben polizeilichen 
Massregeln. Es ist eine Irrlehre, dass durch die Impfung eine Ausrottung 
der Pocken erzielt werden könne, und ein grober Fehler, die jährliche Lämmer 
impfung als Schutzimpfung zu bezeichnen und zu empfehlen! Das Königreich 
Sachsen hat sich vor diesem Fehler bewahrt und sich dadurch Seuchen fr ei erhalten! 
Die Cultivirung der Pockenlymphe ist und bleibt eine Irrlehre! Die an 
der Impfanstalt zu Wien, welche 27 Jahre bestanden hat, gemachten Erfahrungen haben 
dieses zur Genüge bewiesen; es ist daher auch diese Impfanstalt im Jahre 1864 
wieder aufgehoben worden und es sollten alle diese Anstalten aus allgemeinen 
Kücksichten nicht geduldet werden! Leb er all, wo diese Impfanstalten bestehen, und 
die sogenannte Schutzimpfung einheimisch ist, da haben sich auch die 
Pocken eingenistet, sie sind zur stationairen Seuche geworden, die bald hier, 
bald dort hervorbricht! 
Professor Dr. Roloff in Halle faßt seine Erfahrnngen und die der 
preuß. Berichterstatter über die Jmpfnng der Pocken bei den Schafen in 
folgenden Sätzen znsammen: 
1) Nach der Impfung mit Kuhpocken bildet sich ebenso, wie bei der 
gewöhnlichen Schutzimpfung mit Schafpocken, ein den natürlichen 
Pocken gleicher Ausschlag. 
2) Der Verlauf und Ausgang ist bei beiden Impf arten gleich. 
3) Die Kuhpockenimpfung ist ebensowenig ohne Gefahr, wie die 
Impfung mit Schafpockenlymphe. 
4) Beide Impfarten sind mit einer Störung des Allgemeinbefindens verbunden. 
Der Polizeibehörde liegt daher die Pflicht ob, zu Ver 
hindern, daß durch die gebräuchliche Schutzimpfung ein 
stationärer Pockenhverd unterhalten wird. 
Auch die Erfahrungen vieler anderer Thierürzte stimmen mit Obigem 
überein und bestätigen, daß bei der Impfung mit Kuhpockenlymphe in 
den Heerden ein Ausbruch der natürlichen Pocken über den ganzen Körper 
erfolgte; bei der Impfung mit Kuhpockengift erkranken sogar mehr