Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

2) Die Bekleidung der Kinder soll in keinerWeise beengend über Brust 
und Schultern uttfr über den Rücken nicht allzuweit sein; Unterjacken 
sollen ohne Acrmel und nur durch breite feste Bänder, welche nicht gegen die 
Oberarme herabgleiten können, ihre Stütze haben; das Kleid soll hoch über 
die Schultern gehen lind blousenförmig sein; beim Anmessen jeglicher Kleidung 
soll das Kind angehalten werden, sich mit stark in die Höhe ausgestrecktem 
Kopfe, zurückgehaltenen Schultern und ausgespannter Brust hinzustellen und 
einige Mal tief einznaihmen. Die ob erste Oese im Mädchenkleide und nament 
lich der oberste Knopf in den Knabenjacken seien gewöhnlich mehre Zoll z n 
e n g gesetzt und tragen somit sehr dazu bei, den Kopf und die Schultern nach 
vorn zu neigen, runde Rücken und eingesunkene Brust hervorzubringen. Auf 
das Gesagte könne nicht ernstlich genug aufmerksam gemacht werden, denn das 
Nichtbcachten dieser Regel sei größtentheils die Ursache zu Rückgratsverkrümmungen, 
Schiefheit, schlechter Haltung, Plattbrüstigkeit und Athmnngsschwäche. 
3. Beim längeren Tragen und Umherführen der Kinder sei man auf 
merksam, daß dasselbe nicht immer auf demselben Arme oder mit derselben 
Hand geschieht, sondern daß zur Vermeidung von zu langem Andauern des 
Kindes in ein und derselben Stellung ein öfterer Wechsel stattfindet. 
4. Das Liegen auf Federbetten ist, theils weites zur Verweichlichung 
und Erschlaffung des Organismus beiträgt, theils weil dieselben dem Körper keine 
feste Unterlage bieten und somit diesen oft zu einer krummen Lage veranlassen, 
zu vermeidensteine Matratze von Roßhaar, Seegras oder Stroh ist 
immer vorzuziehen. 
5. Ränzel (Tornister), die aus dem Rücken getragen werden, muß man 
beiKindern strengstens vermeiden. DaeineAbwechslungin solchem Tragen 
nicht stattfinden kann (denn das Tragen derselben auf der Brust würde aus 
anderen leicht begreiflichen Gründen schädlich sein), so wende man deshalb ge 
wöhnliche Schulmappen oder Taschen an, die von der linken Schulter 
getragen an der rechten Hüfte liegen; der Zweck hierbei ist, auch die linke 
Schulter zu üben, da die rechte verhältnißmäßig zu viel in Anspruch genommen 
wird, dennoch sollte mit dem Tragen auch auf der rechten Schulter umgewechselt 
werden, jedoch für die rechte auf kürzere Zeit, als für die linke. 
6. Was Kinderspiele anbetrifft, so sei vor einigen zu warnen, nämlich 
dem Stelzengehen, wenn kurze Stelzen, die mit Krücken oder Griffen ver 
sehen sind, benutzt werden; solche tragen viel dazu bei die Schultern in die 
Höhe zu schieben, und einen häßlichen rnndrückigen Körperbau hervorzurufen: st 
das Gehen auf langen Stelzen dagegen sei ein Vergnügen, welches ziemlich un 
schädlich ist und man somit nicht zu vermeiden braucht. Tauspringeu und 
Ring- oder Reifschlagen ist, wenn cs viel betrieben und immer nur mit 
der einen Hand geschieht, schädlich und zur Schiefheit veranlassend, wechselt 
man aber mit den Händen um, so ist es ganz unschuldig. Ich meine — nicht 
blos unschuldig, sondern weil es in freier , frischer Luft geschieht, und 
vielseitige Bewegung^dabei ist, sehr gesund und darum sind die Kinder 
zu animiren! Zum Schlüsse empfiehlt Vers, noch Schwimmanstalten auch 
für das weibliche Geschlecht, da hiedurch nächst dem Erfrischenden des kalten 
Bades für den Gesainmtkörper noch die günstige Wirkung auf die Muskeln er 
zielt werde, der es größtentheils zuzuschreiben, daß unter den Knaben viel 
seltener Schiefheit oder Rückgratsverkrümmungen vorkommen als bei Mädchen. — 
Selbstverlag des Herausgebers: Roscnweg 63. — Druck von Julius Reichel in Dresden. 
Für den Buchhandel zu beziehen von Theobald Grieben in Berlin.
	        
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