Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

142 
länder und Amerikaner mit dem classischen Namen „Vegetarianismus" zu 
taufen beliebte) und daraufhin damals schon dem Fleisch genuß periodisch entsagt, 
aber auch die von den Wasserärzten knltivirten übrigenhygieinischenBorschrif- 
ten streng an mir selb st beobachtet und dann im Laufe von mehr als 2 Jahrzehn 
ten 1000 und mehr Andern so mündlich wie schriftlich dieselben warm als den 
einzigen wahren Lebens- und H e i l s w e g empfohlen, viel Gutes damit 
gestiftet, so manche zerrüttete Gesundheit wieder restituirt, so 
manches approbirt verloren gegebene Menschenleben dadurch ge 
rettet und mich durch alles dieses an meinen Nebenmenschen wahrlich — nicht Versündigt, 
wie der edle Herr B a l tz e r oben sagt, mir eher einen Gotteslohn, einen Para 
diesorden dadurch verdient! Es scheint, in Nordhausen päp st eltsä 1a Pio nono und es wetter 
leuchtet die Fluchmaschine schon, wie aus obigem Anathema gegen die Naturärzte ersehen 
ist! Mag HerrBaltzer die Naturärzte nur immer hübsch in Ruhe lassen! Bezüglich des gekochte n 
und schlecht ausgefallenen Mittagessens wundert es mich, daß der Vorstand noch nicht 
auf die Idee gekommen, dasselbe ganz zu streichen und Jedem aufzugeben, sich selbst sein 
Obst und Brod mitzubringen und die Versammlung in Gottes freier Natur, im Walde, 
statt in Wirthslokalen abzuhalten; das wäre ächt vegetarianisch und dürfte der Vereinskasse 
zu Gute kommen. Was schließlich den Hahn Äschen Vorschlag wegen Betonung der hygieini 
schen Seite des Vegetarianismus anbelangt, so stimme ich demselben vollkommen bei und 
habe es auch immer in meinen Artikeln gethan; ich habe mich deshalb auch sehr gewundert, 
als ich in der „Augsburger Allgemeinen" und der „Leipziger Jllustrirten 
Zeitung" gelesen, daß Herr Dock von der untern Waid einen Vortrag über „die 
Wirkung des Vegetarianismus auf die Moralität" gehalten habe; wie ich nach 
träglich nun erfahren, ist dieß aber nicht geschehen, indem Herr Dock gar keinen Vor 
trag in München gehalten, sondern ebenso wie Herr Hahn vorher wieder abreiste! 
Welcher Schuft hat nun die beiden Blätter belogen und ist das vegetarianisch ge 
handelt? Den nächsten Vereinstag beliebe der Vorstand einmal ganz nach Norden, 
etwa Hamburg, Stettin, Lübeck oder Bremen zu verlegen! 
Corrcsponden; für Alle uni» mit Allen. 
Ab. S. in Zürich: Wie mir von mehren Seiten geschrieben wird, privatisirt 
vr. Carl Munde seit einem Jahre ganz in Ihrer Nähe in Luzern; er ist jetzt zum 
3. mal verheirathet und befindet sich mit sammt seiner 20jährigen Gattin und Sprößling 
wohlauf. 
Ab. C. G., Tischlergeselle in Gei sing. Sie schicken 1 Topf Eingemachtes (Schlehen 
vom Erzgebirge) und 1 Kiste frische Gebirgsheidelbeeren und schreiben: „Gefühle 
des Dankes sind es, die mich drängen, Ihnen zu schreiben und einen vegetar. Gruß 
zu senden, denn Sie haben mir immer mit guten Rathschlägen fortgeholfen und dieß stets 
so uneigennützig gethan, wie man es wohl selten in der Welt jetzt noch findet! Mit meiner 
Gesundheit geht es jetzt viel besser, die Kräfte im Allgemeinen haben zugenommen 
und ich kann wieder Halbwege arbeiten, nur allein die Stimme ist noch nicht viel 
kräftiger geworden (im Dresdner Krankenhaus sehr oft galvanisirt, aber ohne allen 
Erfolg). Antwort. SchönÜerftDank für die 2 ächt veget. Liebes - Sendungen; es hat 
Alles gut gemundet; was das Lob hetrifft, so thut man bei so ordentlichen Leuten, wie Sie 
sich bewiesen, gerne ein Uebriges; fahren Sie nur in der Befolgung der Ihnen gegebenen 
Rathschläge mit Ausdauer fort und die vollständige Genesung wird auch bei Ihnen 
nicht ausbleiben, denn die Gesundheit will eben errungen und dann erst auch noch — 
erhalten sein! (s. Votivtafel). Es giebt 2 Klassen von Kranken, die man zur Behandlung 
bekommt, die eine möchte gerne Alles thun, um gesund zu werden, ihre Verhältnisse 
erlauben aber oft nur beschränkte Befolgung der ärztlichen Verordnungen; die andere 
könnte wohl Alles thun, ist aber zu bequem oder willensschwach, möchte gerne ohne 
Entsagung gewohnter schädlicher Genüsse gesund werden, wenn das nur so mit Geld 
abzumachen wäre, aber Prosit die Mahlzeit, das geht eben nicht so, vor dem Natur 
gesetz sind wir Alle ganz gleich, Kaiser wie Proletarier! Und das ist gut! — 
Ab. Graf Zedlwitz in Gr äsenberg. Sie sehen es ungerne, daß ich den Brief 
des Stuttgarter Herrn, resp. sein herbes Urtheil über den Vegetarianismus in 
vor. Nro. mitgetheilt habe, namentlich aber mißfällt Ihnen der Passus daselbst: „daß die 
Vegetarianer im gleichen Durchschnittsalter sterben, wie andere Menschen 
kinder" und wünschen zu wissen, woher denn dieser Herr das so genau weiß, 
vielleicht auf Grund eines reichen statistischen Materials, in welchem Falle er dasselbe 
doch im Interesse Aller veröffentlichen sollte! Antwort: Ich habe mit Bedacht den Brief 
theilweise zum Abdruck gebracht, um unsere vegetar. Pappenheimer (ich meine darunter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.