Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Begraben ober Verbrennen? 
Was ist — hygieinischer und rationeller? 
Vom Herausgeber. 
Motto: 
Bald ist's vorüber, und der Erde geb' ich, 
Der ew'gen Sonne die Atome wieder, 
Die sich zu Schmerz und Lust in mir gefügt — 
Und von dem mächt'gen Tai bot, der die Welt 
Mit seinem Königsruhm füllte, bleibt Nichts übrig, 
Als — eine Hand voll leichten Staubs! 
So geht der Mensch zu Ende! 
Und die einzige Ausbeute, die wir aus dem Kampfe 
Des Lebens wegtragen, ist die Einsicht in das Nichts 
Und herzliche Verachtung alles dessen, 
Was uns erhaben schien und wünschenswerth! 
Fr. y. Schiller, in der „Jungfrau v. Orleans". 
Wie lakonisch, aber doch vortrefflich schön, und wie so wissenschaftlich 
ichtig beschreibt hier S ch i l l e r's großer Geist das Finale des Lebens 
und zugleich den Vorgang des Todes im menschlichen Körper; also der 
Erde und der Sonne (resp. Luft) sollen wir (je bälder, je lieber), die 
Atome der 14 Grundstoffe und ihrer Verbindungen wieder zurückgeben, aus 
denen unser Körper organisch aufgebaut, erschaffen ist und die Erde bekommt 
strenggenommen blos — eine Hand voll leichten Staubes! 
Bekommt die Erde und die Sonne ihren Antheil aber bald und in 
Gas- und Staubform bei der B e e r d i g u n g? Nein, keines von beiden, erst 
in langer, langer Zeit bekommen bei dieser Leichenbehandlung beide den 
ihnen gehörenden Antheil und doch ruft uns der Dichter zu: Bald soll's 
vorüber sein und zur Erde und Sonne die Atonie zurückkehren, die 
von ihnen stammen! Damit ist das Urtheil über die Beerdigung aber schon 
a priori gefällt! Gestatten wir uns gleichsam als Prolog eine historische 
Rückschau, wie es mit der ersten L e i ch e n b e s o r g u n g — ob Be 
erdigung oder Verbrennung — in grauer Vorzeit sich verhalten hat; wir 
kommen dann am sichersten zur Beantwortung unserer Frage, nämlich zu der 
der Jetztzeit am besten und nach allen Richtungen hin entsprechenden Leichen- 
behandlungsart. 
Was sagen die ältesten Urkunden von den ersten Menschen über die 
Behandlung ihrer gestorbenen Kameraden? Nichts; es läßt sich aber annehmen, 
daß, sobald mehre Menschen, Familien, Stämme bei und mit einander lebten, 
sie sicher auch gewahr wurden, namentlich in tropischen Ländern, daß faulende 
organische Wesen und Substanzen — sei es nun Mensch oder Thier — 
widerlich rochen, resp. stanken und darum werden sie entweder die Leichname 
aus ihrem Bereiche möglichst weit entfernt oder sich selbst von solchen Stellen 
wegbcgebcn haben und endlich darauf gekommen sein, gemeinschaftlich faulende, 
stinkende Leichen in möglichst abgelegene Gegenden, in Höhlen zu schleppen oder 
solche doch mit Blättern, Saud, Erde oder Steinen (Hühnengräber) zu bedecken. 
Dies mag wohl der allererste Anfang der Leichenbcstattung gewesen sein, ihre 
Beisetzung in Höhlen, oder in's Meer, Flüsse, wie es jetzt noch bei manchen 
Völkern geschieht und zuletzt unter die Erde, weil die mühsamste Art von 
allen! Im Moses liest man, daß Abraham nach' dem Tode Sarah's
	        
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