Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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eine nasse Abreibung mit in +16° E. Wasser getauchtem Handtnche des ganzen Körpers 
beim Aufstehen im erwärmten Zimmer, Abtrocknen, Ankleiden und Promenade 1 / 2 Stunde 
im Freien, wobei Patient nüchtern 1 Glas frisches Wasser in Echten Zügen trinkt, nach 
der Rückkehr bekommt er als Frühstück — 2 Tassen frische, etwas erwärmte Milch und 
Schrotbrod, dann kann er in die Schule gehen, wenn Sie nicht vorziehen, ihn 4 Wochen 
lang Zwecks einer gründlichen Cur zu Hause zu behalten; dieß angenommen, würde ich ihn 
um 11 Uhr ein Sitzbad von + 22 0 K., 15 Minuten Dauer mit Frottiren des Leibes 
und untern Rückens nehmen und dabei ein Glas Wasser trinken lassen, dann wieder 
1 Stunde in's Freie gehen, bis zum Mittagsessen; dazu geben Sie ihm jetzt kein 
Fleisch mehr, sondern blos in Wasser gekochte frische und trockene Gemüse, Mehl- und 
Eierspeisen und Compote. Drei Stunden nach Tische lassen Sie ihn das Sitzbad wieder 
holen, darauf abermals eine Stunde spazieren gehen, nicht rennen, und dabei öfters 
stehen bleiben und tief Athem holen — durch die Nasenlöcher. Zum Abendbrod geben Sie 
ihm süße oder saure Milch mit Schrotbrod oder auch blos rohes und gekochtes Obst, trotz 
des allopathischen Verbotes, mit Schrotbrod und wenig Butter. Bei Schlafengehen legen 
Sie ihm eine zweifache feuchte Leibbinde um. So etwa die Ouvertüre der Behandlung; 
nach 14 Tagen wollen Sie mir das Resultat der Harnuntersuchung und den Erfolg dieser 
Behandlung melden, dann kann der erste Aet beginnen. 
Ab. in Paderborn. Ihre feuchte Wohnung ist schlimm, da Sie sie nicht wechseln 
können, müssen Sie mehr heizen und dabei lüften und — Sie selbst mehr in's Freie 
gehen; des Abends 2 Gläser Lagerbier sind zuviel für eine hockende Person wie Sie, auch 
dreimal täglich C a f f e e ist vom Uebel. Beim Schlafengehen empfehle feuchte Compresse 
um H als uud Leib mit trockner Bedeckung und Morgens früh in warmer Stube feuchte 
Abreibung des ganzen Körpers und darauf gut angezogen einen Gang in's Freie, nach 
Tische ebenfalls einen solchen und Abends wieder und auf den Sommer Flußbäder; mehr 
Zeit können Sie ja leider nicht auf Ihre Körperpflege verwenden. 
Abtin. in Dresden. Sie haben Angst, gegenwärtig bei Nacht das Fenster im Schlaf 
zimmer offen zu lassen, weil der kalte Luftzug für die transpirirende Kopfhaut und Gesicht 
nachteilig und daraus leicht Kopfgicht und Rheumatismus entstehen dürften. Antwort : 
Wenn Sie das Bett nahe am Fenster stehen haben und zwischen zwei Bergen von Federn 
liegen, dann freilich mögen Sie Nachts schwitzen und der frische Luftstrom nicht Vortheilhaft 
sein; wenn Sie aber das Bett im Hintergrund des Zimmers aufstellen, auf Matratze und 
unter Wolldecken re liegen, erst einen obern Fensterflügel offen stehen lassen, dann ge 
wöhnen Sie sich bald an das Schlafen bei frischer Luft und werden blos Nutzen davon haben. 
Ab. in Berlin. Sie vermissen in Nr. 11 und 12 vor. Jahres bei den Erkältungs 
krankheiten die Behandlung kalterFüße. Antwort: Fortwährend kalteFüße 
bei älteren Personen gehören nicht unter Rubrik „Erkältungskrankheiten" und daher 
ließ ich dieses Capitel unberührt, auch ist im N.-A. früher schon einigemal diesbezüglich 
Rath ertheilt worden. Eine Chablone dafür giebt es nicht, denn es kommt viel auf das 
Alter und die Beschäftigung des Individuums an; am besten ist es, man sorgt im S o m m e r 
für Belebung der Reaetionsthätigkeit mittelst Sonnen-, Luft- und Wasserbäder 
und Gymn astik, man setzt solche Behandlung nach Thunlichkeit dann auch im Winter 
fort , hernach wird die Bluteireulation in den Beinen und Füßen eine lebhaftere sein und 
mit dem Blute auch Wärme in diese Extremitäten gelangen; einstweilen probiren Sie 
die F u ß d a m p f b ä d e r mit darauffolgender nasser Abreibung , wie sie im N.-A. 1872, 
Nr. 1. Schluß, empfohlen sind. 
Ab. in Würtsch. Ihr Wunsch soll erfüllt werden; allerdings hat mich damals der 
Bericht des Veget. Vereinstages daran verhindert. 
Ab. in Clausenburg. Ich werde nächstens das von Ihnen schon voriges Jahr angeregte 
T h e m a über noch fehlende praktische Natur ärzte berühren. ^ 
Ab. in Chemnitz. Mit Schluß des laufenden Jahrganges werde ich ein alphabetisches 
Generalregt st er über meine 5 Jahrgänge des N.-A. bringen; im Uebrigen meinen 
schönsten Dank für das gesandte zuckrige Material, das ich bestens verwerthet habe! 
Zur Beachtung für die hiesigen Leser! 
In nächster Nummer werde ich den im Dresdner Anzeiger vom 80/1. geschehe 
nen Angriff von Seite der jüngeren Schaar der hiesigen sub Firma „Genossenschaft 
Dresdner Aerzte"' schreibenden Aeskulapssöhne nach Gebühr zurückweisen. 
G. W. 
Selbstverlag des Herausgebers: Rosenweg 63. — Druck von Julius Reichel in Dresden. 
Für den Buchhandel zu beziehen von Theobald Grieben in Berlin.
	        
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