Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Ephrvn's Acker um den Preis von „400 S eh e ck c l n Silbe r" kaufte, blos 
der auf ihm befindlichen Höhle wegen und Moses, der israelitische Sanitäts- 
rath par excellente, machte seinem Judenvolke rasche Beerdigung der Todten zur 
Pflicht. Also ist Beerdigung der Todten ein uralter heidnischer Gebrauch, 
entstanden lediglich aus Gesundheitsrücksichten gegen die — Lebenden, somit 
zuerst eine sanitäre Maßregel ersten Ranges, die erst später von dem herrsch 
süchtigen und machtgierigen Priesterthum an sich gerissen und mit religiösen 
Ceremonien versehen wurde. 
Es war dieser Gebrauch bei den ersten Griechen und Römern und den 
meisten Völkern des Alterthums so in Blut und Fleisch auch des gemeinsten 
Mannes gedrungen, daß, wer eine Leiche fand,, wenigstens eine Hand voll 
Erde oder Sand auf sie warf, gleichsam um auch seinerseits einen Beitrag zu 
liefern, sie unschädlich zu machen. Wieder ein heidnischer Gebrauch, den 
das Christenthum acceptirte und bis auf den heutigen Tag beibehielt. 
Vom Beerdigen ist nur ein kleiner Schritt zur Confervirung der 
Leichen, indem man beobachtete, daß bei längerem Liegen im heißen 
Sand der Wüsten oder in der trocknen warmen Luft mancher 
Höhlen die Leichen zu natürlichen Mumien präparirt, d. h. dieselben der 
maßen ausgedörrt wurden, daß sie nicht weiter der Verwesung anheim 
fielen; dasselbe bemerkte man auch bei scharfer kalter Luft, wodurch die 
Verwesung der Körper ebenfalls verhindert wird und dieselben auch langsam 
eintrocknen. Diese beiden Erscheinungen mögen nun die Menschen in Ländern, 
wo man wegen Erstarrung der Erde oder wegen Überschwemmung die Leich 
name nicht wohl beerdigen oder wegen Holzmangel re. nicht verbrennen konnte 
und sich doch vor den schädlichen Folgen ihrer Fäulniß schützen wollte, auf die 
Idee, diese natürliche Mumificirung k ü n st l i ch nachzuahmen, gebracht haben, was man 
mittelst Ein b alsamirung zu erreichen suchte, indem man das Gehirn ent 
fernte, die Eingeweide herausnahm und den übrigen Körper mit Natron- 
salzen re. tränkte, hernach alle Hohlräume mit aromatischen Stoffen und Harzen 
ausfüllte und zuletzt den Körper wieder schloß und luftdicht mit harzgetränkten 
Binden mit Ausnahme des Gesichts umwickelte, wodurch derselbe nach einiger 
Zeit eine feste Masse bildete. Bekannt ist, daß die so mühsam erbauten 
Pyramiden Nichts Anderes, als die Kirchhöfe, die Aufbewahrungsorte für die zu 
künstlichen Mumien präparirten Leichname der egyptischen Könige und ihrer 
nächsten Abkömmlinge sind. Diese Mumificirung verstanden übrigens außer 
den alten Aegyptern, Perstern und Aethiopiern, auch die Bewohner der kanarischen 
Inseln, die Mexikaner und Peruaner, dagegen findet man nur wenige Spuren 
davon bei Indiern, Chinesen und Japanesen, ebenso bei den alten Griechen, 
Römern und Germanen, welche in der Blüthezeit ihrer Kultur alle mehr die 
Verbrennung der Leichen executirten. Ja schon 400 Jahre vor Christus 
findet man dieses Verfahren bei den Griechen, bei den. Römern zur Zeit der 
Triumvire; bekannt sind ja die römischen Columbarien, unterirdische 
Grabkammern, mit reihenweise über einander angebrachten Nischen zur Aus 
nahme der Aschenkrüge (seltener der Steinsärge — Sarkophagen). Bei den 
Juden war zur Zeit CH r i st i das Begraben üblich und bei vornehmen 
Personen das Beifügen von aromatischen Stoffen, aber wohl nur, um den 
Insektenfraß zu verhüten; das Einbalsamiren kannten sie nicht; mit 
der Ausbreitung des Christenthums verdrängte das Begraben ohne triftigen 
Grund das Verbrennen mehr und mehr, so daß man im ganzen Mittelalter 
bis auf den heutigen Tag nur das Einsargen der Leichen kannte; blos die
	        
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