Volltext: Der Naturarzt 1875 (1875)

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hambrod empfehlen. Das Grahambrod ist der Anfang alles Vege 
tarianismus ; wir müssen einen Ersatz haben für die Fleischentsagung, auf die 
wir später hinzielen wollen. Ich habe im Laufe des letzten Jahres eine kleine 
Abhandlung über das Grahambrod, seine Zubereitung und seine gesundheitlichen 
Vortheile geschrieben, dieselbe verschiedenen Zeitungen beigelegt und ganz 
wunderbare Erfolge damit erzielt. Diese oder eine ähnliche Abhandlung 
sollte aller Orten, wenn möglich in jeder Stadt, wo Vegetarianer existiren und 
sich ein Lokalblatt zur Veröffentlichung einer solchen Abhandlung findet, abge 
druckt oder in besondern! Flugblatt solchen Zeitungen beigelegt werden 
und ich wette 10 gegen 1, alle bisherige Schwierigkeit der vereinzelt wohnen 
den Vegetarianer, sich ein gutes, empfehlenswerthes Grahambrod zu verschaffen, 
wird von Stund an gehoben und ein oder mehre Bäcker gewonnen sein, welche 
um der Concurrenz willen bestrebt sein werden, ein gutes Grahambrod her 
zustellen. Die Veröffentlichung einer solchen Abhandlung wird in den meisten 
Fällen gratis zu erlangen sein; höchstens kostet die Herstellung von 1000 Bei 
lagen des Flugblattes wenige Thaler, und die sollte wohl jeder Vegetarianer 
zur Gewinnung von einer größeren Anzahl Gesinnungs- und Tischgenossen 
daran wagen können. 
Hat man solcher Weise erst einige Dutzend Grahambrodesscr bekehrt, nun, 
dann ist nur noch ein leichter Schritt und von den Grahambrodessern sind 
auch Einige zum Vegetarianismus bekehrt. Nöthigenfalls hilft da die Ver 
öffentlichung einer Abhandlung gleich oder ähnlich der, welche ich kürzlich diesem 
Blatte gleichzeitig mit dem Aufsatz über „das beste Brod" unter dem Titel 
„die beste Diät" beilegen ließ. 
Möchte doch eine größere Zahl Vegetarianer sich veranlaßt fühlen, jeder 
an seinem Orte solcher Weise praktisch vorzugehen und was gilt's — in 
10 Jahren zählt der „Verein der Vegetarianer" nach ganz anderen 
und imposanteren Ziffern, wie heute! 
Nachschrift der Redaction. 
Da gefährlich erkrankter Patienten halber mir es nicht möglich war, zur Vereins 
tagszeit von hier abzukommen, ich auch keine Lust verspürte, die Reise nach M. jetzt schon zu 
machen, da ich eine solche Tour über M. nach der Schweiz für Mitte September bereits 
geplant hatte, so ersuchte ich den College» Th. Hahn mir einen Bericht einzusenden, falls 
er seinen beabsichtigten Besuch daselbst bewerkstelligen würde. — Herr Hahn hat meiner 
Bitte entsprochen und ich kann nun nicht umhin, meine Gedanken im Interesse unserer 
Sache hier anschließend zu veröffentlichen, welche sein Bericht bei mir erweckt hat. 
Zunächst theile ich den saubern Passus 13 des Flugblattentwurfes mit, er 
lautet: 
Her Vegetarianismus ist durchaus Kölns ärztliche Heilweise, 
soncksrn ckio Norm gesunden Lebens, folgeweise (?) freilich (?) der sicherste 
Weg, verlorene oder gestörte leibliche und geistige Gesundheit 
wieder zu erlangen (?). Er beugt einer Unzahl von Krankheiten von selbst 
vor, theils indem er den Menschen vor dem Hervorrufen solcher Leiden aus eigenem 
Verschulden behütet, theils indem er durch Bereitung gesünderen Blutes und ge 
sünderen Geistes (?) uns eine weit grössereWiderstandskraft gegen alle 
Gesundheitstörungen und Genesung (?) von vorhandenen heilbaren Krankheiten mit 
theilt. Aber der Vegetarianismus ist keine Kur; er soll nicht dem Arzt i n ’ s 
Handwerk (?) pfuschen und meinen, ohne gründliches Studium der 
bezüglichen Naturwissenschaften ein vegetarianischer (?) Arzt sein zu können. 
Selbstverständlich werden wir nur zu solchen Aerzten völliges Vertrauen haben 
können, welche kraft solchen Studiums auf vegetariani schenGrundsätz e n (?) 
fussen. 
Wahrlich, vorstehender Passus ist ein Meisterstück unvegetarianischer Phrasen 
drechslerei, aus der kein vernünftiger Mensch klug werden kann und ein Vegetarianer soll 
doch hübsch vernünftig und allgemein verständlich sich ausdrücken, aber diese Definition 
des Vegetarianismus zeugt keineswegs von Klarheit und Verständlichkeit, und wider-
	        
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