Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

47 
oder Eiter in der Pulpahöhle oder der Alveole, durch Verdickung der Wurzelhaut, durch 
knochige Neubildung au der Wurzel selbst, wie durch verschiedene andere Ursachen entstehen 
und darum können nicht alle Zahnschmerzen über einen Leisten behandelt werden! 
Es sieht nun wohl jeder Vernünftige ein , daß R a n s s e 's Spruch „Wasser thut' s 
freilich" hier nicht am Platze ist, denn Wasser thut's hier unter allen Umständen 
freilich nicht immer und das sicherste Mittel ist, nachdem man ableitendes Fußbad, Mund- 
bad, feuchte Backenfrotlirnng, Halsumschlag, Fnßpackung re. vergeblich versucht, bei 
längere Zeit anhaltendem Zahnweh ohne Säumen zu einem ehrlichen Zahnarzt, 
nicht zu einem unwissenden, aber arroganten Zahnkünstler zu gehen, nicht um sich von dem 
selben sofort den unlieben Störenfried ausziehen zu lassen, — Gottbewahre, so hitzig muß 
man nicht sein! sondern nur, um sich von demselben sein ganzes Gebiß genau untersuchen und 
dann bestimmen zu lassen, auf welche Weise im vorliegenden Falle am schouendsten 
zu helfen ist! — Das ist nach meinen eigenen fubjeetiven und objectiven Erfahrungen der 
beste Weg, um rasch zum Ziele zu kommen! Daß man durch vernünftige Zahnpflege 
in der Jugend für gute Zähne im Alter sorgen kann, ist ganz richtig und darum 
sollten gewissenhafte Eltern sich darüber belehren lassen und dann bei ihren Kindern streng 
daranfhalten; sie werden ihnen später sicher Dank dafür wissen! 
2) Ab U. iuNyiregyhaz a. Wegen der von Herrn M e l tz e r in L e i p z i g be 
sorgten H a n d s ch r o t m ü h l e n , französisches Fabrikat, kann ich Ihnen keine bessere 
Auskunft geben, als wie Sie solche bereits in Nr. 9 und 10 des vor. Jahrganges finden, 
wo ich nämlich anzeige, daß mein Bäcker die von Herrn Meltzer verschriebene Handschrot 
mühle größter Sorte als unbrauchbar zurückweisen mußte, worauf sich Herr M. damit 
entschuldigte, daß ans Versehen eine Mühle für V i e h f n t t e r an Gr. gesandt worden sei, 
eine brauchbare Mühle für M e n s ch e n f n t t e r sandte er aber bis dato nicht ein und 
darum kann ich dieses Fabrikat auch nicht aus eigener Erfahrung empfehlen. Daß die 
durch Herrn B a l tz e r von H a r t m a n n in Nordhausen bezogene Handschrotmühle 
ebenfalls Nichts taugte und darum bereits in Ihrer Rumpelkammer auf Lorbeeren aus 
ruht, ist freilich fatal. Vielleicht dürfte Ihnen die Firma Franke in B e r l i n durch 
gefällige Vermittlung des Herrn M a y in P a n k o w (s. vorne) einen Ersatz bieten, eine 
brauchbare Handschrotmühle zu verschaffen! 
3) Ab. G. irr Klause n bürg. Sie beklagen, daß unsere gute Sache des „Natur 
heilverfahrens ohne Medizin" nur langsam vorwärts schreite und sind der Ansicht, daß 
dieser bedauerliche Umstand seinen Grund allein darin habe, daß auf den Universitäten zur 
Zeit n o ch k e i n Lehrstuhl für N a t u r h e i l k u n d e existire (außer in Wien durch 
Privatdocent Dr. Wint e r n i tz) und darum für junge Studirende der Heilkunde keine 
Gelegenheit zu deren Erlernung geboten sei, weshalb allgemein von den Freunden der 
Sache dahin gewirkt werden sollte, daß anfallen Universitäten physiatrische Lehrstühle 
und in Kliniken physiatrische Abtheilungen errichtet werden! Antwort: Ganz schön 
gedacht, allein so lange der Unfehlbare in Rom keilten Lehrstuhl für „evangelische 
Theologie" errichtet, so lange wird es der unfehlbaren Staatsheilkunde auch nicht ein 
fallen, physiatrische Lehrstühle zu errichten und so lange ferner der Staat die Aerzte 
nicht fix besoldet, sondern jeden die Heilkunde Ausübenden für seine Existenz selbst sorgen 
läßt, so lange werden einer Heilkunde die Jünger nicht zuströmen, welche besähigt ist, das 
Publikum dahin zu belehren, daß es sich nach einiger Zeit in den meisten Krankheiten 
selbst helfen kann und den Arzt nicht mehr braucht! Wovon soll dann der leben, 
der von Hans ans kein Vermögen zum Zusetzen hat? Die Chinesen und auch die 
alten Römer waren honorigere Leute, sie haben ihre Aerzte fürs Gesnndbleiben bezahlt, 
die heutigen Deutschen aber bezahlen dafür Nichts, daher liegt es im Existenzinteresse 
des ärztlichen Standes keineswegs, das Publikum sich in die Karten sehen, es sich von 
der ärztlichen Kunst emancipiren zu lassen, vielmehr es hübsch in der hygieinischen und 
und therapeutischen Dummheit zu erhalten, denn nur dafür wird bezahlt, und wie 
die Geheimmiitel-Annoncen der Tagesblätter beweisen, horrend bezahlt! Und mit wenigen 
Ausnahmen thun die Anhänger unserer Sache für würdige Vertreter derselben wenig 
oder Nichts (Prof. Oertel in Ansbach starb arm), honvriren dieselben nicht besser, 
als früher ihre Mediziner, eher noch schlechter, obgleich ihr Beruf unter Umständen ein 
mühevollerer und zeitraubenderer ist, als jener, weil ja nichts Geheimniß- 
volles dabei verschrieben wird und sie deshalb die Sache ja bald ebensogut verstehen, wie 
jene! Ich könnte ein langes Lied singen über meine unerfreulichen Erlebnisse in dieser 
Beziehung während eines langer: Zeitraumes, doch ändert das die Sache nicht im Geringsten 
und die Menschen ebensowenig, von denen ja so Viele glauben, daß man den Arzt nicht 
zu bezahlen, sondern ihm blos nach Belieben etwas zu schenken brauche, nichts 
destoweniger sind solche humane Brüder aber der Ansicht, daß man auf ihren Pfiff zu
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.