Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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Jeder Diätfehler sei mit Bildung von Magensäure verbunden, doch vermöge 
der Organismus diese ^Unordnung der ersten Arbeit“, längere Zeit 
leicht zu bewältigen, auf die Dauer aber nicht und darum behaupte er: dass die 
Säurebildung im Magen und die dadurch hervorgerufene Alte 
ration des Sonnen gesiechtes diejenigen Momente seien, die 
einer abnormen Zuckerbildung im Blute der Diabetiker stets 
vorhergehen! 
Wie gross die Verdauungsstörung beim Diabetiker ist, beweise der 
enorme Hunger und der unlöschbare Durst, an denen er leidet, und dass 
selbst bei den grössten Quantitäten an Speise und Trank, die er ver 
schlingt, die Abmagerung immer grösser wird und er meistens 
factisch des Hungertodes stirbt! Wie er, so kränkeln und verhungern 
unendlich viele Menschen, nicht weil sie zu wenig geniessen, sondern weil ihre 
Verdauungsorgane der verderblichen ,,Stärkungsmetbode" zu Liebe ruinirt sind, 
durch die Qualität und Quantität der zugeführten Speisen ohne Rücksicht auf 
ihren Verbrauch; denn der Mensch lebt nicht von dem, was er geniesst, 
sondern Von dem, was er verdaut; und gilt darum in diesem Sinne vom Diabetiker: 
er producirt nicht Zucker von dem, was er geniesst, sondern von dem, 
was er nicht verdaut! 
Als zweiter Factor, durch den der im Blute vorhandene Zucker vermehrt oder 
direct im Uehermaass erzeugt werden könne, sei die Störung in den Functionen 
der Respirationsorgane, indem jede Einwirkung auf den Körper, durch welche Kohlen 
säure in das Blut geführt oder durch Behinderung des Athmungsprozesses (der 
Verbrennung) darin zurückgehalten wird, unter gegebenen Bedingungen Zucker 
im Organismus erzeugen kann. Zu den täglichen Schädlichkeiten, welche zu 
dieser Erkrankung disponiren, gehöre vor Allem der Aufenthalt in der schlechten 
Luft geschlossener Räume, Schlafzimmer, Bier locale etc., 
namentlich der mit Gas erleuchteten Zimmer etc. Wie für jede Pflanze hält 
Düring noch mehr für jedes athmende Wesen das Kohlen gas, als 
Beleuchtungsmittel der Zimmer, für die verderblichste Erfindung der 
Neuzeit, da seine V erbrennungsproducte, wie das unbemerkt entweichende 
Gas dem Organismus gleich feindselig seien! — Demnach führt also durch 
Behinderung des Athme ns, wobei die Kohlensäure im Blute zurück 
gehalten wird, deren Anwesenheit zu direct er Zucke rbildung. 
Als dritter Factor der Zuckervermehrung oder Zuckerbildung im Blute 
komme endlich zu den Folgen der gestörten Lungenthätigk eit noch die der 
behinderten Hautthätigkeit; ein constantes Symptom bei allen Diabetikern 
sei eine trockene Haut und da bekanntlich Lungen und Haut beim Gesunden 
etwa 5 /8 alles dessen ausscheiden, was er geniesse, so lasse sich vermuthen, wie gross 
die Menge der Kohlenhydrate sein müsse, welche hei dem Diabetiker durch 
diese Unthätigkeit der Haut im Blute zurückbleiben. 
Auf betn Wege der Physiologie wie au der Hand der E r f a h r u u g 
ist Düring nun zu dem Resultate gelangt: daß, sobald das Auftreten von 
Zucker im Harn dessen anormale Bildung im Körper bekundet, stets 
Störungen der Digestions-, Res Pirations- und Cireulations- 
Organe vorhergehen und mit demselben sich bemerklich 
machen. Er hält darum auch die Verdauungsorgane für denSitz 
der Krankheit und meint, daß alle Ursachen, welche einen Magen 
katarrh hervorrufen, durch den perverse Thätigkeit des Sonnengeflechtes be 
dingtwird, die Veranlassung zur Zuckerbildung (M e l i t u r i e) im menschlichen 
Organismus sein und Diabetes (Polyurie) mit den Erscheinungen der all 
gemeinen Ernährungsstörung (gestörten Stoffwechsels) zur Folge 
haben können! 
Um wie viel klarer und einleuchtender ist nicht dieser Düring'sche Ver 
such einer Definition der Entstehung und Ursache des Diabetes, als das 
gelehrte Niemeyer'sche Professorate Nichtswissen und das Kronser'sche 
Verdammungsurtheil eines Organes (der Leber), welches an der ganzen Geschichte 
unschuldig ist. Auf Grund dieser ächt wissenschaftlichen Anschauung und
	        
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